The Mavericks’ Key to Keeping Players Fresh? Blood Samples!
Dieser Artikel der New York Times aus dem Jahr 2019 verdeutlicht den Ansatz des texanischen NBA-Topteams Dallas Mavericks in der Belastungssteuerung [1]. Ein Bluttropfen, der täglich vor dem Training aus dem Ohr oder der Fingerbeere entnommen wird, versorgt die Praktiker:innen mit präzisen Informationen über Ermüdung, Fitness- und Gesundheitszustand der Athlet:innen. Je nach Ergebnis können Trainings- oder Spielbelastungen individuell angepasst werden, um eine Überlastung zu vermeiden. Wie genau die Franchise um den ehemaligen deutschen NBA-Star Dirk Nowitzki von dem im Artikel genannten Anbieter beraten wurde oder wie die Konzentrationen der fast 50 Blutmarker interpretiert und folglich die sportliche Belastung gesteuert wurde, wird dabei nicht näher erläutert. Es ist jedoch offensichtlich, dass sich die (meist kapillare) Blutentnahme zur Belastungssteuerung gerade im Spitzensport einer gewissen Beliebtheit erfreut und dass sich einige Teams einen deutlichen Mehrwert davon erhoffen.
Die Anzahl der Forschungsarbeiten im Bereich der blutbasierten Biomarker wächst seit Jahren beständig. Was in den 1980er-Jahren noch hauptsächlich Laktat und Kreatinkinase (CK) waren, sind inzwischen eine Vielzahl von beispielsweise Interleukinen oder Chemokinen, die sich bereits aus einem geringem Blutvolumen bestimmen lassen. Die Möglichkeiten zur Bestimmung blutbasierter Biomarker sind dank innovativer methodischer Ansätze wie Proteomanalysen nahezu unbegrenzt. Die Idee dahinter: Blutprobe entnehmen, Konzentration bestimmen, im Kontext des Sports interpretieren und die Belastung der Athlet:innen individualisiert anpassen. Dies entspricht dem Prinzip des Load Management (der Belastungssteuerung), also der Verschreibung, dem Monitoring und der Anpassung von sportlicher Belastung [2]. Primäres Ziel dabei ist es, die sportartspezifische Performance zu maximieren und gleichzeitig das Verletzungsrisiko zu minimieren [3].
Leider gibt es im Bereich der blutbasierten Biomarker noch keine Auswahl an Biomarkern, die als etabliert und valide im jeweiligen sportlichen Kontext gelten: Physiologische und psychologische Anforderungsprofile im Fußball unterscheiden sich von denen im Basketball und noch mehr von beispielsweise technisch-akrobatischen Sportarten. Zudem sind die meisten Blutmarker bisher nur unzureichend in wissenschaftlichen Studien über einen ausreichend langen Zeitraum in einem bestimmten Kontext untersucht worden.
Rationale zum Einsatz blutbasierter Biomarker
Idealerweise werden sportliche Belastungen ohnehin nicht allein aufgrund von Blutwerten verschrieben und angepasst. Ein Trackingsystem erfasst, wieviel sich die Athlet:innen bewegen, zeichnet Distanzen, Beschleunigungs- und Abbremsvorgänge auf und bestimmt somit den external Load (sprich: die objektiv geleistete Arbeit). Herzfrequenzdaten lassen dann etwa auf die akute und aufgrund verschiedener Moderatoren sehr individuelle physiologische Antwort (der internal Load) schließen (Abb. 1) [3].