Interdisziplinäre Zusammenarbeit

Gastkommentar

Eine auf molekularpathologischen Befunden basierende, gezielte Tumor­therapie ist heute aus der onkologischen Praxis nicht mehr wegzudenken. Ihre Ursprünge reichen bis in die 1990er-Jahre zurück, als man begann, den Einsatz von Wirkstoffen wie Letrozol, Anastrazol oder Exemestan beim Mamma-CA vom Hormonrezeptorenstatus der Krebszellen abhängig zu machen.
Aber erst mit dem Abschluss des Humangenomprojekts im Jahr 2001 nahm die Entwicklung wirklich Fahrt auf: Durch immer schnellere und präzisere Sequenzierungstechniken wurden immer mehr therapierelevante Mutationen entdeckt, deren molekularpathologischer Nachweis heute verpflichtend vorgeschrieben ist, ehe eine bestimmte gezielte Therapie eingesetzt werden darf. Noch ist ihre Zahl überschaubar, wie der nebenstehende Artikel deutlich macht. Angesichts der bisherigen Dynamik ist aber abzusehen, dass in den nächsten Jahren Hunderte neuer Mutationen dazukommen werden. Schon jetzt werden auf der Basis von Sequenzvarianten immer wieder Off-Label-Medikamente identifiziert, für die die klinischen Studien noch nicht abgeschlossen sind.
Es wird deshalb einer immer engeren Zusammenarbeit zwischen Onkologen, Pathologen und nicht zuletzt Bioinformatikern bedürfen, um in der zu erwartenden Informationsfülle den Überblick zu behalten und die für den Patienten beste Therapienentscheidung zu treffen.

Autor
Dr. med. Matthias Wenning
Chefarzt der Inneren Medizin
St. Martinus-Krankenhaus Düsseldorf
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