Hygieneaspekte
Treibstoff für den Einsatz mikrobiologischer Schnelltests lieferten in der jüngeren Vergangenheit auch verschärfte Anforderungen im Bereich der Hygiene. Sensibilisiert durch (zum Teil reißerische) Medienberichte über Todesfälle steht ein optimiertes Hygienemanagement heute ganz oben auf der Prioritätenliste der Krankenhäuser. Das kann hohen Zeitaufwand für das Personal, Mehrkos­ten beim Material sowie Erlös­einbußen durch Bettensperrung bedeuten. Nicht zuletzt darf bei Infektionen mit multiresistenten Erregern die psychische Belastung von Patienten und deren Angehörigen nicht unterschätzt werden. Deshalb spielen auch beim Hygienemanagement schnelle Entscheidungen auf Basis objektiver Befunde eine zunehmend wichtige Rolle.

Screeninguntersuchungen

Vor allem beim Screening auf MRSA (Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus) bewirken NAT-basierte Schnelltests im Vergleich zur herkömmlichen Kultur auf Selektivmedien eine Zeitreduktion. Obgleich die klassische Mikrobiologie weiterhin als Goldstandard beim MRSA-Nachweis gilt, fand diese Erkenntnis Eingang in eine KRINKO-Empfehlung „zur Prävention und Kontrolle von Methicillinresistenten Staphylococcus aureus-Stämmen in medizinischen und pflegerischen Einrichtungen“[5]. Generell kann nach Aussage der Autoren derEinsatz von Screeningmaßnahmen zu einer Senkung nosokomialer Infektionsraten mit MRSA führen, denn ohne Screening bliebe der überwiegende Teil der besiedelten Patienten unerkannt. Der Nachweis von MRSA mittels NAT-basierter Schnelltests könne demnach als vorläufige Grundlage für abzuleitende krankenhaushygienische Konsequenzen dienen, so das Bundesgesundheitsblatt. Auch als Marketinginstrument weisen einige Krankenhausträger in ihren Broschüren darauf  hin, dass in ihren Einrichtungen routinemäßig ein MRSA-Screening durchgeführt wird.

Kritisches Fazit

POC-Systeme ergänzen die mikrobiologische Diagnostik in speziellen Situationen, in denen es auf Geschwindigkeit oder Verfügbarkeit – zum Beispiel in andernfalls unterversorgten Bereichen – ankommt. Sie können aber den Mikrobiologen nicht ersetzen, da dieser neben dem Nachweis von Antigenen und Antikörpern auch eine weiterführende Diagnostik einschließlich Resistenzbestimmung, Therapie- und Hygieneempfehlungen etc. anbietet. Nicht ohne Grund betont die oben genannte Empfehlung der KRINKO, dass Schnelltests nur eine „vorläufige Grundlage“ für endgültige Ergebnisse sein können.
Auch die Brauchbarkeit der Testsysteme im Hinblick auf Sensitivität und Spezifität sowie natürlich auch Anschaffungs- und Verbrauchskosten müssen von Fachleuten kritisch hinterfragt werden, ebenso wie die Indikationsstellung, die Präanalytik – vor allem die korrekte Probengewinnung – und das Qualitätsmanagement für den Einsatz in Klinik und Praxis. Sind alle diese Voraussetzungen erfüllt, so können Point-of-Care- und Schnelltests die mikrobiologische Diagnostik und Therapie erheblich bereichern. Dabei darf aber nicht vergessen werden, dass ein Testverfahren alleine noch keine nosokomiale Infektion verhindert hat, egal wie schnell oder patientennah es eingesetzt wurde; entscheidend sind die Konsequenzen, die aus den Ergebnissen gezogen werden.

Literatur