Evolution einer Krankheit

Die hier beschriebene fakultative Präneoplasie wurde trotz ihrer Häufigkeit erst vor zehn Jahren als „monoklonale B-Zell-Lymphozytose“ (MBL) definiert[1]. Ihre kurze Historie belegt den Beitrag innovativer labordiagnostischer Techniken zur Klassifizierung und zum Staging hämato­logischer Erkrankungen.
Prinzipiell weiß man schon lange, dass Patienten mit erhöhten Lymphozyten grobschollige Kernstrukturen aufweisen können (siehe nebenstehendes Bild), doch dieser Morphologie lässt sich keine Krankheit zuordnen. Mit der Einführung der Durchfluss­zytometrie in die hämatologische Diagnostik erkannte man eine Koexpression des T-Zell-Markers CD5 auf CD19-positiven B-Zellen, die für eine Chronische Lymphatische Leukämie (B-CLL) spräche; mangels Klinik diagnostizierte man eine „beginnende B-CLL“.
Erst mit der Vierfarbentechnik (CD19, CD5, leichte Kette Kappa und Lambda) erkannte man 2005 eine monoklonale B-Zell-Subpopulation mit typischer „Leichtkettenrestriktion“ (siehe S. 163), die 2005 den Namen MBL erhielt. Im Vergleich zu „beginnender B-CLL“ ist dieser Befund für den Patienten eher beruhigend, da der Übergang in eine maligne Neoplasie nicht obligat ist.

Prof. Dr. med. Georg Hoffmann
unter Mitarbeit von Dr. med. Heinz Diem Würmtal-Labor Gauting