Opioid-Therapie in der Palliativmedizin: 24-Stunden-Hydromorphon punktet bei Wirksamkeit und Verträglichkeit

Chronische Schmerzpatienten unter Opioiden benötigen eine Substanz mit langer Wirkdauer, die ungestörten Nachtschlaf und eine gute Compliance ermöglicht sowie langfristig stabile Wirkspiegel gewährleistet. Nach einer aktuellen Auswertung des "PraxisRegisters Schmerz" der Deutschen Gesellschaft für Schmerzmedizin (DGS) schneidet dabei Hydromorphon – speziell mit einer 24-Stunden-Galenik (HAL, z. B. Hydromorphon Aristo® long) – deutlich besser ab als die vergleichbar starken WHO-Stufe-III-Opioide Morphin und Oxycodon, erläuterte Dr. Johannes Horlemann, Kevelaer, Schmerzmediziner und Präsident der DGS.

Schlüsselwörter: Opioid-Therapie, Hydromorphon

Gerade bei älteren Patienten mit verschiedensten Vorerkrankungen müsse das Wissen moderner Leitlinien, etwa der DGS (www.dgs-praxisleitlinien.de), individuell auf den einzelnen Patienten angepasst werden. Risikofaktoren wie Alter, eine eingeschränkte Leber- und Nierenfunktion und ggf. eine Osteoporose müssen dabei ebenso berücksichtigt werden wie endokrine und metabolische Störungen, der Immunstatus sowie mögliche Interaktionen mit der Begleitmedikation, erklärte Horlemann.
Speziell End-of-dose-Failures, also Wirklücken gegen Ende des Dosierungsintervalls, die anlasslos zu einer akuten Schmerzverstärkung führen und speziell im höheren Alter die Schmerz-Chronifizierung begünstigen, gelte es zu vermeiden. Eine retrospektive Studie der DGS bei 16.762 Tumorschmerzpatienten aus dem PraxisRegister Schmerz verglich die oralen Wirkstoffe Morphin, Oxycodon, Hydromorphon und das 24-Stunden-Hydromorphon HAL.

Effektive Schmerzreduktion

Alle Patienten erhielten Opioide, zusätzlich oft auch nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) sowie weitere Nicht-opioide, Antidepressiva und Antikonvulsiva. Erfolgreich im Sinne einer Dauertherapie über mindestens 12 Wochen mit mindestens 50 % Schmerzreduktion war die Gabe von Morphin bei 21,6 %, von Oxycodon bei 26 %, von Hydromorphon bei 43 % und von 24-Stunden-Hydromorphon bei 53 %. Auch die First Response,  also das Ansprechen auf die erste gewählte Opioid-Therapie, unterschied sich deutlich: Patienten, die initial mit Morphin behandelt wurden, sprachen hierauf  zu 22 % an, bei Oxycodon waren es 29 %, mit Hydromorphon 51 % und mit 24- Stunden-Hydromorphon sogar 66 %.
„Es kommt also offensichtlich darauf an, dass man bei der Therapie frühzeitig erfolgreich ist“, folgerte Horlemann. Das spiegelte sich auch in der Gesamt-
Response über bis zu 6 Behandlungsversuche wider. In der Summe musste eine Morphintherapie mit einer Erfolgsquote von 21,6 % bei 78,4 % der Patienten
(n = 5.415) abgebrochen werden, eine Behandlung mit 24-Stunden-Hydromorphon (n = 7.420) bei einer Erfolgsquote von 53,1 % dagegen signifikant seltener
(p < 0,001) nur bei 48,8 %.
Auch End-of-dose-Failures traten unter 24-Stunden-Hydromorphon (7,4 %) und Hydromorphon (20,9 %) deutlich  seltener auf als unter Morphin (31,4 %) und Oxycodon (26,2 %). Weitere Vorteile von Hydromorphon seien eine relativ geringe Cytochrom-P450(CYP)-Metabolisierung, eine geringe Plasmaeiweißbindung und die relative Unbedenklichkeit auch bei Niereninsuffizienz, so Horlemann. Zur Multimedikation bei geria-trischen und palliativen Patienten eignet sich daher nach seiner Einschätzung Hydromorphon – vor allem in der 24-Stunden-Galenik – wesentlich besser als Morphin oder Oxycodon.


Dr. Andreas Häckel

 

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