Plattenepithelkarzinom der Lunge: Kombination aus Immun- und Chemotherapie gute Alternative zur Immun-Monotherapie in der Erstlinie

Plattenepitheliale metastasierte nicht-kleinzellige Lungenkarzinome (mNSCLC) können in der Erstlinie mit dem PD1-Inhibitor Pembrolizumab als Monotherapie bei PD-L1-hochexprimierenden Tumoren ohne EGFR- oder ALK-positive Tumormutationen behandelt werden. Zusätzlich ist in der Erstlinie die Kombinationstherapie aus dem Checkpoint-Inhibitor plus Carboplatin und (nab-)Paclitaxel möglich. Aktuelle Daten der KEYNOTE-407-Studie unterstreichen die Effektivität der Immunchemotherapie bei diesen Patienten.

„Die meisten mNSCLC im Stadium IV sind inzwischen Adenokarzinome und nicht mehr Plattenepithelkarzinome“, erklärte PD Dr. Florian Fuchs, Erlangen, auf dem virtuellen 61. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin. Deshalb seien Tumoren mit plattenepithelialer Histologie in Studien zum mNSCLC häufig unterrepräsentiert. 
Dies war laut Fuchs auch in der Phase-III-Studie KEYNOTE-024 der Fall, deren 5-Jahres-Überlebensdaten auf der Jahrestagung der European Society of Clinical Oncology (ESMO) 2020 vorgestellt worden waren [1]. Nichtsdestotrotz zeigte sich für Patienten mit metastasierten Plattenepithelkarzinomen und hoher PD-L1-Expression (Tumor Proportion Score (TPS) ≥ 50 %) ohne EGFR- oder ALK-positive Tumormutationen auch nach fünf Jahren noch ein deutlicher Überlebensvorteil, wenn sie eine Monotherapie mit Pembrolizumab (Keytruda®) statt einer platinbasierten Chemotherapie erhalten hatten, wie Fuchs darstellte. Die mediane Gesamtüberlebenszeit verdoppelte sich von 13,4 auf 26,3 Monate unter Pembrolizumab (HR 0,62; 95%-KI 0,48–0,81). Insgesamt wurde in der Studie mit der Pembrolizumab-Monotherapie eine höhere Ansprechrate im Vergleich zur Chemotherapie erreicht (ORR 46,1 % vs. 31,1%). Darüber hinaus lag „die Dauer des Ansprechens mit 29,1 Monaten höher als mit 6,3 Monaten unter der Chemotherapie“, sagte Fuchs.
„Die KEYNOTE-407-Studie ist die einzige Studie, die zu einer Zulassung geführt hat, bei der ausschließlich Plat-tenepithelkarzinome im Stadium IV eingeführt waren“, erläuterte Fuchs. Für diese Phase-III-Studie, in der die Kombination aus Pembrolizumab in Kombination mit Carboplatin und entweder Paclitaxel oder nab-Paclitaxel der Chemotherapie plus Placebo gegenübergestellt worden war, liegt nun ein 3-Jahres-Update vor, das auf dem European Lung Cancer Virtual Congress 2021 vorgestellt worden ist [2]. Darin wurde laut Fuchs eine ORR von 62,6 % unter der Kombination im Vergleich zu 38,8 % in der Kontrollgruppe erreicht. Die Ansprechdauer betrug 9 versus 4,9 Monate. „Mit jeglicher PD-L1-Expression war die Immunchemotherapie bei Plattenepithelkarzinomen der reinen Chemotherapie deutlich überlegen“, interpretierte Fuchs. Das mediane Gesamtüberleben betrug 17,2 unter der Kombination verglichen mit 11,6 Monaten unter der Chemotherapie (HR 0,71; 95%-KI 0,59–0,86). „Ich glaube, dass wir mit dieser Kombinationstherapie vor allem bei den Plattenepithelkarzinomen ziemlich gut bedient sind“, so Fuchs.

Sabrina Kempe
 

Symposium „Erstlinienbehandlung des metastasierten Lungenkarzinoms – jetzt immunonkologische Therapien für alle?“, anlässlich des 61. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin am 03.06.2021, veranstaltet von MSD Sharp & Dohme GmbH.