Zielgerichtete Therapiestrategien beim mCRC
Anti-EGFR versus Antiangiogenese beim RAS-Wildtyp-mCRC
Was die diesjährigen ASCO-Präsentationen zum unteren GI-Trakt betraf, erregte die randomisierte Phase-III-Studie PARADIGM besondere Aufmerksamkeit. In der in Japan durchgeführten offenen, multizentrischen Studie waren die beiden Behandlungsregime Panitumumab (PAN) plus mFOLFOX6 oder Bevacizumab (BEV) plus mFOLFOX6 bei Patient:innen mit Chemotherapie-naiven RAS-Wildtyp(WT)-mCRC verglichen worden. PARADIGM ist die erste prospektive Phase-III-Studie, die PAN versus BEV in Kombination mit einer Standard-Doublette in der Erstlinientherapie bei mCRC mit RAS-Wildtyp und linksseitigem primärem Tumor untersucht [1].
Im Vorfeld hatten bereits andere klinische Studien gegen den EGFR gerichtete Behandlungsstrategien mit BEV-basierten antiangiogenen Ansätzen beim RAS-WT-mCRC verglichen, etwa die Phase-III-Studie FIRE-3 (Cetuximab vs. BEV, jeweils in Kombination mit FOLFORI), die Phase-III-Studie CALGB 80405 (Cetuximab vs. BEV, jeweils in Kombination mit Chemotherapie; 73 % FOLFOX, 27 % FOLFORI) und die Phase-II-Studie PEAK (PAN vs. BEV, jeweils in Kombination mit mFOLFOX). Eine gepoolte Analyse dieser Studien hatte für linksseitige RAS-WT-Tumoren eine Überlegenheit der EGFR-Behandlungsstrategie hinsichtlich des Gesamtüberlebens (Hazard Ratio [HR] 0,71; p < 0,001) und des progressionsfreien Überlebens (PFS; HR 0,85; p < 0,001) gezeigt, nicht aber für rechtsseitige Tumoren (OS-HR 1,30; PFS-HR 1,53) [2]. Mit Spannung war nun erwartet worden, ob die PARADIGM-Studie die Überlegenheit der EGFR-basierten Behandlung, hier mit PAN, bei linksseitigen mCRC mit RAS-WT bestätigen würden.
In der PARADIGM-Studie wurde das OS als primärer Endpunkt zunächst bei Patient:innen mit linksseitigen Tumoren getestet, danach bei der Gesamtpopulation (FAS; Full-Analysis-Set-Population). Zu den wichtigsten sekundären Endpunkten gehörten das PFS, die Ansprechrate (RR) und die R0-Resektionsrate. Insgesamt 400 Patient:innen erhielten randomisiert die PAN- und 402 die BEV-basierte Therapie; jeweils 312 bzw. 292 Erkrankte wiesen linksseitige Primärtumoren auf. Nach einer medianen Nachbeobachtungszeit von 61 Monaten und nach 448 OS-Ereignissen bei den linksseitigen mCRC-Patient:innen erfolgte die beim ASCO präsentierte Analyse.
Wie Dr. Takayuki Yoshino, Kashiwa, Japan, in der Plenary Session beim ASCO berichtete, zeigte sich im PAN-Arm im Kollektiv der Erkrankten mit linksseitigen Tumoren ein signifikanter Überlebensvorteil von 3,6 Monaten (37,9 vs. 34,3 Monate; HR 0,82; p = 0,031), der sich auch in der Analyse des Gesamtkollektivs aller Tumorlokalisationen bestätigte. PAN verbesserte das OS im Vergleich zu BEV in beiden Populationen signifikant – bei den linksseitigen Primärtumoren (HR 0,82; 95,798%-KI 0,68–0,99; p = 0,031) (Abb. 1) ebenso wie bei FAS (HR 0,84; 95%-KI 0,72–0,98; p = 0,030) [1]. Die HR für das OS bei rechtsseitigen Tumoren lag dagegen bei 1,09.