„Die digitale Transformation in der Onkologie ist bereits in vollem Gange“

Die Digitalisierung verändert das Gesundheitssystem dramatisch. Begriffe wie eHealth, digitale Patientenakte, Telemedizin oder medizinische Apps geben einen Eindruck von der bereits stattfindenden digitalen Transformation der Medizin. Welche Bedeutung hat das für die Onkologie? Trillium Krebsmedizin sprach dazu mit Dr. Friedrich Overkamp, Berlin. Er plädiert dafür, dass sich Ärzteschaft und Pflegende frühzeitig mit den spannenden Möglichkeiten der Digitalisierung und Informationstechnologie befassen sollten – letztlich zum Wohle der Patienten.

Schlüsselwörter: Digitale Transformation, Onkologie, Digitalisierung, Telemedizin, Big Data, digitale Pathologie, KI, Apps

Herr Dr. Overkamp, warum sollten wir uns mit Digitalisierungsstrate-gien in der Medizin, speziell der Onkologie, beschäftigen? Und hat die Corona-Pandemie hier möglicherweise etwas bewirkt?

Overkamp: Um mit dem zweiten Teil der Frage zu beginnen: Ja. Die Corona-Krise wird sicher den Prozess der Digitalisierung beschleunigen. Das gilt für die Politik, die Wirtschaft und das Zusammenleben in der modernen Industriegesellschaft insgesamt, aber besonders auch für die Medizin. Hier zeichnet sich ab, dass Pathologie, Radiologie und Onkologie in hohem Maße von digitalen Tools profitieren werden. Bereits vor der Corona-Krise war zu erkennen, dass sich in der Medizin auf dem Gebiet der Digitalisierung viel tut. Wir erleben derzeit, dass die Pandemie die Digitalisierungsstrategien weiter forciert. Und um den ersten Teil Ihrer Frage aufzugreifen: Wir müssen uns schlicht und ergreifend mit Digitalisierung beschäftigen, weil es die Zukunft ist. Die Zukunft ist digital und wir sehen doch jetzt schon, dass digital längst real geworden ist.

Hat die digitale Realität etwas mit dem Alter der Protagonisten zu tun?

Overkamp: Eher nein. Der Anteil der jüngeren Menschen, die digital affin sind, ist natürlich hoch, aber er liegt auch nicht bei 100 %. Ich bin mitunter aber überrascht, wie altersunabhängig tatsächlich die Akzeptanz digitaler Möglichkeiten ist. Wenn Sie sich diverse digitale Studien ansehen, liegt der Nutzerkreis für solche Angebote im Mittel bei etwa 60 Jahren. Zwischen Jung und Alt gibt es natürlich verschiedene Nutzungsschwerpunkte, bedingt durch unterschiedliche Interessensgebiete. 

 

 

 

Medizinisch betrachtet ist es also keineswegs grundsätzlich so, dass ältere Menschen auch jenseits des 70. Lebensjahres nicht mittels Digitalisierungsmöglichkeiten medizinisch unterstützt werden können. Im Gegenteil: Gerade für Ältere können digitale Tools sehr nützlich sein. Ich bin manchmal erstaunt darüber, wie ältere Menschen auf den Digitalisierungszug einsichtig „aufspringen“, was mir eine gewisse Altersunabhängigkeit signalisiert. Letztlich ist es die Art des Heranführens und die vertrauensvolle Erklärung der Nutzung von Gerätschaften, die darüber entscheidet, ob ein Tool auch von Älteren genutzt wird oder eben nicht.

In welchen Bereichen der Medizin sind digitale Anwendungen bereits nutzbar?

Overkamp: Ich gebe Ihnen mal ein Beispiel: Es gibt bereits eine Tablette, eine „Smart Tablet“, die sich meldet, wenn sie im Magen angekommen ist. Sie enthält einen Mikrosensor, der ein schwaches elektromagnetisches Signal auslöst, wenn die Tablette mit Magensäure reagiert. Das Signal wird vom Smartphone erkannt. Wird die Einnahme der Tablette vergessen, so schlägt das Smartphone Alarm, weil das Signal ausbleibt. Es erinnert dann den Patienten und ggf. auch Angehörige an die Einnahme. Es handelt sich hier allerdings nicht um ein onkologisches Mittel, sondern um ein Psychopharmakon, das nach strengem Zeitplan eingenommen werden muss. Eine solche „Smart Tablet“ wäre aber auch für die Onkologie denkbar, etwa wenn es um die zeitkritische Einnahme bestimmter onkologischer Medikamente geht.

 

Ein anderes Beispiel: Die drahtlose Messung von Blutdruck, Puls und EKG durch mobile Endgeräte, sogenannte Wearables, ermöglicht kontinuierliche Echtzeitaufzeichnungen, die technologisch erstaunlich zuverlässig funktionieren. Mittlerweile können wir mithilfe des ersten verfügbaren mobilen Blutbildmessgeräts auch schon differenzierte Blutbilder zu Hause erstellen. Ein kleiner Blutstropfen, auf Spezialpapier aufgebracht und in ein kleines Lesegerät mit Lichtschrankenmesssystem gehalten, reicht aus, um binnen Sekunden ein komplexes Blutbild auf das Smartphone zu erhalten – zum Ausdruck oder zur digitalen Weiterverwendung. Auch dies könnte für die Onkologie äußerst interessant sein, etwa beim Thera-piemonitoring. Weitere große Themen für die Onkologie sind die Videosprechstunde bzw. die Telemedizin, Apps für unterschiedliche Schwerpunktanwendungen sowie die Künstliche Intelligenz (KI), die gerade in der radiologischen und pathologischen Diagnostik immer wichtiger werden wird.

Stichwort Telemedizin – wo sehen Sie Anwendungen in der Onkologie?

Overkamp: Das Thema Telemedizin ist längst angelaufen und wird sich zukünftig rasant flächendeckend verbreiten. Hier sehe ich zwei wesentliche Einsatzfelder. Zum einen gibt es viele Patienten, die Langzeitbehandlungen – oft über Jahre – erhalten haben und regelmäßige Follow-up-Gespräche benötigen. Diese Patienten sind meist gut aufgeklärt und kennen in der Regel ihre spezifischen Therapieformen recht gut.


 

Diese grundsätzlichen Gespräche zum Patientenbefinden und zur evtl. Anpassung der Medikation müssen nicht zwingend in einer Sprechstunde stattfinden. Hier kann die Telemedizin wunderbar unterstützen. Die Nachfolger in meiner eigenen früheren onkologischen Praxis haben hier hervorragende Erfahrungen während der Corona-Krise gemacht.
Auf diese Weise kann je nach Ausrichtung einer onkologischen Einrichtung das
Patientenaufkommen vor Ort durchaus um ein Drittel reduziert und dadurch die Praxis entlastet werden, während der Patient von der Wegersparnis profitiert. Anders als bei einem reinen Telefonat mit dem Arzt macht die Bildgebung die telemedizinische Atmosphäre persönlicher und die räumliche Distanz ist nicht wirklich gravierend. Für den Arzt ist bei einem Check-up ganz wesentlich, dass er an der Mimik erkennen kann, wie es dem Patienten bei seinen Schilderungen tatsächlich geht. Schlechtes Befinden verursacht nicht zwingend leidendes Verhalten und eine traurige Stimme. Manche Patienten versuchen, ihre tatsächliche Befindlichkeit nicht nach außen zu tragen. Der Gesichtsausdruck bringt dagegen oft ein anderes Bild hervor, und der Arzt kann gezielt darauf eingehen und hinterfragen.
Der zweite wichtige Aspekt für telemedizinische Anwendungen ist der diagnostische Bereich, z. B. die Betrachtung von Hautveränderungen unter einer onko-logischen Therapie. Nebenwirkungen wie Hand-Fuß-Syndrom oder Exantheme müssen nicht zwingend einen Praxisbesuch nach sich ziehen. Die meisten Smartphones haben heute eine hervorragende Kameraqualität. Über Smartphone-Fotos können nach Aussage renommierter Dermatologen die wichtigsten dermatologischen Hauterkrankungen und Haut-nebenwirkungen diagnostiziert werden.
Aus meiner Sicht ist gerade das Check-up von Hauterkrankungen ein schnell wachsender Bereich in der Telemedizin. Onkologisch gesehen sprechen wir von über 90 % der Fälle, in denen eine Bildübermittlung eine exakte Diagnose für das Hautproblem ergibt.

In welchen Fachbereichen sehen Sie das größte Potential der Sammlung und Nutzung großer Datenmengen („Big Data") für die Onkologie?

Overkamp: Ganz klar in der konventionellen Pathologie, der Molekularpathologie, der Radiologie und der Dermatologie. Da sind gigantische Fortschritte zu erwarten. Und auch hier spielt KI eine entscheidende Rolle. Letztlich geht es darum, Maschinen lernen zu lassen und sie anhand vorliegender Daten zu trainieren. Das können Röntgenbilder, histologische Schnitte bis hin zu molekularen Befunden sein. So werden komplexe Informationssysteme aufgebaut, die durch Algorithmen befähigt werden, in riesigen Datenmengen Muster zu erkennen und über Rückkopplungen in lernfähige Systeme einzuspeisen. Am Ende werden medizinische Interpretationen geliefert, die uns in Richtung verwertbarer Befunde lenken.
Denken Sie etwa an die wegweisende Nature-Publikation zu Malignomen der Haut aus dem Jahr 2017. Dabei wurde ein tiefes neuronales Netzwerk anhand von Datensätzen von 130.000 Hautläsionen aus 2.000 Hauterkrankungen mit KI trainiert. Am Ende des Tages war die Treff-sicherheit des Systems mindestens so gut wie die erfahrener Dermatologen. In einer weiteren spannenden Arbeit des vergangenen Jahres in Nature Medicine gelang es, mittels KI in histologischen Schnitten Areale mit hoher Mikrosatelliteninstabilität bzw. Mismatch-Repair-Defekt zu detektieren und auf diese Weise eine molekular-basierte Diagnose zu stellen.

Wie beurteilen Sie speziell die Rolle der digitalen Pathologie?

Overkamp: Die Pathologie wird zukünftig in einem hohen Maße durch KI unterstützt und gefördert werden. Wir erhalten dabei eine hochaggregierte, wissensbasierte Entscheidungsunterstützung für die Belange unserer Patienten. Es wird sicher noch eine Zeitlang so sein, dass erfahrene Pathologen die Ergebnisse KI-gesteuerter Befunde verifizieren werden. Doch es wird nicht mehr lange dauern, bis zumindest dia-gnostische Routineaufgaben von KI zuverlässig übernommen werden. 

 

Nach meiner Einschätzung wird es im Tätigkeitsumfeld der Pathologie und Radiologie durch KI zu den größten Umbrüchen kommen. Um es vorsichtig auszudrücken, kann ich mir gerade in der Radiologie vorstellen, dass es zu „wirksamen Einsparungen in der menschlichen Anwesenheit“ kommt. In der Pathologie wird sich durch das labortechnische Arbeitsumfeld und die Tätigkeit insgesamt der Prozess deutlich langsamer vollziehen, die Einschnitte sind jedoch auch hier absehbar. Das KI-Thema wächst hier derart rasant, dass wir mit einer baldigen Umsetzung in die Praxisroutine rechnen.

Manche Ärzte befürchten, dass durch Einbeziehen von Algorithmen die ärztliche Erfahrung an Bedeutung verliert und damit die ärztliche „Entscheidungshoheit“ bei Therapieentscheidungen. Wie sehen Sie das?

Overkamp: Es stimmt schon: Die Art der medizinischen Erfahrungsbildung verändert sich gerade grundlegend. Wie sich die bislang mühsam erarbeitete ärztliche Erfahrung und ihre Bedeutung in Kooperation mit Algorithmen mittel- und langfristig gestaltet, ist meiner Meinung nach noch nicht klar durchdekliniert. Erfahrungswissen, das bisher ausschließlich beim einzelnen Arzt vorhanden war, kann bald in optimierter Form in einer wachsenden, selbstlernenden Erfahrungsdatenbank genutzt werden. Dadurch wird die Fehlertoleranz geringer und  Therapieentscheidungen werden rationaler. Der Nutzen für den Patienten liegt damit auf der Hand.
Meine Prognose ist, dass die Medizin zukünftig mit weniger Ärzten zu schaffen sein wird. Und ich glaube, das gilt auch für die Pflege. Die Einführung digitaler Tools allgemein wird auf den Ärzte- und Pflegemangel einen günstigen Einfluss haben, und der Personalbedarf wird sich auch in weniger gut versorgten Regionen entspannen. In meinen Augen ein echter Vorteil für die Patientenversorgung!
Um den von Ihnen erwähnten Ängsten entgegenzutreten: Trotz aller Algorithmen wird es auch in Zukunft dabei bleiben, dass der Arzt Therapieentscheidungen individuell mit dem Patienten abstimmt und mit seiner Entscheidungshoheit letztlich verantwortet. Wir sollten Algorithmen in diesem Sinne als hilfreiches ärztliches Entscheidungsunterstützungstool für die Diagnose, Patientenberatung, Medikation und Therapie begreifen und nicht als Feind. Sehen wir die Technologie als Chance zur Entlastung! Ein weiterer Vorteil: Die ärztliche Aufgabe in der digitalen Zukunft wird eine sehr viel „ärztlichere“ werden. Die direkt am Patienten arbeitenden Mediziner werden mehr Zeit für Gespräche und Beratung haben, so dass erweiterte Formen der Arzt-Patienten-Kommunikation möglich werden.

Welche Chancen sehen Sie im Hinblick auf die digitale Erhebung von Real-World-Daten?

Overkamp: Hier sehe ich Riesen-Chancen. Wenn wir Real-World-Daten erheben, sammeln wir über den Alltag unterschiedlichste Daten von Spendern ein und leiten aus der Analyse Erkenntnisse ab. In der Onkologie kann ich mir den kurzfristigen Einsatz besonders in der Post-Zulassung neuer Medikamente sehr gut vorstellen. Hier kann man nach der Zulassung im Alltag noch einmal sehr viel engmaschiger nachkontrollieren. Die klassische Phase-IV-Studie kann also durch digitale Tools stark bereichert werden.
Mittelfristig wird auch die Durchführung von Phase-II- und -III-Studien durch Mobile Devices und Wearables viel leichter durchführbar sein. Dabei sind  natürlich Datenschutzthemen zu berücksichtigen, aber das sind lösbare Probleme. Ich bin sicher, dass die Akzeptanz von Studien durch die Implementierung digitaler Tools steigen wird. Das betrifft direkt die Compliance- und Adhärenz-Kon-trolle, aber auch die tägliche Versorgung.

 

Eine herausragende Publikation der vergangenen Jahre war in diesem Kontext die Basch-Studie, die beim ASCO 2017 vorgestellt wurde. Patienten mit einer digitalen Überwachung hatten nicht nur eine deutlich höhere Lebensqualität und weniger Notfallinterventionen, sondern außerdem einen Überlebensvorteil. Das hat deutlich gezeigt, dass diese Patient Reported Outcomes (PROs), also Lebensqualitätsdaten, die digital unter einer Tumortherapie erhoben werden, sehr nutzbringend sind.

Welchen Einfluss hat die Digitalisierung auf die Planung und Durchführung klinischer Studien?

Overkamp: Die Digitalisierung macht es möglich, besonders einfach und schnell geeignete bzw. von ihrer molekularen Signatur „passende“ Patienten für klinische Studien zu rekrutieren. Es gibt sogar schon erste Studien mit einer digitalen Kontrollgruppe. Ich sehe hier große Chancen – vorausgesetzt, wir hätten mit Algorithmen Zugriff auf Patientendatenbanken oder eine für Studienzwecke vorselektierte Freiwilligen-Datenbank, um Kandidaten für eine digitale Kontrollgruppe anzuwerben. Die Vorstellung, dass wir Ein- und Ausschlusskriterien abseits vom „Aktenwälzen“ in der Breite checken könnten, würde die Studienkultur außerordentlich fördern.
Wir könnten uns auch vorstellen, dass auf Basis der Mustererkennung durch KI in einer großen Datenmenge neue Fragestellungen generiert werden. Es könnten sich durch die digitale Aufbereitung der Daten somit völlig neue Studienideen ergeben.

Wann gibt es erste Apps auf Rezept?

Overkamp: Ich denke, sehr bald. Insbesondere Apps, die mit PRO-Daten zu tun haben, zeichnen sich am Horizont bereits ab. Bevor  Anwendungen auf Rezept oder telemedizinische Produkte jeglicher Art verfügbar sein werden, müssen sie allerdings nach dem Medizinproduktegesetz einen komplexen Zertifizierungsprozess durchlaufen.

Welche Entwicklungen gibt es im Bereich digitale Wissensvermittlung?

Overkamp: Apps werden erkennbar in deutlich steigendem Maße zur Wissensgenerierung herangezogen. Wir wissen z. B. aufgrund unserer Erhebungen bei onkowissen.de,  dass klassische Websites eher am Abend oder Wochenende genutzt werden, während sich das Nutzerverhalten im Alltag auf Apps mit den Endgeräten Smartphone und Tablet fokussiert. Das können wir konsistent bei all unseren Apps belegen, da unsere Anwendungen auch aus der klassischen Website heraus genutzt werden können. Apps werden flexibel im Alltag während der Sprechstunden und Visiten genutzt. Dies scheint die zeitgemäße Form der Kommunikation und Nutzung durch Anwender zu sein.
Ist die App einmal auf ein mobiles End-gerät heruntergeladen, so stellen wir bei den Apps von onkowissen.de eine sich immer wiederholende und in kürzeren Abständen stattfindende Rückkehr des gleichen Anwenders zu 90 % fest. Die Apps werden immer wieder geöffnet – bei einer Verweildauer von einigen Minuten. Auf der klassischen Website verzeichnen wir weniger Zugriffe und Wiederholungen, jedoch bei Aufruf im Schnitt mit 7–8 Minuten eine längere Verweildauer auf der Seite. Aufgrund der massiv wiederkehrenden Aufrufe der Apps verzeichnen wir eine Durchdringung und hohe Nutzerakzeptanz innerhalb der Ärzteschaft. Entscheidend sind der Aktualitätsgrad und die Qualität der Inhalte. Wir werden da sicher genau von der Ärzteschaft beobachtet. Mit entsprechendem Aufwand haben wir ein hochkarätiges Experten-Board geschaffen. Derzeit sind ca. 200 Experten aus der akademischen Welt der Onkologie unter Vertrag, die unsere Inhalte präzise prüfen. Wir haben mittlerweile 15 Wissenschaftler im Team, die die Inhalte erstellen und nach meinem persönlichen Review dann zur Kommentierung an die Experten weiterleiten. Erst nach deren Feedback stellen wir den Content online. So können wir eine hohe Qualität gewährleisten.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft im Hinblick auf die Digitalisierung in der Onkologie?

Ich wünsche mir den schnellen Einzug der Telemedizin in den Alltag sowie eine Akzeptanz und ein stabiles Wachstum für Apps rund um das Thema PRO mit optimaler Unterstützung von Compliance und Adhärenz. Die Implementierung von Wearables zur Messung von Parametern wie etwa Puls, EKG, Blutdruck, Temperatur sollte bald Standard werden. Vor allem aber wünsche ich mir, dass mit den informationstechnischen Möglichkeiten die Interaktion mit dem Patienten gefördert wird.

Es darf nicht dazu führen, dass sich der Arzt nur noch am Bildschirm mit digitalen Befunden und therapeutischen Vorschlägen der KI befasst. Die frei gewordene Zeit muss für Gespräche mit dem Patienten genutzt werden. Mit der Implementierung von Technologien und Tools für die onkologische Versorgung wäre somit mein dringender Wunsch, dass die ärztliche Empathie mitwächst. Und die künstliche In-telligenz ist nur dann gut, wenn die natürliche Intelligenz nicht schrumpft.

Herr Dr. Overkamp, vielen Dank für das interessante Gespräch.


Das Interview führte Dr. Claudia Schöllmann.