NSCLC Stadium IV - Gegen BRAF-V600 gerichtete Therapie möglich machen

Mittlerweile kann bei fast der Hälfte der nicht-plattenepithelialen nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinome (NSCLC) eine Mutation identifiziert werden, die mit zugelassenen oder derzeit in klinischer Prüfung befindlichen zielgerichteten Therapien adressiert werden kann. Um diese Therapie möglich zu machen, wird daher die Testung vor Therapiebeginn in den Leitlinien empfohlen [1, 2].

Schlüsselwörter: Nicht-kleinzelliges Lungenkarzinom, NSCLC, BRAF-V600, Dabrafenib, Trametinib, MEK-Inhibitor, BRAF-Inhibition, PD-L1-positiv, Immuntherapie, Check-point-Inhibitor, Immuncheckpoint-Blockade

Etwa 1–2 % der Patienten mit NSCLC weisen eine BRAF-V600-Mutation auf. Für diese Patienten empfehlen die Leitlinien die Kombinationstherapie mit dem BRAF-Inhibitor Dabrafenib (Tafinlar®) und dem MEK-Inhibitor Trametinib (Mekinist®; [1, 2]).
Retrospektiv wertete eine in diesem Jahr vorgestellte Studie die praktischen Erfahrungen mit der zielgerichteten Therapie einer BRAF-Inhibition (mit oder ohne MEK-Inhibition) anhand von Krankenakten aus Europa, Kanada und Südkorea aus [3]. Analysiert wurden Daten von 76 erwachsenen Patienten mit der Diagnose eines BRAF-mutierten metastasierten NSCLC im Zeitraum zwischen 2005 und 2016. 24 % der Patienten waren bereits bei Erstdiagnose auf den BRAF-Mutationsstatus getestet worden, 61 % vor Beginn der Erstlinientherapie, 79 % vor der Zweitlinientherapie und 85 % vor einer Drittlinientherapie. Über alle Therapielinien hinweg wurde gut die Hälfte (53 %) der Patienten mit einem BRAF-Inhibitor (mit oder ohne MEK-Inhibitor) behandelt.
Einer nicht adjustierten Analyse zufolge lag das mediane Gesamtüberleben (OS) ab Diagnose über alle Patienten hinweg bei 19,4 Monaten und war bei Behandlung mit einem BRAF-Inhibitor mit
23,4 Monaten numerisch höher als bei Patienten, die eine andere Therapie erhalten hatten (11,8 Monate). Die 3-Jahres-OS-Rate war in allen Therapielinien bei einer BRAF-gerichteten Therapie mit oder ohne MEK-Hemmung höher als bei Patienten, die keine derartige Therapie erhalten hatten. In der Erstlinie betrug die 3-Jahres-OS-Rate unter BRAF (± MEK)-Inhibition 33,9 %, in der Zweitlinie 37,5 % und in der Drittlinie 49,5 %. Ohne die Therapie lagen die Raten entsprechend bei 17,1 %, 22,9 % und 9,0 %.

Zielgerichtete Therapie first!

NSCLC mit BRAF-V600-Mutation sind meist auch PD-L1-positiv. Dr. Nikolaj Frost vom Lungenkrebszentrum der Charité in Berlin berichtete, dass dennoch die zielgerichtete Therapie in der Erstlinie der Immuntherapie mit Checkpoint-Inhibitoren vorzuziehen ist. Das zeigte die internationale multizentrische Studie MMUNOTARGET, die retrospektiv Daten von 551 Patienten auswertete, die eine Monotherapie mit einem Immuncheckpoint-Inhibitor wegen eines fortgeschrittenen NSCLC erhielten und mindestens eine onkogene Treibermutation aufwiesen [4]. 43 der Patienten hatten einen Tumor mit BRAF-V600-Mutation. Eine Immuncheckpoint-Blockade erreichte eine Ansprechrate von 24 %, das mediane progressionsfreie Überleben (PFS) betrug dabei  3,1 Monate.
Die Wissenschaftler konstatieren, dass hier – wie bei Tumoren mit anderen Treibermutationen – die klinische Aktivität der Immuncheckpoint-Blockade geringer ist als die der verfügbaren zielgerichteten Therapien. Patienten mit Gen-Alterationen, für die zielgerichtete Therapien verfügbar sind, sollten daher immer zuerst diese Behandlung erhalten, bevor im weiteren Verlauf eine Immuntherapie erwogen wird.

Friederike Klein

 

Symposium „Novartis – Präzisionsmedizin in der Onkologie: BRAF und CAR-T“ anlässlich der DGHO-Jahrestagung am 11.10.2019 in Berlin, unterstützt von Novartis Pharma GmbH.

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