Low-risk-MDS mit Ringsideroblasten - Wirksamkeit und Verträglichkeit von Luspatercept auch im Langzeitverlauf
Die Behandlungsoptionen für Patienten mit Niedrigrisiko-MDS und transfusionspflichtiger Anämie sind begrenzt; das Ansprechen auf erythropoesestimulierende Agenzien (ESA) ist transient. Bereits beim ASH-Meeting 2018 hatte sich mit der Substanz Luspatercept für transfusionsbedürftige Niedrig-Risiko-MDS-Patienten mit Ringsideroblasten, die ESA-refraktär sind oder nicht für eine ESA-Behandlung infrage kommen, ein neuer zukünftiger Behandlungsstandard angedeutet, was beim ASH-Meeting 2019 nun nach einer längeren Nachbeobachtungszeit bestätigt wurde.
Schlüsselwörter: Myelodysplastisches Syndrom, Low-risk-MDS, Anämie, Ringsideroblasten, Luspatercept, erythropoesestimulierende Agenzien, ESA, Transfusionsunabhängigkeit
Die beim ASH 2018 prominent präsentierten Daten der MEDALIST-Studie hatten hohe Ansprechraten auf eine Therapie mit dem Transforming-Growth-Factor-b (TGF-b)-Liganden-Hemmer Luspatercept im Vergleich zu Placebo bei ESA-refraktären oder nicht mit ESA behandelbaren transfusionsbedürftigen Niedrig-Risiko-MDS-Patienten mit Ringsideroblasten gezeigt. Insgesamt waren 229 Patienten nach 2 : 1-Randomisierung entweder mit Luspatercept (1 mg/kg s. c.) oder Placebo behandelt worden, jeweils alle 3 Wochen. Der primäre Endpunkt war Transfusionsfreiheit von ≥ 8 Wochen. Dies war in der Primäranalyse unter Luspatercept von 37,9 % und unter Placebo von 13,2 % der Patienten erreicht worden(p < 0,0001) [1].
Deutlich mehr Patienten erreichen Transfusionsunabhängigkeit
Ein Update der Studie, das Dr. Pierre Fenaux, Paris, Frankreich, beim ASH 2019 präsentierte, zeigte bei einem um 14 Monate längeren Beobachtungszeitraum im Vergleich zur Primäranalyse (Datenschnitt 1. Juli 2019) bezüglich des primären Endpunkts Transfusionsunabhängigkeit ≥ 8 Wochen ein noch höheres Ansprechen: 47,1 % mit Luspatercept vs. 15,8 % für Placebo (p < 0,0001) [2]. Unter Luspatercept hielt das Ansprechen zu-dem wesentlich länger an als unter der Placebomedikation: median 50,9 vs. 24,0 Wochen sowie 109,1 vs. 53,6 Wochen bei Patienten, die über die gesamte Behandlungsphase transfusionsunabhängig blieben. Rund 70 % der Responder im Luspatercept-Arm zeigten zudem multiple Perioden des Ansprechens, wie Fenaux betonte. Die gute Verträglichkeit der Substanz, die sich bereits in der Primäranalyse gezeigt hatte [1], wurde im Studien-Update 2019 ebenfalls bestätigt [2].
Weiterentwicklung auch bei anderen MDS-Formen
Mit der für 2020 erwarteten Zulassung wird somit für transfusionsbedürftige MDS-Patienten mit Ringsideroblasten, die nicht mehr auf ESA ansprechen, erstmals eine neue effektive und verträgliche Therapieoption zur Verfügung stehen, mit der Patienten wieder Transfusionsfreiheit erreichen können.
Die weitere Entwicklung der Sub-stanz Luspatercept, etwa bei anderen MDS-Formen oder im Kontext von Kombinationstherapien, darf mit Spannung erwartet werden.
Claudia Schöllmann
61. Jahrestagung der American Society for Hematology (ASH), Orlando, Florida, USA, 7.–10.12.2019.