Neue Wege beim Multiplen Myelom und in der CML-Therapie

Bristol-Myers Squibb verfügt über langjährige Erfahrungen in der Hämatologie: Der Tyrosinkinaseinhibitor (TKI) Dasatinib ist bereits seit 2006 zur Therapie der chronischen myeloischen Leukämie (CML) zugelassen. Zudem befinden sich gleich zwei Substanzen mit immun­onkologischem Wirkprinzip im Hämatologie-Portfolio: Im Mai 2016 wurde der immunaktivierende Antikörper Elotuzumab zur Therapie des Multiplen Myeloms (MM) zugelassen, gefolgt von der Zulassung des Checkpoint-Inhibitors Nivolumab beim klassischen Hodgkin-Lymphom (cHL) im November 2016. 

Da trotz der jüngst erzielten Therapiefortschritte die Mehrheit der Patienten mit einem MM ein Rezidiv erfährt, wies Prof. Dr. Hartmut Goldschmidt, Myelom-Zentrum Heidelberg, auf die erweiterten Therapieoptionen durch verschiedene Kombinationsansätze hin. In Ermangelung direkter Vergleichsstudien besteht die Möglichkeit, die Therapiewahl im MM-Rezidiv auch in Abhängigkeit von der individuellen Rezidiv-Biologie zu treffen.

Handelt es sich um ein Rezidiv, das z. B. unter laufender Therapie bzw. nach einem nur kurzen posttherapeutischen Intervall eingetreten ist und auf einen aggressiven Rezidiv-Typ mit rascher Tumorprogredienz hindeutet oder um ein Rezidiv, bei dem es nach einem länger anhaltenden Therapieansprechen zu einer langsamen Progression kam (Abb.)? Insbesondere Patienten, die sich einem langsameren Krankheitsverlauf zuordnen lassen, könnten längerfristig von einer Kombination von Elotuzumab (Empliciti®) mit Lenalidomid und Dexamethason (ELd) profitieren: 

In einer Post-hoc-Analyse von 3-Jahres-Daten der zulassungsrelevanten Phase-III-Studie ELOQUENT-2 war das Risiko für Progression oder Tod mit ELd im Vergleich zu Ld alleine um 53% reduziert (HR 0,47), wenn die Erstdiagnose mindestens 3,5 Jahre zurücklag und die Patienten zuvor eine Therapielinie erhalten hatten [1]. 

In der 4-Jahres-Auswertung der Studie ELOQUENT-2 profitierten mit ELd behandelte Patienten über alle Subgruppen hinweg ebenfalls weiterhin von einer deutlichen Risikoreduktion sowie einem signifikant längeren progressionsfreien Überleben gegenüber Patienten, die nur Ld erhielten. Auch bei der langen Expositionsdauer war die Kombination mit Elotuzumab mit keiner signifikanten Zunahme von Nebenwirkungen verbunden [2].

ELd ist zur Behandlung des MM bei Erwachsenen indiziert, welche mindestens eine vorangegangene Therapie erhalten haben. Die Infusionen von Elotuzumab werden im Allgemeinen gut vertragen und ermöglichen eine vergleichsweise kurze Infusionsdauer: Die Verabreichung erfolgt in den ersten beiden Zyklen (je 28 Tage) jeweils wöchentlich und danach alle zwei Wochen [3]. 

CML: Therapiemanagement mit Dasatinib

In seinem Vortrag machte Prof. An­dreas Burchert, Marburg, darauf aufmerksam, dass der oral verfügbare TKI Dasatinib (Sprycel®) mittlerweile in allen Phasen der CML beim erwachsenen Patienten zugelassen ist, sowohl in der Erstlinie als auch bei jenen, die gegenüber einer vorangegangenen Therapie (einschließlich Imatinib) resistent sind oder sie nicht vertragen [4]. Aus seiner Sicht bietet die Therapie mit Dasatinib ein Sicherheitsprofil, das im Therapiealltag auch älteren Patienten mit komorbiden kardiovaskulären Risikofaktoren zugutekommt, da sich keine Erhöhung des Risikos für kardiovaskuläre ischämische Ereignisse unter Dasatinib zeige [5]. Eine neue prospektive Studie (DasaHIT: Dasatinib Holiday for Improved Tolerability) befasst sich mit der Frage, inwieweit sich die Verträglichkeit der Therapie bei erwachsenen Patienten mit neu diagnostizierter CML oder bei Patienten mit Resistenz oder Intoleranz gegenüber der Vortherapie durch die Durchführung einer Wochenend-Pause optimieren lässt [6]. 

Ferner wird derzeit u. a. die Zulassungserweiterung für Dasatinib mit einer speziell entwickelten Galenik zum Einsatz bei Kindern und Jugendlichen geprüft, die an einer CML in chronischer Phase (CP) erkrankt sind, gegen Imatinib resistent oder intolerant sind oder bei denen die CML neu diagnostiziert wurde. Gerade im Kindesalter würden dringend neue Therapieoptionen benötigt, die ein möglichst gutes Verträglichkeitsprofil für die Langzeitanwendung bieten, so Burchert. 

In der Phase-II-Studie DASFREE (n = 84) wird der Therapiestopp mit Dasatinib untersucht: Anders als in EuroSKI seien auch erwachsene Patienten mit CML-CP und einer tiefen molekularen Remission eingeschlossen worden, bei denen eine frühere TKI-Therapie versagt hatte bzw. die therapieresistent gewesen waren, hob Burchert hervor. In einer Zwischenanalyse mit einem minimalen Follow-up von sechs Monaten blieb die tiefe Remission bei knapp der Hälfte der Patienten nach dem Absetzen von Dasatinib erhalten – darunter auch bei Patienten, die Dasatinib nicht in der Erstlinie erhalten hatten [7].

Yuri Sankawa

Satellitensymposium „3 Substanzen – 3 Wirkmechanismen: Hämatologie 2018“ beim 33. Deutschen Krebskongress am 22.02.2018 in Berlin, unterstützt von Bristol-Myers Squibb GmbH & Co. KGaA, München.