Minimal-invasive Diagnostik – maximal präzise Therapie?
Liquid Biopsy bei Kopf-Hals-Tumoren
Biopsien solider Tumoren sind invasiv, teuer und für den Patienten oft belastend. Zudem sind sie zeitlich und örtlich begrenzt und stellen nur eine Momentaufnahme einer einzelnen Region des möglicherweise heterogenen Tumors dar. Daher besteht die Gefahr, mittels einer Gewebebiopsie die Tumorheterogenität oder eine sich im Therapieverlauf verändernde Resistenzlage nicht oder nur unzureichend zu erfassen. Dennoch ist die Genotypisierung am Tumorgewebe bislang der Standard in der Onkologie. In der Diagnostik von Kopf-Hals-Tumoren (KHT), welche verschiedene Tumorentitäten umfassen, mangelt es an nützlichen Biomarkern, die ergänzend zu den konventionellen Verfahren (Gewebebiopsie, Bildgebung) auch zur Verlaufs- und Therapiekontrolle verwendet werden könnten. Hier könnte die Analyse von zirkulierender Tumor-DNA (ctDNA) im Blut und Tumor-DNA im Speichel helfen, die Prognose und das Therapieansprechen eines Patienten besser vorherzusagen und maßgeschneiderte Behandlungs- und Therapieentscheidungen zu treffen. Eine flüssige Momentaufnahme des Tumors könnte die onkologische (Kopf-Hals-)Tumor-Diagnostik entscheidend weiterbringen, wirft aber auch viele Fragen auf, die es zu klären gilt. Bis diese Methode im klinischen Alltag Einzug hält, müssen zahlreiche Herausforderungen gemeistert sowie die Standardisierung des Verfahrens gewährleistet und validiert werden.
Schlüsselwörter: Liquid Biopsy, Liquid Profiling, zirkulierende Tumor-DNA, ctDNA, Biomarker, Speichel-Diagnostik, Kopf-Hals-Tumoren, KHT
Plattenepithelkarzinome im Kopf-Hals-Bereich (engl. Head and Neck Squamous Cell Carcinoma, HNSCC) sind die häufigsten Kopf-Hals-Tumoren (KHT). Sie sind mit chronischem Nikotin- und Alkoholkonsum assoziiert. Einen wesentlichen Risikofaktor stellen auch persistierende Infektionen mit Viren dar. So ist das Epstein-Barr-Virus (EBV) mit der Entwicklung von Nasopharynx-Karzinomen assoziiert und High-risk humane Papillomviren (HR-HPV, z. B. Typ 16 und 18) sind für die Entstehung von Oropharynx-Karzinomen verantwortlich.
Trotz erheblicher Fortschritte in der onkologischen Forschung haben HNSCC bislang insbesondere in den Spätstadien und im Rezidiv eine schlechte Prognose. Die 5-Jahres-Überlebensrate liegt bei 50%, mitunter auch, weil HNSCCs meist spät erstdiagnostiziert werden. Dies war daher Ansporn für Forscher, spezifische Tumor-Bestandteile in Körperflüssigkeiten zu detektieren. Aufgrund der Tumorlokalisation im Kopf-Hals-Bereich ist bei HNSCC-Patienten neben der Analyse von Blut auch die Untersuchung von Speichel äußerst vielversprechend.
Biomarker in Flüssigbiopsien (engl. Liquid Biopsy, LB), wie zirkulierende Tumorzellen, zellfreie Tumor-DNA und Exosomen, könnten ein wichtiger Baustein in der personalisierten Präzisionsmedizin bei Kopf-Hals-Tumoren sein. Ihr Einsatz zur Früherkennung, zum Staging sowie zur Tumor- und Therapieüberwachung ist aktuell ein zentrales Thema der translationalen Forschung. Darüber hinaus könnten sie einen großen Einfluss auf die Prognoseabschätzung und auf Therapieentscheidungen bei Kopf-Hals-Tumoren unterschiedlicher Lokalisation nehmen.
Einleitung
Die Idee, Tumorbestandteile in Körperflüssigkeiten zu finden, beschäftigt Onkologen schon seit über 100 Jahren. Bereits 1896 berichtete der australische Arzt Thomas Ashworth im Australasian Medical Journal darüber, im Blut eines verstorbenen Krebspatienten die Zellen des Tumors nachgewiesen zu haben. Ashworth hatte somit erstmals zirkulierende Tumorzellen (engl. Circulating Tumour Cells, CTCs) beschrieben. Für ihn waren diese ein wesentliches Bindeglied zwischen Primärtumor und Fernmetastasen. Diese Vermutung gilt heute als bewiesen [1].
Bislang kommen beim Tumor-Monitoring vor allem bildgebende Verfahren zum Einsatz, die Tumoren jedoch erst ab einer bestimmten Größe detektieren können. Mittels Liquid Biopsy kann das molekulare Profil von Krebserkrankungen minimal-invasiv bestimmt und die sich zum Untersuchungszeitpunkt im Körper befindende Tumorlast quantifiziert werden [2]. So könnten in Zukunft aufwendige und kostspielige Staging-Untersuchungen wie beispielsweise das PET/CT durch die Liquid Biopsy ersetzt oder ergänzt werden. Da Liquid Biopsies die Gesamtheit aller Tumormutationen und die gesamte Tumorlast darstellen, könnten im Idealfall komplikationsreiche invasive Probeentnahmen entfallen. Somit ist die Bestimmung molekularer Biomarker in leicht zugänglichen Körperflüssigkeiten wie Blut und Speichel gerade für Patienten mit einem HNSCC interessant. Aktuell wird daher die Eignung molekularer Biomarker aus Flüssigbiopsien von HNSCC-Patienten zum Krankheits-Monitoring (Therapieansprechen oder -versagen) getestet. Zudem könnten Flüssigbiopsien auch bei Rezidiv(früh-)erkennung und Detektion residueller Tumorzellen Verwendung finden. Wie in Studien gezeigt werden konnte, lassen sich Rezidive mittels Liquid Biopsy und ctDNA-Monitoring wesentlich früher als mit bildgebenden Verfahren erkennen [3].
Zellfreie zirkulierende DNA (engl.: cell-free DNA, cfDNA) wurde erstmals 1948 beschrieben [4]. Doch es dauerte etwa ein halbes Jahrhundert, bis gezeigt werden konnte, dass fetale cfDNA im Blut einer Schwangeren diagnostisch verwertbar ist [5]. Die Sequenzierung von cfDNA der Feten im Plasma von Schwangeren ist mittlerweile eine Methode für den nicht-invasiven pränatalen Test auf fetale Trisomien 13, 18 und 21. Somit ist die Liquid Biopsy heute schon Teil der Pränataldiagnostik. Bei einer solchen Untersuchung wurde bei einer werdenden Mutter zufällig eine zuvor unentdeckte Tumorerkrankung diagnostiziert [6].
Die früheste klinische Anwendung der Liquid Biopsy bei Kopf-Hals-Tumoren war der Nachweis von EBV-cfDNA bei Nasopharynx-Karzinomen im Jahre 1999 [7]. Einige Jahre später konnte gezeigt werden, dass der Nachweis von EBV-cfDNA auch mit der Prognose sowie mit dem Rezidivrisiko der Nasopharynx-Karzinome korreliert [8].
Zugelassen ist die Liquid Biopsy zur Therapieentscheidung bei onkologischer Fragestellung bis heute nur beim nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinom
(NSCLC). Die Flüssigbiopsie mittels zirkulierender Tumor-DNA (ctDNA) umfasst hier den Nachweis der T790M-Mutation im EGF-Rezeptor und spielt bei der Entscheidung für oder gegen die Therapie mit dem EGFR-Tyrosinkinasehemmer Osimertinib eine wichtige Rolle. Das
NSCLC und das HNSCC weisen u. a. in der Ätiologie Gemeinsamkeiten auf, unterscheiden sich aber bezüglich ihres klinischen Behandlungsfortschritts und beim Einsatz neuer therapeutischer Ansätze deutlich. Während beim NSCLC die Überlebenszeiten der Patienten durch die Etablierung zielgerichteter Diagnostik und pharmakologischer Therapien in den letzten Jahren deutlich gesteigert werden konnten, lassen diese Entwicklungen beim HNSCC bisher auf sich warten.
Liquid Biopsy
Im Blut von Krebspatienten zirkulieren Tumorzellen (CTCs; Abb. 1). Ob es sich bei deren Freisetzung in den Blutkreislauf um einen zufälligen Prozess handelt, ist aktuell noch umstritten. CTCs kommen im Blut allerdings nur in geringen Mengen vor und sind schwer anzureichern [9]. Daher haben CTCs bislang keinen Stellenwert in tumorgenetischen Analysen aus dem Blut [10, 11]. Sie sind aber dennoch Gegenstand aktueller Forschung [12], weil sie insbesondere die Tumorheterogenität widerspiegeln und ihre Konzentration im Blut bei metastasierten Tumoren klinisch zur Prognoseabschätzung eingesetzt wird. Jedoch können sie bei Patienten im Frühstadium oft nicht nachgewiesen werden. Dies zeigt die mögliche Bedeutung von CTCs beim Staging und der Prognoseabschätzung, begrenzt aber deren Einsatz bei der Früherkennung von Tumorerkrankungen und beim Tumor-Monitoring [13]. Interessant ist außerdem die Tatsache, dass sich CTCs nach der Isolierung in vitro kultivieren lassen und somit für weitere Analysen zur Verfügung stehen [14].
Neben CTCs können auch Exosomen aus Tumor-, aber auch aus gesunden Körperzellen abgegeben werden. Dabei handelt es sich um äußerst stabile Mikrovesikel, etwa in der Größe von Viren (30 bis 150 nm). Sie sind mit einer Zellmembran umschlossen und transportieren unter anderem Nukleinsäuren und Proteine. Ihr Inhalt ist demnach spezifisch für ihre Ursprungszelle. Exosomen ermöglichen beispielsweise die Kommunikation zwischen den Zellen und beeinflussen somit interzelluläre Signalwege bei physiologischen, aber auch pathologischen Prozessen [15] wie etwa der Immunsuppression [16].
Aus zugrunde gehenden Körper- und Tumorzellen werden kontinuierlich Nukleinsäuren wie DNA und RNA freigesetzt. Diese zirkulieren anschließend extrazellulär (circulating cell-free DNA,
cfDNA) in Körperflüssigkeiten und können darin nachgewiesen werden [17]. Ursache hierfür können physiologische Prozesse wie der programmierte Zelltod (Apoptose) sein. Aber auch pathologische Ereignisse, wie Nekrose, Nekroptose oder eine Mikrometastasierung, können zur Freisetzung von cfDNA führen (Abb. 1, 2; [2, 17]).

Somit stammt cfDNA vor allem aus Geweben mit einem hohen Zellumsatz („turnover“). Die Menge der aus Tumorzellen freigesetzten cfDNA ist abhängig von der Tumorentität, der Tumorlokalisation, der Vaskularisierung, der Größe des Tumors und von einer eventuell vorliegenden Metastasierung [9, 18].
Aufgrund der kontinuierlichen Freisetzung aus apoptotischem und nekrotischem Tumorgewebe stellen diese zellfreien Nukleinsäuren (ctDNA) einen sensitiven Parameter zur Bestimmung der Tumorlast dar, der minimal-invasiv gewonnen werden kann [17]. Durch die kurze Halbwertszeit der Fragmente von ca. 30 Minuten [19] ist eine Korrelation zwischen der aktuellen ctDNA-Menge im Blut und der Anzahl von Tumorzellen im Körper anzunehmen. Dies lässt die Vermutung zu, dass Änderungen der ctDNA-Menge in Blut und Speichel die Veränderungen der Tumorlast nahezu in Echtzeit wiedergeben können.
Die aus malignen Tumoren oder deren Metastasen stammende ctDNA trägt tumorspezifische somatische Mutationen in Form von vorbekannten entitätsspezifischen sowie individuellen Mutationen, Fusionstranskripten oder genetischen Rearrangements [3] und kann dadurch von cfDNA aus gesunden Körperzellen unterschieden werden [20].
Allerdings ist zur Detektion der verhältnismäßig geringen Anzahl der Zellfragmente, insbesondere bei geringer Tumorlast, eine höchst sensitive Detektionsmethode erforderlich. Eine hierfür geeignete Methode ist die digitale PCR.
Digitale PCR (dPCR) – ein sensitives Nachweisverfahren für ctDNA
Ein bislang großes Handicap der Liquid Biopsy war die Notwendigkeit eines sensitiven Nachweisverfahrens aufgrund der meist äußerst geringen ctDNA-Menge (z. T. < 0,1 ng/ml). Zur Lösung dieses Kernproblems beim Einsatz von ctDNA zur Untersuchung tumorgenetischer Mutationen ist die standardmäßig verwendete Polymerase-Kettenreaktion (PCR) nur wenig geeignet. Diese erlaubt keine absolute Quantifizierung von ctDNA-Molekülen und kann durch PCR-Duplikate Messergebnisse verzerren [11].
Weiterentwickelte digitale PCR-Systeme (dPCR) ermöglichen es als quantitative Endpunkt-Verfahren ohne Verwendung externer Standardkurven, die Anzahl der cfDNA-Moleküle präzise zu bestimmen. Dies spart neben Zeit und Reagenzien vor allem wertvolles Probenmaterial ein. Hierbei wird der Reaktionsansatz auf sehr viele kleine Reaktionsgefäße verteilt. Anschließend wird eine Endpunkt-PCR für jedes Kompartiment durchgeführt und man erhält für jedes Kompartiment ein positives oder negatives Signal. Mit dieser Methode können allerdings nur wenige Gene gleichzeitig untersucht werden, dafür aber mit hoher analytischer Sensitivität und Spezifität. Daher sind diese Verfahren vornehmlich dazu geeignet, bekannte tumorgenetische Alterationen nachzuweisen. Ein Beispiel hierfür wäre die T790M-Mutation im EGFR-Gen, die bereits in der klinischen Praxis mittels Liquid Biopsy bei NSCLC-Patienten analysiert wird.
Durch den Einsatz der Droplet Digital PCR (ddPCR) ist es zudem möglich, den Methylierungsstatus bestimmter Gene in Blut- und Speichelproben zu analysieren. Es konnte gezeigt werden, dass bei HNSCC Tumorsuppressor-Gene oftmals bereits in frühen Stadien hypermethyliert vorliegen, somit „ausgeschaltet“ sind, wodurch das unkontrollierte Zellwachstum gefördert wird. Zudem gilt mittlerweile als gesichert, dass es eine Korrelation zwischen Rauchen, einem Risikofaktor für die Entstehung von HNSCC, und der Hypermethylierung in Promotorbereichen von Tumorsuppressor-Genen gibt [21]. Diese Tatsache erscheint therapeutisch äußerst interessant: Eine Phase-II-Studie untersucht aktuell bei HNSCC-Patienten den Einsatz von demethylierenden Therapeutika (5-Azacitidin, welches DNA-Methyltransferasen hemmt), um „ausgeschaltete“, aber funktionsfähige Gene wieder zu aktivieren [22].
Liquid Biopsy bei Kopf-Hals-Tumoren
30% der Kopf-Hals-Tumoren werden in einem fortgeschrittenen Tumorstadium diagnostiziert, was einen negativen Einfluss auf die Prognose und das Gesamtüberleben hat [23]. Denn trotz Fort-schritten in der Tumorchirurgie und zahlreicher neuer Therapieansätze, wie der Immuntherapie und der gezielten EGFR-Antikörpertherapie, ist das Gesamtüberleben bei metastasierten oder rezidivierten Tumorstadien seit Jahrzehnten nahezu unverändert schlecht, und beträgt im Median beispielsweise für HNSCC nur sechs bis neun Monate.
Durch den Einsatz des Liquid-Biopsy-Verfahrens bei Risikopatienten oder bei Auftreten klinisch verdächtiger Läsionen (Leukoplakien) könnten diese Krebsvorstufen minimal-invasiv untersucht werden. Saintigny et al. gingen kürzlich der Frage nach, ob bestimmte Genaktivitäten die Malignom-Entwicklung aus Vorstufen beim HNSCC begünstigen [24]. Sie konnten zeigen, dass eine erhöhte Expression eines Wachstumsfaktor-Rezeptors (c-Met-Rezeptor) den Übergang einer Leukoplakie in ein Malignom vorantreibt [24]. Eine Überaktivierung des Met-Signalwegs wurde bei verschiedenen Tumorarten, auch dem
HNSCC, als Treibermutation identifiziert. Therapien, die selektiv entweder auf den
c-Met-Rezeptor oder auf seinen Liganden (Hepatocyte Growth Factor, HGF) abzielen, haben bereits in Studien antineoplastische Wirkungen gezeigt und stellen damit eventuell eine neue Therapieoption beim
HNSCC und bei dessen Prävention dar [25].
Zahlreiche Studien haben sich in den letzten Jahren zum Ziel gesetzt, die molekulare Biologie der HNSCC zu erforschen und potenzielle Angriffspunkte für die Liquid Biopsy bei Kopf-Hals-Tumoren zu ermitteln. Im Projekt The Cancer Genome Atlas (TCGA) wurden mittels Next Generation Sequencing (NGS) 279 Kopf-Hals-Tumorpatienten untersucht, um die Vielfalt somatischer Veränderungen u. a. beim HNSCC zu identifizieren [26]. Hierbei konnten Unterschiede sowie Gemeinsamkeiten zwischen HPV-positiven und HPV-negativen Tumoren gezeigt werden, die in zukünftigen Therapieansätzen eine Rolle spielen könnten [26].
Die anatomischen und pathologischen Eigenschaften der HNSCC ermöglichen einzigartige Anwendungen der ctDNA. Es handelt sich hier per definitionem um Schleimhauterkrankungen; daher haben alle Tumoren Bezug zur Schleimhautoberfläche. Demnach kann ctDNA auf zwei Wegen in Körperflüssigkeiten gelangen und dort detektiert werden ([12]; Abb. 1).
Zum einen gelangt ctDNA über die basale Tumoroberfläche ins Blut, zum anderen wird sie apikal in den Speichel freigesetzt. Dieses Modell konnten Weber et al. auch für MicroRNA bestätigen [27]. Sie konnten zeigen, dass sowohl Blut- als auch Speichelproben zur Liquid Biopsy bei HNSCC verwendet werden können und detektierten ctDNA und exosomale MicroRNA im Speichel. Durch den engen Kontakt zur Mundhöhle enthält der Speichel von Patienten mit Oropharynx-Karzinom erwartungsgemäß viel ctDNA und das bereits in frühen Tumorstadien [28]. Speichel ist einfach und nicht-invasiv zu gewinnen sowie kostengünstig und daher ein geeignetes Analysemedium zur Entwicklung von Biomarkern, die der Erkennung und dem Monitoring von Erkrankungen wie des Oropharynx-Karzinoms dienen [29]. Wang et al. konnten im Rahmen ihrer Studie bei 100% der untersuchten HNSCC-Patienten, die an einem Tumor der Mundhöhle erkrankt waren (n = 46), ctDNA nachweisen. Bei 75% befand sich die Erkrankung im Frühstadium. Dies rückt die Flüssigbiopsie mit der ctDNA-Analytik aus Speichelproben in den Fokus der Krebsfrüherkennung von HNSCC der Mundhöhle.
Bettegowda et al. quantifizierten in einer Studie ctDNA im Plasma von 410 Patienten mit 18 verschiedenen soliden Tumorentitäten und konnten, neben einer stadien- und patientenindividuellen Nachweisvariabilität, in 70% der untersuchten metastasierten Kopf-Hals-Tumoren ctDNA detektieren [18]. Auch wenn die ctDNA-Menge eine hohe Varianz zwischen Tumorpatienten aufweist, konnte patientenindividuell eine zuverlässige positive Korrelation mit der Tumorlast nachgewiesen werden. Demnach kann die Höhe des ctDNA-Anteils als Messgröße für die Tumorlast verstanden werden [18, 30–32].
Außerdem konnte gezeigt werden, dass Tumoren, die bereits in niedrigen Stadien (I, II) ctDNA ins Blut abgeben, häufig eine schlechtere Prognose zeigen [35]. Diese Feststellung ist Ausgangspunkt zukünftiger prospektiver Studien, um die prognostische und klinische Relevanz des ctDNA-Nachweises sowohl in frühen als auch in späten Stadien von HNSCC-Erkrankungen zu evaluieren.
Ähnliches konnte in einer prospektiven klinischen Follow-up-Studie auch für die Detektion zirkulierender Tumorzellen (CTCs) bei HNSCC-Patienten gezeigt werden. Patienten ohne Nachweis von CTCs im Blut zeigten ein signifikant längeres krankheitsfreies Überleben [33].
Somit könnten Flüssigbiopsien in Zukunft gegebenenfalls zur prognoserelevanten Unterscheidung von ctDNA-/CTC-positiven und -negativen Tumorstadien dienen. Dies könnte konsequenterweise einen Einfluss auf die Indikation zur adjuvanten Therapie haben. Insbesondere bei Kopf-Hals-Tumoren wird aktuell in prospektiven Studien versucht, die therapieinduzierte Morbidität durch eine reduzierte Therapieintensität zu verringern, ohne dabei die Chance auf Heilung zu gefährden. Hier könnte die Liquid Biopsy aus Blut- oder Speichelproben in Zukunft wertvolle Hinweise für die Risikostratifizierung liefern.
Zielgerichtete Therapien erfordern zielgerichtete Diagnostik
Um zielgerichtete Therapeutika in der Tumortherapie einsetzen zu können, muss oftmals der Mutationszustand eines Biomarkers bestimmt oder die Expressionsrate analysiert werden. Ein Beispiel hierfür ist der EGFR-Status vor dem Einsatz einer Anti-EGFR-Therapie mit Cetuximab (Erbitux®): Eine Überexpression des epidermalen Wachstumsfaktor-Rezeptors wurde in über 90% der Kopf-Hals-Tumoren gefunden [34] und ist mit einer schlechteren Prognose assoziiert ([35]; Abb. 3). Doch es besteht die Option einer zusätzlichen zielgerichteten Therapie mit Cetuximab, welche seit 2006 zur Behandlung lokal fortgeschrittener HNSCCs in Kombination mit einer Radiotherapie und seit 2008 zur Erstlinientherapie des rezidivierten/metastasierten HNSCC in Kombination mit platinhaltiger Chemotherapie (Cis- oder Carboplatin plus 5-Fluorouracil) zugelassen ist [36]. Tinhofer et al. konnten zeigen, dass EGFR-positive CTCs bei Kopf-Hals-Tumoren unter Cetuximab-Behandlung im Vergleich zu einer konventionellen Chemotherapie signifikant reduziert werden konnten [37].

Ein weiterer Hoffnungsträger in der zielgerichteten onkologischen Therapie der HNSCC ist die Checkpoint-Inhibition in Form von PD-1- oder PD-L1-Inhibitoren. Aufgrund der Ergebnisse der CheckMate-141-Studie ist der PD-1-Inhibitor Nivolumab seit 2018 zur Therapie metastasierter Kopf-Hals-Tumoren bei Progress nach Erstlinien-Chemotherapie zugelassen [38, 39]. Die Immuntherapie konnte einen deutlichen Vorteil beim Gesamtüberleben zeigen, allerdings manifestiert sich aufgrund der indirekten Wirkungsweise der Wirkungseintritt meist verzögert. Das kann sich zunächst bildmorphologisch durch fehlende Verminderung der Tumorgröße oder sogar ein scheinbares Größenwachstum (sog. Pseudoprogress) darstellen und wird folglich nicht selten als fehlendes Therapieansprechen (fehl-)interpretiert. Daher sind prädiktive Marker notwendig, die das Ansprechen der kostspieligen Immuntherapie bei Kopf-Hals-Tumorpatienten voraussagen können. Ein möglicher Ansatz wäre die Bestimmung und Quantifizierung der PD-L1-Expression auf CTCs im Blut und Speichel mittels Liquid Biopsy.
Die Mutationslast des Tumors (engl. Tumor mutational burden, TMB) könnte einen zusätzlichen prädiktiven Biomarker darstellen, um das Ansprechen des Tumors auf eine Immuntherapie vorherzusagen (Abb. 1b). Studien haben gezeigt, dass beispielsweise beim NSCLC eine hohe Tumor-Mutationslast mit besserem Ansprechen auf Immuntherapien assoziiert ist [40]. Weitere Studien, die mittels Liquid Biopsy diesen Sachverhalt bei Kopf-Hals-Tumoren im Allgemeinen untersuchen, fehlen bislang.
Rezidiv(früh)erkennung
Durch vorhergehende genetische Untersuchung des Primärtumors sind tumorspezifische Mutationen bekannt. Diese können anschließend im Verlauf mittels Liquid Biopsy untersucht werden und dem Tumor-Monitoring dienen. Daher spricht man hier vom sogenannten gezielten ctDNA-Screening mit individuellen tumorspezifischen Mutationen.
Hierdurch kann man nicht nur Rezidive früher erkennen, bevor sie sich in der Bildgebung manifestieren, sondern auch Zweittumoren von Rezidiven unterscheiden [18]. Arbeiten von Bettegowda et al. und Wang et al. konnten kürzlich zeigen, dass das Screening spezifischer Mutationen in Plasma und Speichel von HNSCC-Patienten ein sensitiver und spezifischer Ansatz für die Rezidiv-Früherkennung ist [18, 28].
EBV- und HPV-Diagnostik mittels Liquid Biopsy bei Kopf-Hals-Tumoren
Die Pathogenese des Nasopharynx-Karzinoms ist eng mit EBV assoziiert. EBV-DNA war einer der ersten cfDNA-Biomarker, welcher beim Nasopharynx-Karzinom eingesetzt wurde [7]. Cf-EBV-DNA kann im Plasma mit einer hohen Sensitivität (96%) und Spezifität (93%) detektiert werden [41, 42]. Chan et al. konnten zeigen, dass sich die Detektion von EBV-DNA im Plasma zur Früherkennung asymptomatischer Nasopharynx-Karzinome eignet [8, 43]. Da es sich sowohl bei EBV als auch bei den humanen Papillomviren der High-risk-Gruppe um onkogene Viren handelt, liegt der Gedanke nahe, auch HPV-DNA mittels Liquid Biopsy detektieren zu können.
Der HPV-Status wird in der aktuellen Version der TNM-Klassifikation (Version 8, 12/2016) der Kopf-Hals-Tumoren erstmals zur prognostischen Charakterisierung von Oropharynx-Karzinomen in Form eines immunhistochemischen Nachweises des Tumorsuppressor-Proteins p16INK4a miterfasst. Da HPV-positive Karzinome im Oropharynx trotz häufigerer Metastasierung bei Erstdiagnose eine deutlich bessere Prognose zeigen, werden insbesondere hier aktuell Therapie-Deeskalationen mit dem Ziel einer Minderung der therapieassoziierten Toxizität diskutiert. Hierfür sind Verfahren wünschenswert, die die chirurgische Biopsie-Gewinnung ergänzen können.
Wang et al. konnten anhand von 93 HNSCC-Patienten zeigen, dass sich somatische Mutationen (TP53, PIK3CA, NOTCH1, FBXW7, CDKN2A, NRAS und HRAS) sowie HPV-DNA (HPV16, 18) im Speichel und im Blut in 76% bzw. in 87% der Fälle detektieren lassen (Tab. 1; [28]). Darunter waren 20 Personen, bei denen sich die Tumorerkrankung im Frühstadium befand. Wurden sowohl Speichel als auch Plasma in Kombination getestet, lag die Gesamt-ctDNA-Detektionsrate unabhängig von der Tumorlokalisation bei 96%. Auch Lokalrezidive konnten in Form von erneutem ctDNA-Nachweis im Speichel detektiert werden.

Liquid Biopsy – bereit für den klinischen Alltag?
Krebs ist eine molekulare Erkrankung, die mit Veränderungen im Genom einhergeht. Dank der stark verbesserten Sensitivität neuer genomischer Werkzeuge (NGS und ddPCR) können diese Veränderungen in der ctDNA identifiziert werden. Diese Methoden ersetzen heute bereits im Rahmen der EGFR-T790M-Resistenzbestimmung beim NSCLC chirurgisch gewonnene Gewebebiopsien.
Die aktuelle Studienlage zur ctDNA bei HNSCC erlaubt die Annahme, dass ctDNA aus Plasma oder Speichel in absehbarer Zeit auch hier als diagnostischer Biomarker eingesetzt werden kann [40]. Durch das Vorhandensein somatischer Mutationen (TP53, PIK3CA, CDKN2A, NOTCH1) und der EBV- bzw. HPV-Gene (E6, E7) kann zirkulierende tumorspezifische DNA von aus normalen Körperzellen freigesetzter cfDNA zielsicher unterschieden werden [28, 44]. Durch die frühzeitige Detektion von Resistenzmutationen könnten zudem Therapien rechtzeitig umgestellt werden.
Guter positiv prädiktiver Wert, aber schlechter negativ prädiktiver Wert
Bisher bietet nur der Nachweis einer aus dem Primärtumor bekannten Mutation die Sicherheit, dass das Mutations-Profiling funktioniert und das Testergebnis aussagekräftig ist [11]. Es ist wichtig zu wissen, dass die Liquid Biopsy bisher keine Aussagekraft hat, wenn Mutationen nicht nachgewiesen werden (geringer negativ prädiktiver Wert). Zurzeit sind Liquid Biopsy und Gewebebiopsien komplementäre Verfahren, die sich zum Nachweis tumorgenetischer Veränderungen ergänzen [11].
Die Mutationssuche mittels Liquid Biopsy sollte somit unter Einschluss einer bekannten Mutation des untersuchten Tumors als sogenannte „Referenzmutation“ erfolgen. Ein erfolgreicher Mutati-onsnachweis hat in der Gewebe- und Flüssigbiopsie eine ähnlich hohe Aussagekraft (positiv prädiktiver Wert).
Standardisierung notwendig
Die ctDNA-Analyse ist aktuell noch nicht standardisiert— beginnend mit der Anwendung unterschiedlicher Techniken zur ctDNA-Isolation, gefolgt vom Zeitpunkt der Probenentnahme, die Wahl des Probenröhrchens und des Analyse-Mediums (Plasma vs. Serum). Dies bringt mit sich, dass zahlreiche Studienergebnisse nicht miteinander verglichen werden können oder sogar widersprüchliche Ergebnisse liefern.
Einschränkungen hinsichtlich dieser präanalytischen Variablen könnten beispielsweise für eine geringe Mutations-Detektionsrate in Körperflüssigkeiten verantwortlich sein. Die längere Aufbewahrung in EDTA-Probenröhrchen kann die ctDNA-Menge zudem verfälschen: Durch die Freisetzung von DNA aus Leukozyten bei längerer Lagerung (> 4 Stunden) der EDTA-Vollblutproben wird die vorhandene zellfreie DNA im Plasma kontaminiert und verdünnt. Bislang ist anzunehmen, dass EDTA-Blutproben bis zu vier Stunden bei Raumtemperatur vor der Plasmapräparation aufbewahrt werden können, ohne dass die cfDNA-Konzentration wesentlich beeinflusst wird [45]. Spezielle Probenröhrchen mit zellstabilisierenden Zusätzen bringen zwar höhere Kosten mit sich, erlauben aber eine Lagerung über mehrere Tage.
Eine Vereinheitlichung der Protokolle ist eine wichtige Voraussetzung für den Einzug der Liquid Biopsy in die Klinik. Ein diagnostischer Test, der im Rahmen eines Screeningverfahrens eingesetzt werden soll, muss höchste Maßstäbe an Sensitivität und Spezifität erfüllen und Robustheit gewährleisten. Nur so können unnötige Untersuchungen und Verunsicherungen der Patienten ausgeschlossen werden. Diesbezüglich erscheint auch die hohe Variabilität der ctDNA-Konzentrationen problematisch. Zwar konnte gezeigt werden, dass sich der Verlauf der ctDNA-Parameter patientenindividuell zum Monitoring eignet [18], doch insbesondere die Mechanismen der
ctDNA-Freisetzung erscheinen noch nicht vollständig aufgeklärt. Ähnliches gilt auch für die Mechanismen der Freisetzung von CTCs in die Blutbahn. Es gilt, diese ungeklärten Aspekte in der Auswertung der CTC-Analyse zu berücksichtigen.
Die bislang einzige und auch nur für einige Tumorentitäten von der FDA (US Food and Drug Administration) zugelassene Methode ist die CTC-Isolierung mittels CellSearch®, einem Verfahren, das sich epitheliale Oberflächenstrukturen der zirkulierenden Tumorzellen für die Selektion zunutze macht (sog. epithelial cell adhesion molecule, EpCAM). Bei Kopf-Hals-Tumoren unterschiedlichster Lokalisation und Entität, inklusive dem HNSCC, existiert bisher keine FDA-Zulassung für diese Methode. Zum einen exprimieren nicht alle HNSCC EpCAM, was zu falsch negativen Testergebnissen führt. Außerdem stellt ein weiteres Problem die sogenannte epithelial-mesenchymale Transition (EMT) dar: Gelangen CTCs aus (Kopf-Hals-)Tumoren einmal in die Blutbahn, verlieren sie oft ihren epithelialen Phänotyp und nehmen einen mesenchymalen Phänotyp an, der ihnen die Zellmigration erleichtert. Damit können sie der CellSearch®-Detektionsmethode entgehen.
Auch der Einfluss und zeitliche Verlauf verschiedener Therapiemodalitäten auf die Freisetzung von CTCs muss noch genauer untersucht und bei der Interpretation der CTC-Analytik berücksichtigt werden. Beispielsweise konnten Studien zeigen, dass die Anzahl an CTCs nach Bestrahlung aufgrund des Zerfalls von Tumorgewebe kurzzeitig ansteigt [37]. Ohne Kenntnis dieses Sachverhalts könnte man diesen Umstand als Krankheitsprogress unter laufender Strahlentherapie fehldeuten.
Für den Einsatz der Liquid Biopsy in der HPV-Diagnostik muss geklärt werden, ob der Nachweis zirkulierender HPV-DNA in Geweben außerhalb des Oropharynx Indikator einer HPV-getriggerten Karzinogenese ist oder es sich auch um eine zufällig nachgewiesene Koinfektion handeln könnte [46]. Eine Studie bei Patientinnen mit Zervixkarzinomen und gesunden Probandinnen als Kontrollgruppe fand keine HPV-DNA im Plasma von 13 Patientinnen mit HPV-negativen Karzinomen und von 20 gesunden Probandinnen [47]. Bei sechs von 50 der Patientinnen mit HPV-positiven Karzinomen (12%) wurde HPV-DNA im Plasma nachgewiesen.
Für die orale HPV-Diagnostik erscheint daher der Ansatz interessant, Speichel- und Plasmaproben zu kombinieren.
Ausblick
Früherkennung und Präzisionsmedizin
Krebs-Früherkennung und eine tumoradaptierte Behandlung sind die wirksamsten Mittel, um Krankheitslast und Mortalität durch (Kopf-Hals-)Tumoren zu senken (Abb. 4).
Während die zielgerichtete Sequenzierung für die post-diagnostische Verwendung von ctDNA im Tumor-Monitoring ausreichend sein könnte, wird es wohl für das Ziel der Tumor-Früherkennung notwendig sein, die gesamten kodierenden Regionen der am häufigsten in Kopf-Hals-Tumoren mutierten Gene zu untersuchen, anstatt sich auf ausgewählte Ziele zu konzentrieren. Das Mutationsprofil von
HNSCC ist von wiederkehrenden Veränderungen in Tumorsuppressor-Genen, mit Ausnahme der Onkogene HRAS und PIK3CA, gekennzeichnet. Singuläre Hotspots sind selten, auch weil es sich bei HNSCC um genetisch sehr instabile Tumoren und eine heterogene Tumorfamilie mit verschiedenen anatomischen Lokalisationen handelt. Dies macht eine sensitive Früherkennung von HNSCC mittels Liquid Biopsy extrem schwierig. Treibermutationen in Genen wie TP53 erscheinen als attraktive Kandidaten für die Detektion mittels ddPCR-Assays. Van Ginkel et al. konnten durch ddPCR-Nachweis tumorspezifischer Mutationen im TP53-Gen eine Eignung der Liquid Biopsy zum Therapie-Monitoring bei HNSCC-Patienten beschreiben [48, 49]. Doch es gilt auch hier zu berücksichtigen, dass ein negativer Mutationsnachweis aufgrund des geringen negativ prädiktiven Werts bislang keine Entwarnung im Sinne eines Beweises für eine komplette Remission bedeutet [11].
Perdomo et al. zeigten, dass der „blinde“ TP53-Mutationsnachweis im Speichel von Patienten mit Kopf-Hals-Tumoren nur eine geringe Übereinstimmung mit den Mutationen aus den dazugehörigen Primärtumoren aufweist [50]. Zudem detektierten sie in drei von 49 Fällen pathogene TP53-Mutationen im Speichel von Kontrollpatienten, die nicht an Kopf-Hals-Tumoren erkrankt waren. Die dabei beobachteten Allelfrequenzen lagen im Mittel bei < 0,1%. Dies weist entweder auf die Anwesenheit eines kleinen Prozentsatzes pathogener Mutationen bei bislang gesunden Personen hin oder auf Schwierigkeiten der Nachweismethode, die möglicherweise falsch positive Ergebnisse im Bereich von Allelfrequenzen < 0,1% liefert. Diese Tatsache sollte bei der Entwicklung diagnostischer ctDNA-Assays für den Nachweis von Kopf-Hals-Tumoren im Frühstadium berücksichtigt werden. Zudem sind weitere prospektive Studien notwendig, um sowohl den diagnostischen Wert als auch die prognostische klinische Bedeutung von ctDNA-Nachweisen bei Kopf-Hals-Tumor-Patienten zu definieren.
Nur gemeinsam ist man stark!
Die Diagnose eines (Kopf-Hals-)Tumors bedeutet die Erweiterung der interdisziplinären Verantwortung auf Pathologen, Onkologen, Strahlentherapeuten, Radiologen und Labormediziner. Es wird immer wichtiger, die Informationen aus vielen unterschiedlichen diagnostischen Dimensionen zu integrieren, um so die bestmöglichste Versorgung der Tumorpatienten gewährleisten zu können. Es ist zu hoffen, dass sich bei Kopf-Hals-Tumoren im Allgemeinen in naher Zukunft valide und stabile Biomarker etablieren lassen, um neue zielgerichtete Therapien entwickeln zu können, welche das Gesamtüberleben der Patienten mit Kopf-Hals-Tumoren in fortgeschrittenen Stadien verlängern und ihre Lebensqualität verbessern.
Liquid biopsy in head and neck cancer: minimally invasive diagnostics – maximum-precision therapy?
Summary
Biopsies of solid tumors are invasive, expensive and often stressful for the patient. They are also temporally and locally limited and only a momentary snapshot of a single region of a probably very heterogeneous tumor. This implies the risk of missing the heterogeneity as well as changes in resistance of a tumor occurring in the course of therapy. Nevertheless, genotyping of tumor tissue at the moment is a standard in oncology. Concerning the diagnosis of head and neck cancers, there is a lack of useful biomarkers which could in addition to conventional techniques like tissue biopsy or imaging be used for disease and therapeutic monitoring. The analysis of circulating tumor DNA (ctDNA) in blood and tumor DNA in saliva could improve prediction of prognosis and response to therapy of a patient and facilitate personalized treatment decisions. A liquid snapshot of the tumor may aid in refining the diagnosis of (head and neck) tumors, but at the same time poses a lot of questions that have to be addressed. Many challenges have to be met, and the technique has to be standardized and validated before it can be established in clinical routine.
Keywords: Liquid Biopsy, circulating tumor DNA, biomarker, salivary diagnostics, head and neck cancer