Wissenschaftspreise für translationale Forschung in der Pathologie

Diagnostk in der Onkologie

Anlässlich ihrer 100. Jahrestagung verlieh die Deutsche Gesellschaft für Pathologie am 19. Mai in Berlin drei Preise für hervorragende Leistungen auf dem Gebiet der translationalen Forschung.
Der Rudolf-Virchow-Preis 2016 ging an Prof. Dr. Daniel Baumhoer vom Universitätsspital Basel in Anerkennung seiner Verdienste um die Diagnostik und Therapie des Osteosarkoms [1]. Diese seltene Erkrankung – so der Preisträger bei einer Pressekonferenz – habe bis in die 1970er-Jahre hinein bereits im Kindesalter fast unabänderlich zum Tode geführt. Mit der Einführung der Chemotherapie seien Heilungsraten von bis zu 60% erzielt worden, doch auf diesem Stand verharre die Medizin nun schon seit über 30 Jahren. Das Verdienst von Prof. Baumhoer besteht darin, anhand von über 100 sorgfältig charakterisierten Osteosarkomen Ordnung in die extreme genetische Heterogenität des Tumors gebracht zu haben. Nach seinen an klinischem Material gewonnenen und in der Zellkultur bestätigten Erkenntnissen sind die betroffenen Gene in ähnlicher Weise wie BRCA an der Reparatur genetischer Defekte beteiligt. Somit eröffnet sich erstmals ein Ansatz für eine gezielte Therapie der bislang nicht heilbaren Fälle mit PARP-Inhibitoren wie etwa Olaparib, Talazoparib oder Niraparib. Wie so oft bei „Orphan Diseases“ wurden diese Medikamente ursprünglich für andere (häufigere) Tumorarten, z. B. Lunge, Brust und Ovarien entwickelt, könnten nun aber auch bei Osteosarkomen wirksam sein.
Zum dritten Mal verlieh die DGP ferner den Novartis-Preis für junge Forscher an pathologischen Instituten. Da sich die Jury zwischen zwei hervorragenden Arbeiten nicht entscheiden konnte, teilen sich dieses Jahr zwei Wissenschaftler diesen mit 10.000 Euro dotierten Preis. Dr. med. Georg Gdynia vom Pathologischen Institut der Universität Heidelberg entdeckte einen neuen Apoptoseweg [2], der NK-Zellen (natural killer cells) in die Lage versetzt, Tumorzellen gewissermaßen von innen heraus zum Platzen zu bringen. Aktivator dieses Wegs ist das bisher vor allem aus der Autoimmunologie und Sepsisforschung bekannte High-Mobility-Group-Protein B1 (HMGB1). Während man aber bisher vor allem nach Hemmstoffen für dieses Protein suchte, drehen sich Gdynias Forschungsarbeiten um die Frage, wie man die Apoptose von Tumorzellen durch Aktivierung des HMGB1-Wegs steigern könnte.
Die zweite Hälfte des Preises ging an Dr. Jan Pencik vom Institut für Pathologie der Medizinischen Universität Wien. Seine Forschung gilt dem Prostatakarzinom, das in zwei Varianten vorkommt – eine mit sehr langem Verlauf und eine aggressive Form, die stark zur Metastasierung neigt. Dr. Pencik identifizierte mit STAT2 und p14ARF zwei Proteine, deren Expression im Tumorgewebe eine bessere Risikovorhersage ermöglicht als der Gleason-Score [3]. Der Wissenschaftler empfiehlt die Bildung eines auf immunhistochemischen Befunden basierenden Quotienten aus STAT3 und p14ARF: Je höher dieser Wert, desto größer das Metastasierungsrisiko. Der Test hat einen sehr guten negativen Vorhersagewert; deshalb liegt das Hauptziel der Untersuchungen darin, den Patienten unnötige Prostatektomien zu ersparen.
„Unserem Anliegen, innovative Forschungsprojekte und klinisch relevante Ansätze in der Pathologie zu fördern, wird dieser Preis vollumfänglich gerecht. Wir freuen uns über die großartigen Forschungsleistungen der Preisträger und gratulieren ganz herzlich“, so Dr. Ulrike Haus, Medical Director Novartis Oncology anlässlich der Preisverleihung (siehe Bild).

Georg Hoffmann

 

Literatur

1. Kovac M et al. Exome sequencing of osteosarcoma reveals mutation sigantures reminiscent of BRCA deficiency. Nature Commun. 2015; 6: 8940.

2. Gdynia G et al. The HMGB1 protein induces a metabolic type of tumour cell death by blocking aerobic respiration. Nature Commun. 2016; 7: 10764.

3. Pencik J et al. STAT3 regulated ARF expression suppresses prostate cancer metastasis. Nature Commun. 2015; 6: 7736.


Veranstaltungen auf der DGP-Tagung 2016 in Berlin.