Multiples Myelom: Optimierte Therapiestrategien

Mit Bortezomib steht seit 2004 der erste Proteasominhibitor zur Verfügung. Seinerzeit noch als Monosubstanz für die Rezidivtherapie des multiplen Myeloms zugelassen, hat es sich mittlerweile als wichtiger Kombinationspartner in der Myelomtherapie etabliert. Die Patienten profitieren von den hohen Ansprechraten, die Grundlage für eine Lebenszeitverlängerung sind.

Dies ist wichtig, erläuterte PD Dr. Martin Kropff, Münster, denn nach wie vor ist das Myelom eine unheilbare Erkrankung. Das Therapieziel ist die maximale Lebenszeitverlängerung. Je tiefer das erreichte Ansprechen ist, umso länger überleben die Patienten. Unabhängig vom Lebensalter des Patienten gehe es darum, eine komplette Remission (CR) bzw. das Verschwinden der minimalen Resterkrankung (MRD) zu erreichen.
Bortezomib (Velcade®) hat sich im Rahmen kontrollierter klinischer Studien als effektiver Kombinationspartner bestätigt, um Patienten mit Myelom in verschiedenen Therapielinien effektiv zu be-handeln, ergänzte Prof. Jens Hillengaß, Heidelberg. In der Primärtherapie hat sich Bortezomib in Kombination mit Melphalan/Prednison (VMP) etabliert. Die Dreierkombination war in der Zulassungsstudie VISTA [1] dem MP-Regime ohne Bortezomib klar überlegen: Die prognostisch wichtige CR-Rate betrug 30% versus 4%, (p < 0,001), was sich nach fünfjähriger Nachbeobachtungszeit in einer signifikant längeren medianen Überlebenszeit niederschlug (56,4 vs. 43,1 Monate; p < 0,001; [2]). Je länger eine CR aufrechterhalten werden kann, umso besser ist die Prognose. Auch hier zeigten sich Vorteile für die Bortezomib-basierte Primärtherapie: Die Patienten im VMP-Arm blieben fast doppelt so lange in Remission (24 vs. 12,8 Monate; [1]), so Hillengaß.
Die Chance auf eine CR erhöht sich mit der Länge der Behandlung. Dies zeige auch die eigene klinische Erfahrung, berichtete Kropff. Die Behandlung mit Bortezomib sollte daher nicht zu früh beendet werden, empfahl der Experte. Klinische Studien zeigen, dass sich die Qualität des Ansprechens mit der Dauer der VMP-Behandlung verbessert [3]. Der Zeitpunkt des Ansprechens habe dabei keine Auswirkungen auf die Dauer der Remission. Die Behandlungsdauer sollte daher grundsätzlich bis zum besten Ansprechen fortgeführt werden. Vorteile für Patienten mit CR zeigen sich auch bei der Lebensqualität, so Kropff, denn diese Patienten erreichen in der Regel längere Therapiepausen.
Ein wichtiger Punkt ist laut Kropff auch, dass sich die Gesamtüberlebenszeit der Patienten mit höherer kumulativer Bortezomib-Dosis (≥ 39mg/m²) deutlich verlängert gegenüber jenen mit geringe-rer kumulativer Dosis (p < 0,0001; [4]). Es mache daher Sinn, nach Erreichen einer CR die Patienten ggf. weiter zu behandeln, bis die Zieldosis erreicht ist.
Auch als Induktionstherapie haben Bortezomib-basierte Regimes hohe Wirksamkeit gezeigt, so Hillengaß. Sowohl die Kombination Bortezomib/Dexamethason (VD) als auch die Dreierkombination mit Bortezomib, Thalidomid, Dexamethason (VTD) waren unter randomisierten Be-dingungen dem jeweiligen Kontrollarm überlegen. Das VD-Regime erreichte gegenüber der Dreierkombination aus Vincristin, Doxorubicin und Dexamethason (VAD, ohne Bortezomib) und das VTD-Regime gegenüber der Kombination aus Thalidomid und Dexamethason (TD) jeweils eine signifikant höhere CR-Rate (p = 0,004 bzw. p = 0,001; [5, 6]). Das VD-Regime und die Kombination Bortezomib/liposomales Doxorubicn (V/LPD) sind zudem in der Rezidivsituation wirksame Regimes [7, 8].

Birgit Pohlmann

Literatur
1. San Miguel JF et al. N Engl J Med 2008; 359: 906-17.
2. San Miguel JF et al. J Clin Oncol 2013; 31: 448-55.
3. Harousseau JL et al. Blood 2010; 116: 3743-50.
4. Mateos MV et al. Am J Hematol 2015, 90: 314-19.
5. Rosinol L et al. Blood 2012; 120: 1589-96.
6. Harousseau JL et al. J Clin Oncol 2010; 28: 4621-29.
7. Dimopolous MA et al. ASH 2013, Abstract #3177.
8. Orlowski RZ et al. J Clin Oncol 2007; 25: 3892-901.


Pressekonferenz „Therapieoutcome optimieren: Strategien bei der Myelomtherapie mit Velcade®“ in Neuss am 04.5.2016, veranstaltet von Janssen-Cilag GmbH, Neuss.