Fortgeschrittenes Mamma­karzinom: längeres Gesamtüber­leben, weniger Nebenwirkungen

Zum Einsatz von Eribulin als Monotherapie beim fortgeschrittenen Mammakarzinom ab der zweiten Behandlungslinie liegen nun überzeugende klinische Erfahrungen hinsichtlich eines signifikanten Überlebensvorteils vor. Der Progress kann über mehrere Monate bis zu über zweieinhalb Jahre vermieden werden.

Eribulin (Halaven®) ist der erste Inhibitor der Mikrotubuli-Dynamik aus der Klasse der Halichondrine: Es bindet mit hoher Affinität für β-Tubulin am Plus-Ende der Mikrotubuli (End-Poisoning) und inhibiert selektiv nur deren Wachstumsphase. Es ist eine vereinfachte, synthetisch hergestellte Version des Halichondrin B, das aus dem Meeresschwamm Halichondria okadai isoliert wurde.
Eine der wenigen Studien mit Gesamtüberleben (OS) als primärem Endpunkt ist die randomisierte Phase-III-Studie EMBRACE, wo Eribulin gegenüber anderen Monochemotherapien bei Patientinnen mit metastasierendem Brustkrebs (n = 762) und mindestens zwei Vortherapien (u. a. Anthrazykline und Taxane) das OS um 2,7 Monate (13,2 vs. 10,5 Monate) verlängern konnte.
In die Studie 301, eine weitere Phase-III-Studie, wurden 1.102 Patientinnen mit bis zu drei vorhergegangenen Chemotherapien (Anthrazyklin und Taxan) eingeschlossen. Sie erhielten entweder Eribulin (n = 554) oder Capecitabin (n = 548). Das OS lag in der Eribulin-Gruppe bei 15,9 Monaten vs. 14,5 Monaten in der Capecitabin-Gruppe. Subgruppenanalysen ergaben zudem OS-Vorteile bei Patientinnen mit HER2-negativen (15,9 vs. 13,3 Monate) sowie triple-negativen Tumoren (14,4 vs. 9,4 Monate), wobei die Lebensverlängerung nicht zulasten der Lebensqualität ging.
Auf die Verträglichkeit zielten die von PD Dr. Ingolf Juhasz-Böss vorgestellten Homburger Erfahrungen: Von April 2012 bis heute erhielten/erhalten dort 44 Patientinnen Eribulin, bei denen zuvor im metastasierten Stadium median drei Therapielinien sowie in der Gesamttherapie (inkl. Adjuvanz) median 4,5 Therapie­linien erfolgt waren. Die durchschnitt­liche Therapiedauer betrug zum Auswertungszeitpunkt 6,6 Zyklen (1–49 Zyklen) bzw. 5,5 Monate (1–34 Monate). Nur eine Patientin brach wegen Nebenwirkungen nach drei Zyklen die Therapie ab. Sie erhielt Eribulin in Kombination mit Trastu­zumab als siebte Therapielinie.
Bei acht Patientinnen wurde laut Tumorboard-Beschluss nach durchschnittlich 8,5 Zyklen bei Krankheitsstabilisierung eine Pause eingelegt. Eine Dosisreduktion auf 75% bzw. 80% der normalen Dosis war aufgrund von Leukopenie und Verschlechterung des Allgemeinzustands nur bei drei Patientinnen notwendig. Fünf Patientinnen erhalten derzeit weiterhin die Medikation.
Insgesamt sind die Nebenwirkungen unter Eribulin relativ gering. Dank des sehr guten onkologischen Ansprechens und der „hervorragenden“ Verträglichkeit sollte Juhasz-Böss zufolge Eribulin früh eingesetzt werden – jedoch individuell in Abhängigkeit von Tumoreigenschaften, Vortherapien, Allgemeinzustand sowie Wunsch der Patientin.

Helga Vollmer

Fachpressegespräch „2 Jahre überzeugende klinische Erfahrungen ab der 2. Linie mit Halaven® beim fortgeschrittenen Mammakarzinom“ anläss­lich des Senologiekongresses 2016 am 27.5.2016 in Dresden, veranstaltet von Eisei GmbH, Frankfurt.