Beim mCRPC handelt es sich um eine späte und aggressive Form des Prostatakarzinoms, bei der die Erkrankung trotz intensiver Androgendeprivationstherapie weiter fortschreitet. Bei Patienten mit mCRPC liegen oft eine hohe Tumorlast und Metastasen vor, zudem leiden die Betroffenen häufig unter einer eingeschränkten Lebensqualität. Zwar stehen mit neuartigen Androgenrezeptor-Inhibitoren (wie Enzalutamid oder Abirateron), Chemotherapien (wie Docetaxel und Cabazitaxel) sowie zielgerichteten Ansätzen wie Inhibitoren der Poly(ADP-Ribose)-Polymerase (PARP) wichtige therapeutische Optionen zur Verfügung [1, 2], jedoch ist deren Wirksamkeit oftmals zeitlich begrenzt.
Resistenzentwicklungen führen häufig zu einem weiteren Fortschreiten der Erkrankung, was die Notwendigkeit neuer Behandlungskonzepte verdeutlicht [3]. In den aktuellen Leitlinien der European Association of Urology (EAU) [1] und des National Comprehensive Cancer Network (NCCN) [2] wird daher auf die Bedeutung innovativer Therapieansätze für diese Patientengruppe hingewiesen. Vor diesem Hintergrund rücken nuklearmedizinische Behandlungsansätze – insbesondere die Lutetium(Lu)-177-PSMA-RLT, die unter anderem in der VISION-Studie untersucht wurde [4] – zunehmend in den Fokus als personalisierte Behandlungsoption für vorbehandelte mCRPC-Patienten.
Evidenz zur PSMA-Radioligandentherapie
Die PSMA-RLT basiert auf dem Prinzip der gezielten Zerstörung von Prostatakarzinomzellen durch radioaktiv markierte Liganden, die spezifisch an PSMA binden. Dies ist ein Zelloberflächenprotein, das bei Prostatakarzinomen – vor allem im metastasierten und kastrationsresistenten Stadium – stark überexprimiert ist [5].
Bei der Therapie wird ein radioaktives Isotop – meist Lu-177 mit einer physikalischen Halbwertszeit von circa 6,6 Tagen – an einen PSMA-Liganden gekoppelt, der nach intravenöser Gabe gezielt an PSMA-exprimierende Tumorzellen bindet und dort unter der Emission von Elektronen (sog. Betastrahlung) zerfällt. Diese Strahlung führt zur Schädigung der Zell-DNA und zum Tod der Tumorzellen, während umliegendes gesundes Gewebe durch die kurze mittlere Reichweite der Betastrahlung von ungefähr einem Millimeter weitgehend geschont wird [6]. Die PSMA-RLT zielt dabei primär darauf ab, Metastasen zu erreichen, was sie besonders für fortgeschrittene Stadien attraktiv macht [7]. Sie kann allerdings auch auf den Primärtumor effektiv wirken [8].
Die begleitende Diagnostik mithilfe von PSMA-Positronenemissionstomografie(PET)/Computertomografie(CT) ermöglicht darüber hinaus eine präzise Patientenauswahl und Verlaufskontrolle sowie ein Therapiemonitoring, welche das Verfahren zu einem Paradebeispiel der sogenannten Theranostik (Kunstwort aus Therapie und Diagnostik) machen (Abb. 1).