Lipoprotein(a) [Lp(a)] ist eine lipoproteinhaltige Substanz, die im Blut vorkommt und strukturell dem Low-Density-Lipoprotein (LDL) ähnelt. Die Hauptkomponenten von Lp(a) sind das LDL-Partikel, das aus Cholesterin, Phospholipiden und Apolipoprotein B-100 (ApoB-100) besteht, sowie das additive, spezifische Glykoprotein Apolipoprotein(a) [Apo(a)]. Lp(a) wird in der Leber synthetisiert, wobei seine Konzentration im Blut vorwiegend genetisch determiniert ist. Aufgrund seiner einzigartigen Struktur und seiner biochemischen Eigenschaften unterscheidet sich Lp(a) von anderen Lipoproteinen und spielt eine eigenständige Rolle im Lipidstoffwechsel sowie im Risikoprofil für verschiedene Krankheiten, insbesondere Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Epidemiologie
Die Prävalenz erhöhter Lp(a)-Spiegel variiert weltweit, auch innerhalb Europas. Die Lp(a)-Konzentration ist in der Bevölkerung nicht normal verteilt, sondern stark links verschoben. Das heißt, es gibt viele Personen mit sehr niedrigen Lp(a)-Spiegeln und einige wenige mit exzessiv hohen Werten. 80 % der Menschen in der europäischen Bevölkerung weisen einen Serum-Lp(a)-Wert von unter 50 mg/dl auf. Es gibt deutliche ethnische Unterschiede der Lp(a)-Werte in der Weltbevölkerung: Afroamerikaner haben im Mittel höhere Werte (Median 39 mg/dl) als Personen mit weißer Hautfarbe (Kaukasier) (Median 12 mg/dl) oder Chinesen (Median 11 mg/dl). Frauen haben im Schnitt 5 bis 10 % höhere Lp(a)-Werte als Männer. Weiterhin können auch eine Nierenfunktionsstörung, Diabetes mellitus oder eine Hypothyreose Lp(a)-Werte erhöhen und eine gestörte Leberfunktion Lp(a)-Werte erniedrigen. Gleichermaßen sollte eine intraindividuelle Variabilität berücksichtigt werden. Durch Wiederholungsmessungen des Lp(a) kann so die Einschätzung des kardiovaskulären Risikos präzisiert werden [1]. Äußere Einflüsse wie Alter, Ernährung oder körperliche Aktivität beeinflussen die Lp(a)-Werte praktisch nicht.
In Deutschland wird geschätzt, dass etwa 10 bis 20 % der Bevölkerung Lp(a)-Konzentrationen von über 30 mg/dl aufweisen, was als Risikogrenze für eine erhöhte Prädisposition für Herz-Kreislauf-Erkrankungen gilt. Bei diesen Personen steigt das relative Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse um das Zwei- bis Vierfache im Vergleich zu einer Population mit niedrigeren Lp(a)-Konzentrationen. Interessanterweise ist Lp(a) relativ unabhängig von diätetischen oder Umweltfaktoren, was seine genetische Determinierung unterstreicht. Besonders in der kardiologischen Vorsorge und bei Risikopatient:innen wird daher die Bestimmung des Lp(a)-Spiegels zunehmend als relevant angesehen [2].
Genetik
Lp(a)-Spiegel sind, wie oben erwähnt, in hohem Maße genetisch determiniert. Der Hauptfaktor, der die Höhe der Lp(a)-Konzentration bestimmt, ist das Gen, das für das Apo(a) kodiert, welches sich auf dem Chromosom 6 befindet. Polymorphismen im LPA-Gen, insbesondere die Anzahl von Kringle-IV-Repeats, spielen eine entscheidende Rolle für den Lp(a)-Spiegel: Je weniger Kringle-IV-Repeats vorhanden sind, desto höher ist in der Regel die Lp(a)-Konzentration im Plasma. Diese Variabilität ist nicht nur zwischen Individuen, sondern auch zwischen ethnischen Gruppen signifikant. In Europa ist ein kürzeres Apolipoprotein(a) mit höheren Lp(a)-Spiegeln assoziiert, was das Risiko für koronare Herzerkrankungen (KHK) steigern kann [3].
Bedeutung im Lipoproteinstoffwechsel
Im Lipoproteinstoffwechsel fungiert Lp(a) als Variante des LDL, unterscheidet sich jedoch durch die Präsenz von Apo(a) (Abb. 1).