Von der Serologie zur Genomik: Eine neue Grenze
Der Weg der genetischen Techniken in der Blutgruppenanalyse hat dem Humangenomprojekt (HGP) viel zu verdanken. Das HGP aus den frühen 1990er-Jahren wurde 2003 abgeschlossen. Man entwickelte insbesondere in der Dokumentation fundamentale Methoden, die wiederum die Grundlage für fundamentale Fortschritte gebildet haben [1]. Die HGP-Ära hat die Blutgruppengenetik über vier Jahrzehnte vorangetrieben, und seit 25 Jahren sind kommerzielle Kits für die Blutgruppengenotypisierung erhältlich. Diese Fortschritte beschränken sich nicht nur auf Einzel-Nukleotid-Polymorphismen (SNPs) oder -Variationen (SNVs), sondern erstrecken sich auch auf Ganzgenomanalysen durch Next Generation Sequencing (NGS) [2]. Damit können Haplotypen erfasst werden – auch wenn die immensen Datenmengen eine Herausforderung darstellen und die Auswirkungen zufällig erfasster SNVs nur teilweise verstanden werden. Nichtsdestotrotz ermöglicht die Sequenzierung ganzer Genome neue Entdeckungen in der Blutgruppenforschung und bildet die Basis für eine präzisere, individualisierte Patientenversorgung.
Festigung der Nische in der Transfusionsmedizin
Die Blutgruppengenetik hat ihren Platz im Bereich der Blutbanken und der Transfusionsmedizin unbestreitbar gefestigt. Der zunehmende Rückgriff auf genetische Blutgruppenbestimmungen spiegelt eine unverändert hohe medizinische Bedeutung wider, auch wenn die Forschungsleistung seit der COVID-19-Pandemie rückläufig ist (Abb. 1).