Alles Corona, oder was?

Die Antwort darauf ist ein klares „Jein“. Obwohl unser aller Arbeit von der SARS-CoV-2-Pandemie stark beeinflusst und/oder beeinträchtigt war und ist, gibt es in dieser Ausgabe  auch Fachartikel, in denen von Coronaviren nichts zu lesen ist.
Die Themen reichen von der Bestimmung von TSHR-Antikörpern bei autoimmunen Schilddrüsenerkrankungen und einer tabellarischen Übersicht von Autoimmunanalyzern, über ein Votum für die rationale Stufendiagnostik hämatologischer Erkrankungen bis hin zur Diagnostik der Tuberkulose.
„Über der Pandemie die Epidemie nicht vergessen“ titelt unsere Autorin Dr. Gabriele Egert in der Produktübersicht zum letztgenannten Thema. Die beiden Fachartikel aus dem Forschungszentrum Borstel unterstreichen diesen Aufruf und beleuchten dort bewährte Verfahren, wie den kulturellen Nachweis von Erregern aus dem M.-tuberculosis-Komplex, und neue Verfahren, wie die Gesamtgenomsequenzierung.
Ohne Berichte über SARS-CoV-2 kommen wir aber in dieser Ausgabe nicht aus. Aufgrund der Brisanz des Themas konnten allerdings einige Beiträge nicht auf die Veröffentlichung in der Zeitschrift warten. Mitglieder unseres Fachbeirats haben daher in den vergangenen Wochen in unserem Newsletter bereits regelmäßig aktuelle Fragen zu Entwicklungen aus dem Bereich der Diagnostik und Therapie von Covid-19 beantwortet.
In der Mitte dieses Heftes und auf unserer Webseite finden Sie eine umfangreiche Übersicht über Systeme, Test-Kits und Reagenzien für den Erreger- und Antikörpernachweis von SARS-CoV-2; und im Fachartikel zum Thema Breathomics findet sich mit der Ionenmobilisationssprektrometrie ein Ansatz für eine noch schnellere Virusdiagnostik aus der Ausatemluft.
Auch der Schwerpunkt Transfusionsmedizin steht zu Beginn ganz unter dem Zeichen von Covid-19: Zwar sind die Blutprodukte bezüglich der Übertragung des Virus auf den Empfänger weiterhin sicher; aber durch den Rückgang der Anzahl freiwilliger Spender ergeben sich Engpässe in der Versorgung. Abhilfe könnte hier in einigen Fällen die maschinelle Autotransfusion schaffen, die den Einsatz von Fremdblut senken kann.
In der Transfusionsmedizin diskutieren wir Themen abseits von SARS-CoV-2: Während in der tabellarischen Übersicht Voll­automaten für die Immunhämatologie vorgestellt werden, die nach bewährten Methoden arbeiten, blickt der Fachartikel zur molekularen Blutgruppenbestimmung unter anderem in die Zukunft der Diagnostik mittels Next Generation Sequencing. Einen Einblick in die aktuelle Forschung erhalten wir im Beitrag zur Charakterisierung von hämatopoetischen Stammzellzubereitungen.
All dies zeigt, dass die Pandemie zwar derzeit in vielen Bereichen unser Leben beeinflusst, dass aber auch für andere Themen Raum bleiben muss. 

Aus Gründen der leichteren Lesbarkeit wird in der Zeitschrift die männliche Sprachform bei personenbezogenen Substantiven und Pronomen verwendet. Dies impliziert jedoch keine Benachteiligung des weiblichen Geschlechts, sondern soll im Sinne der sprachlichen Vereinfachung als geschlechtsneutral zu verstehen sein.

 

Autor
Dr. med. vet. Sabine Ramspott
Chefredakteurin