Medikamente und ihre Wirkungsmechanismen

Als Antikoagulation bezeichnet man die prophylaktische oder therapeutische Hemmung der plasmatischen Blutgerinnung bei Patienten mit erhöhtem Thromboserisiko.
Direkte Antikoagulanzien wirken selektiv auf die Gerinnungsfaktoren IIa und Xa (siehe Grafik). Dabigatran (Pradaxa®) und Rivaroxaban (Xarelto®) sind zur Primärprophylaxe bei Hüft- und Knie-Totalendoprothesen sowie zur Schlaganfallprophylaxe bei Vorhofflimmern zugelassen. Rivaroxaban und Apixaban (Eliquis®) können auch zur Behandlung und Sekundärprophylaxe venöser Thromben und Thromboembolien eingesetzt werden.
Seit Juni 2015 ist Edoxaban (Lixiana®) in Europa mit ähnlicher Indikation zugelassen, und seit November 2015 steht mit Idarucizumab (Praxbind®) ein Anti­dot für Dabigatran zur Verfügung; es hebt die antikoagulatorische Wirkung vor Notoperationen sowie bei schweren Blutungskomplikationen innerhalb weniger Minuten auf. Weitere Antagonisten sind in Entwicklung.
Indirekte orale Antikoagulanzien (Warfarin®, Marcumar® u. a.) sind schon seit den 1950er-Jahren im Einsatz. Als Vitamin-K-Antagonisten blockieren sie die Bildung von Gamma-Carboxy-Glutamat, das als Bestandteil von Proteinen der Hämostase und des Knochenstoffwechsels Kalziumbindungsstellen ausbildet. Diese indirekte Wirkung auf die Gerinnung benötigt einige Tage, um eine stabile Hemmung im therapeutische Bereich zu erzielen, und hält mehrere Tage an. Deshalb ist die Einstellung des optimalen Wirkstoffspiegels nicht einfach. Mit PPSB (Prothrombinkonzentrat) steht ein Antidot zur Verfügung, das jedoch teuer ist und Thromboembolien auslösen kann.
Die relative unspezifische Wirkung auf die Kalziumbindung Vitamin-K-abhängiger Proteine bewirkt erwartungsgemäß vielfältige Interaktionen mit Nahrungsmitteln und anderen Medikamenten sowie Nebenwirkungen wie etwa eine Abnahme der Knochendichte oder die gefürchteten Kumarinnekrosen der Haut.


hjk


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