80 Jahre Quick-Test: Zeit für einen Nachruf ?

Als A. J. Quick 1935 die Prothrombinzeit (PT) publizierte, wusste man, dass zur Gerinnung ein Gewebefaktor (Thromboplastin) sowie Kalzium, Prothrombin und Fibrinogen nötig waren. Weder der physiologische Aktivator Tissue Factor (TF) noch all die verstärkenden und hemmenden Mechanismen der Gerinnung und Fibrinolyse waren damals bekannt. Die Kombination von PT und aPTT (Langdell, 1953) lieferten dann das artifizielle und inzwischen veraltete Bild von „exogener“ und „endogener“ Gerinnung.
Quick verwendete einen sehr konzen­trierten Thromboplastinextrakt aus Kaninchenhirn, was man allerdings aus heutiger Sicht als Konstruktionsfehler ansehen muss. Bei hohen TF-Konzentra­tionen spielen nämlich nur FVII, FX, FV und FII eine wesentliche Rolle, während die für die Verstärkung der Thrombinbildung und für die Gerinnselfestigkeit wesentlichen Faktoren FVIII, FIX, FXI und FXIII sowie viele weitere essenzielle Komponenten wie etwa Inhibitoren der Gerinnung, VWF oder Thrombozyten unberücksichtigt bleiben.
Ein schwerer kongenitaler Mangel der vom „Quicktest“ erfassten Faktoren ist sehr selten, vermutlich weil die Evolution solche Fälle durch letale Blutungen im Mutterleib oder im Kindesalter aussortiert hat, während die Mängel der Faktoren aus der Verstärkungsschleife mit dem Leben besser vereinbar sind und so als „Hämophilie“ erhalten blieben.
Bei den Oldtimern PT und aPTT spielt die Qualität des Gerinnsels kaum eine Rolle. Diese ist aber physiologisch wichtiger als die Frage, ob es ein bisschen früher oder später gerinnt. In dieser Hinsicht war Hartert mit dem Thrombelastogramm auf dem richtigen Weg.
Wozu also vor jeder Operation PT und aPTT messen, wenn ihre Prädiktivität für Blutungsrisiken nur mäßig ist und sie die neuen direkten Antikoagulanzien nicht zuverlässig erfassen? Es wird Zeit für ein Umdenken.