Tipps und Tricks für die Blutgasbestimmung

Die Bedeutung der Präanalytik am Point of Care

Bis zu 75 % aller „Laborfehler“ (je nach Veröffentlichung zur Fehlerprävalenz) sind im Bereich der Präanalytik angesiedelt. Für die einfach zu bedienenden Point-of-Care-Analysesysteme liegt diese Fehlerquote geschätzt in einem ähnlichen Bereich. Fehler in der Präanalytik führen zu inkorrekten Ergebnissen mit negativen Auswirkungen auf die Patient(inn)en, einem erhöhten Verletzungsrisiko des Pflegepersonals sowie zu technischen Ausfällen der Analysesysteme. Die wichtigsten präanalytischen Teilschritte in der POC-Diagnostik umfassen die Vorbereitung der Patientin/des Patienten und die Gewinnung der Proben und sollen nachfolgend im Fokus stehen.

Vorbereitung der Patient(inn)en

Hyperämisierung

Im Rahmen der Lungenfunktionsdiagnostik erfolgt üblicherweise eine Punktion des Ohrläppchens. Dieses sollte im Sinne eines korrekten Messergebnisses sehr gut durchblutet sein. Unter den physikalisch-chemischen Methoden der Hyperämisierung eignet sich neben der Erwärmung der Punktionsstelle unter Zuhilfenahme eines heißen Tuchs das Einreiben mit Finalgon-Salbe. Für letzteres wäre zu beachten, dass sich die Patient(inn)en während des Einwirkens nicht das Ohr reiben bzw. der sorglose manuelle Zugriff mit einem Pflaster auf der eingeriebenen Stelle erschwert wird. 
Weiterhin ist es wichtig, dass die Patient(inn)en Ruhe bewahren: Sprechen und/oder Lachen führen zur bekannten, aber nicht pathologischen „Wartezimmeralkalose“. Insbesondere bei Älteren und bei Schockpatient(inn)en ist zu beurteilen, ob das Ohr gut durchblutet wird! Bei ungenügender Durchblutung sind unweigerlich fehlerhafte Ergebnisse die Folge. 

Umlagerungen 

Intensivpatient(inn)en mit schweren Lungenerkrankungen werden regelmäßig umgelagert. Bei diesem Vorgang ist die Quetschung von Lungenarealen möglich. Zur Reduktion des Hypoxämie-Risikos wird dabei Sauerstoff verabreicht, sodass es sich empfiehlt, nach diesem pflegerischen Eingriff eine Wartezeit von 15 Minuten vor der Proben­entnahme einzuhalten. 

Gewinnung der Proben

Das „richtige Zubehör“ 

Blutgasanalysesysteme sind für die Verwendung von Vollblut ausgelegt. EDTA- oder Serumröhrchen sind nicht zu verwenden! Werden Monovetten, die Antikoagulantien enthalten, nicht sofort gemischt, können Gerinnsel entstehen. 
Mancherorts wird für die Blutgas­analyse auf Einstichhilfen zurückgegriffen, die für die Probenabnahme zur Blutzucker­messung gedacht sind. Da die damit erreichte Einstichtiefe (unter 1,8 mm) viel zu gering ist, sollten ausschließlich Einstichhilfen genutzt werden, die für die Blutgasanalyse geeignet sind. Hier ist ein Volumen zwischen 40 und 100 µl notwendig, und der erste Tropfen sollte verworfen werden. Ein übermäßiges Drücken an der Punktionsstelle führt zu einer erheblichen Verschiebung der Wertelage.

Probennahme

Zu starker Sog beim Füllen der Monovetten führt zu Hämolyse. Generell sollte die Blutentnahme nicht zu schnell erfolgen (Risiko der Gerinnungsaktivierung). Ideal ist die Verwendung von speziell für die Blutgasanalytik gefertigten Probenehmern. Diese enthalten in der Regel ein Ca2+-kompensiertes Lithium-Heparin, das eine besondere Bedeutung für die Elektrolytmessung hat. 
Auf luftfreie Befüllung ist zu achten, da eine zusätzliche Kontamination der Blutprobe die Gasparameter verfälschen kann.
Für die Entnahme von Proben aus arteriellen oder venösen Zugängen ist darauf zu achten, ausreichend Probenmaterial zu verwerfen, um eine Kontamination der Probe, z. B. mit Infusionslösungen, zu vermeiden. Einige Quellen empfehlen das Verwerfen von mindestens dem Dreifachen des Totraumvolumens.

Verunreinigung durch Desinfektionsmittel

Jegliches zusätzliche Reinigen des Probeneingangs oder der Probenzuführung mit Desinfektionsmitteln können die Messung beeinträchtigen, da eine Kontamination der Probe nicht ausgeschlossen werden kann. Daher ist es auch wichtig, die desinfizierte Punktions- oder Abnahmestelle stets gut trocknen zu lassen. 

Siemens Healthcare GmbH
Dr. Patrizia Mikulcik
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