Biomarker-Serie

Biomarker für das Ansprechen auf eine Therapie mit Immuncheckpoint-Inhibitoren setzen an verschiedenen Stellen an. Während wir uns letztes Jahr mit dem Marker PD-L1-Expression und der Unterdrückung der Immunreaktion auf den Tumor beschäftigt haben, widmen wir uns dieses Jahr der Bestimmung der Immunogenität des Tumors. Dahinter steht die Annahme, dass viele somatische Mutationen zur Produktion von vielen tumorspezifischen Antigenen führen, die von aktivierten Immunzellen als fremd erkannt und bekämpft werden können. Patienten mit hochmutierten Tumoren sollten daher von einer Therapie mit Immuncheckpoint-Inhibitoren besonders profitieren – so die Hypothese.
Bereits etabliert ist in diesem Zusammenhang die Testung auf eine hohe Mikrosatelliteninstabilität (MSI-H) bzw. ein defizientes DNA-Mismatch-Reparatur(dMMR)-System als Marker für die genomische Instabilität eines Tumors, die Thema des letzten Serien­beitrags war. Zudem wird die Gesamtmutationslast des Tumors (Tumor Mutational Burden, TMB) als Biomarker für die Sensitivität gegenüber einer Therapie mit Immuncheckpoint-Inhibitoren untersucht. Bisherige retrospektive Studien zeigten bei einigen Tumorarten einen Zusammenhang zwischen der TMB und dem Ansprechen auf eine Immuntherapie mit Immuncheckpoint-Inhibitoren. Allerdings ist der Stellenwert der TMB als zuverlässiger prädiktiver Marker für die Immuncheckpoint-Inhibition nicht ausreichend geklärt. 
Die Hoffnung, dass mit der Gesamtzahl aller Mutationen in einer Tumorprobe ein entitätsunabhängiger prädiktiver Marker für die Checkpoint-Inhibitor-Therapie gefunden war, wurde in letzter Zeit gedämpft. Es wird zunehmend deutlich, dass für jede Indikation festgelegt werden muss, ab wann die TMB „hoch genug“ ist, um für den Einsatz eines Checkpoint-Inhibitors zu qualifizieren. Und auch nicht bei jeder Tumorart scheint eine hohe TMB ein gutes Ansprechen auf die Lösung der Immunbremse durch Checkpoint-Inhibitoren zu bedeuten. Insgesamt scheint die TMB in einem individuellen Kontext betrachtet und durch weitere Komponenten ergänzt werden zu müssen. 

Mascha Pömmerl