Rezidivierendes/fortgeschrittenes Endometriumkarzinom: Neue Hoffnung für Patientinnen mit dMMR/MSI-H-Tumoren

Die Europäische Kommission hat im April 2021 mit Dostarlimab die erste Immuntherapie zur Behandlung von Patientinnen mit rezidivierendem/fortgeschrittenem Endometriumkarzinom mit Mismatch-Reparatur-Defizienz (dMMR)/hoher Mikrosatelliteninstabilität (MSI-H), das während oder nach einer vorherigen Behandlung mit einer Platin-basierten Chemotherapie fortschreitet, zugelassen [1]. Die Zulassung basiert auf den Ergebnissen der Kohorte A1 der Phase-I/II-Studie GARNET, in der bei Frauen mit rezidivierendem/fortgeschrittenem dMMR/MSI-H-Endometriumkarzinom nach Platin-basierter Therapie unter dem Einfluss von Dostarlimab klinisch relevante Ansprechraten erreicht wurden. Endometrium-karzinome haben mit einem Anteil von rund 30 % die höchste dMMR/MSI-H-Rate aller bisher getesteten Tumoren.

Die laufende Phase-I/II-GARNET-Studie ist eine multizentrische, nicht kontrollierte, offene Studie mit mehreren Parallelkohorten. GARNET untersucht Dostarlimab (Jemperli®) als Monotherapie bei Patientinnen und Patienten mit fortgeschrittenen soliden Tumoren. In der Kohorte A1 wurde die Wirksamkeit von Dostarlimab bei 108 Patientinnen mit rezidivierendem/fortgeschrittenem dMMR/MSI-H-Endometriumkarzinom, das während oder nach einer Behandlung mit einer Platin-basierten Therapie fortgeschritten war, evaluiert.

Hohe Ansprechraten

Die Behandlung mit Dostarlimab führte nach einer medianen Nachbeobachtungszeit von 16,3 Monaten zu einer objektiven Ansprechrate (ORR) von 43,5 % und einer Krankheitskontrollrate (DCR) von 55,6 %. Die mediane Ansprechdauer (mDOR) wurde bei diesen Patientinnen nicht erreicht; die Wahrscheinlichkeit, das Ansprechen über 6 und 12 Monate aufrechtzuerhalten, betrug 97,9 % bzw. 90,9 % [1].

Erste zugelassene Immuntherapie

Der monoklonale Anti-PD-1-Antikörper Dostarlimab ist die erste und einzige zugelassene Immuntherapie zur Behandlung des rezidivierenden/fortgeschrittenen dMMR/MSI-H Endometriumkarzinoms in Europa. Studienleiterin Dr. Ana Oaknin, Barcelona, betonte: „Wie wir in der Zulassungsstudie
GARNET gesehen haben, hat die Behandlung mit Dostarlimab das Potential, eine klinisch signifikante und dauerhafte Wirkung bei Patientinnen zu erzielen, die bisher nur wenige Behandlungsmöglichkeiten hatten. Diese Zulassung ist ein Schritt nach vorne und bietet eine neue Behandlungsmöglichkeit für Patientinnen mit rezidivierendem oder fortgeschrittenem dMMR/MSI-H-Endometriumkarzinom, bei denen zuvor eine Platin-basierte Chemotherapie versagt hat."
Die Sicherheit von Dostarlimab wurde bei 515 Patient(inn)en mit Endometriumkarzinom oder anderen fortgeschrittenen soliden Tumoren beurteilt, die eine Dostarlimab-Monotherapie im Rahmen der GARNET-Studie erhielten. Die häufigsten Nebenwirkungen, die bei mehr als 10 % der Patient(inn)en auftraten, waren: Anämie (25,6 %), Übelkeit (25,0 %), Diarrhö (22,5 %), Erbrechen (18,4 %), Arthralgie (13,8 %), Pruritus (11,5 %), Hautausschlag (11,1 %), Fieber (10,5 %) und Hypothyreose (10,1 %). Die Abbruchrate aufgrund von behandlungsbedingten unerwünschten Ereignissen betrug 3,3 %, meist aufgrund von immunvermittelten Ereignissen.
Dostarlimab wird beim Endometriumkarzinom nun auch in früheren Behandlungslinien sowie in Kombination mit anderen Therapeutika bei weiteren fortgeschrittenen oder metastasierten soliden Tumoren evaluiert. Dostarlimab (Jemperli®) ist seit Mitte Juni in Deutschland verfügbar.

 

Dr. Annette Junker