Niedrigrisiko-MDS: Luspatercept für transfusionspflichtige Patienten mit Ringsideroblasten
In jüngster Zeit haben sich verschiedene neue Wirksubstanzen zur Behandlung myeloischer Erkrankungen in großen Studien bewährt. Bereits Eingang in den klinischen Alltag gefunden hat der erste und einzige Erythrozyten-Reifungs-Aktivator Luspatercept bei transfusionsabhängiger Anämie aufgrund von Niedrigrisiko myelodysplastischem Syndrom (MDS) mit Ringsideroblasten, wenn eine Erythropoetin(EPO)-basierte Therapie versagt hat oder nicht vertragen wird.
Für transfusionsabhängige Patienten mit Niedrigrisiko-MDS und Ringsideroblasten steht seit Juni 2020 der Transforming-Growth-Factor-β(TGF-β)-Liganden-Hemmer Luspatercept (Reblozyl®) als effektive Zweitlinientherapie nach EPO-Vorbehandlung zur Verfügung. In der Phase-III-Zulassungsstudie MEDALIST waren 229 Patienten nach 2:1-Randomisierung entweder mit Luspatercept (1 mg/kg s. c. alle 3 Wochen; n = 153) oder Placebo (n = 76) behandelt worden. Primärer Studienendpunkt war das Erreichen einer Transfusionsfreiheit von ≥ 8 Wochen.
Wie Prof. Uwe Platzbecker, Leipzig, beim virtuellen Hämatologie Summit berichtete, wurde der primäre Studien-endpunkt unter Luspatercept bei 37,9 % der Patienten erreicht im Vergleich zu 13,2 % unter Placebo (p < 0,0001) [1]. Darüber hinaus erreichten mehr Patienten unter Luspatercept im Vergleich zu Placebo den besonders relevanten sekundären Endpunkt Transfusionsfreiheit ≥ 12 Wochen in Woche 1 bis 24 (28 % vs. 8 %) sowie 1 bis 48 (33 % vs. 12 %; p jeweils < 0,001) [1]. Der mediane Anstieg der Hämoglobinwerte (Hb) betrug bei den Respondern 2,55 g/dl. Der TGF-β-Liganden-Hemmer erwies sich dabei insgesamt als sehr gut verträglich.
Vorteile auch bei hohem Transfusionsbedarf
Ein MEDALIST-Update, das beim EHA-Kongress 2020 präsentiert wurde, konnte zeigen, dass auch Patienten mit hohem Transfusionsbedarf (≥ 6 Units/8 Wochen) von Luspatercept profitieren. Eine Analyse des Ansprechens bei diesen Patienten ergab, dass 34,8 % unter Luspatercept über 24 Wochen eine um mindestens 50 % reduzierte und 18,2 % der Patienten eine um 75 % reduzierte Transfusionslast gegenüber Baseline erreichten im Vergleich zu 9,1 % (p = 0,0063) bzw. 3,0 % (p = 0,0363) unter Placebo [2]. Jedoch wurden nur ca. 9 % der mit Luspatercept behandelten und 3 % der Placebo-Patienten mit initial hoher Transfusionslast transfusionsunabhängig. Ein weiteres beim EHA-Kongress präsentiertes MEDALIST-Update zeigte, dass eine Dosiseskalation der in der Studie eingesetzten Dosis von 1 mg/kg s. c. alle 3 Wochen auf 1,33 mg oder 1,75 mg das Ansprechen verbessern kann. Das Ansprechen lag bei Patienten, die die erhöhte Dosis von 1,75 mg/kg erhielten, bei 58,8 % versus 22,9 % bei Patienten mit der Normaldosis von 1 mg/kg [3]. Speziell Patienten mit initial hohem Transfusionsbedarf profitierten von der Dosiseskalation.
Claudia Schöllmann
Virtueller Kongress „Hämatologie Summit Myeloische Erkrankungen, Multiples Myelom“, 4.11.2020, unterstützt von der Celgene GmbH, einem Unternehmen von Bristol Myers Squibb.