Prostatakarzinom
Studien zur Länge der adjuvanten ADT zusätzlich zur RT
Zwei Studien beschäftigten sich mit der Frage, wie lange eine ergänzend zur postoperativen Radiotherapie (RT) durchgeführte Androgendeprivationstherapie (ADT) optimalerweise dauern sollte. Die RADICALS-HD(Hormone Duration)-Studie rekrutierte Patienten, bei denen nach der radikalen Prostatektomie eine RT indiziert war und die nach der Operation noch keine ADT erhalten hatten [1]. Zur Indikation der RT ist allerdings anzumerken, dass in der Studie etwa 80 % der Patienten einen Gleason-Score von < 8 hatten und etwa 40 % einen T2-Tumor, sodass man diesen Patienten in Deutschland keine adjuvante RT anbieten würde [2]. Bereits vor der Operation wurden die Patienten in die Gruppen mit verschieden langer ADT randomisiert in: keine ADT, 6 Monate ADT (kurz) oder 24 Monate ADT (lang). Primärer Endpunkt war das metastasenfreie Überleben (MFS). 1.480 Patienten wurden für den Vergleich keine ADT versus kurze ADT und 1.523 Patienten für den Vergleich zwischen kurzer und langer ADT randomisiert.
Kleiner MFS-Vorteil durch längere ADT
Das mediane Follow-up betrug neun Jahre. Das MFS unterschied sich zwischen kurzer und keiner ADT nicht signifikant (HR 0,89; p = 0,35). Allerdings wurde bei der Zeit, bis eine hormonelle Salvage-Therapie notwendig wurde, ein signifikanter Vorteil zugunsten der zusätzlichen kurzen ADT beobachtet (HR 0,54; p < 0,0001). Der Vergleich zwischen RT plus kurzer ADT und RT plus langer ADT ergab einen MFS-Vorteil zugunsten der langen ADT zusätzlich zur RT mit einer HR von 0,77. Auch die Zeit bis zur Salvage-ADT war verlängert (HR 0,73; p = 0,005). Die Ergebnisse waren in allen untersuchten Subgruppen ähnlich. Aufgrund der guten Prognose des günstigen Patientenkollektivs waren die Daten der Studie zum Gesamtüberleben (OS) noch unreif. Die absolute Verbesserung der MFS-Rate durch eine lange versus eine kurze ADT zur RT betrage nach 10 Jahren 6 % mit einer „number needed to treat“ von etwa 17, betonte Prof. Silke Gillesen, Bellinzona, Schweiz, die die Studie diskutierte.
Ebenfalls zur Evaluierung der optimalen Länge der ADT bei postoperativer RT führte die DADSPORT Meta-analysis Collaboration eine Metaanalyse von vier randomisierten klinischen Studien durch [3], in die auch die Ergebnisse der RADICALS-HD-Studie einflossen. Hinsichtlich des OS zeigte sich keine klare Verbesserung durch eine zusätzlich zur RT durchgeführte ADT (HR 0,89). Aus zwei Studien lagen zum Analysezeitpunkt noch keine MFS-Daten vor; die Daten aus drei Studien ließen den Schluss zu, dass eine sechsmonatige ADT das MFS gegenüber keiner ADT verbesserte (HR 0,82; p = 0,001). Sie zeigten einen zwar statistisch signifikanten, aber absolut kleinen Benefit. In der RADICALS-HD-Studie und in der Metaanalyse wurden keine Lebensqualitätsdaten erhoben. Diese wären aber vor dem Hintergrund der Einschränkungen der Lebensqualität durch die ADT besonders wichtig, merkte Gillesen an.
mCRPC: Weniger Neutropenien mit zweiwöchentlichem Cabazitaxel
Beim metastasierten kastrationsresistenten Prostatakarzinom (mCRPC) ist die Chemotherapie mit Cabazitaxel für Docetaxel-vorbehandelte Patienten eine wichtige Therapieoption. Das Standardregime ist allerdings mit einem erheblichen Risiko für febrile Neutropenien assoziiert – einer potentiell lebensbedrohlichen Komplikation. Nun zeigte die randomisierte Phase-III-Studie CABASTY, dass zweiwöchentlich verabreichtes Cabazitaxel bei älteren Patienten mit mCRPC gegenüber dem Standardregime zu einer signifikanten Reduktion höhergradiger Neutropenien führt [4]. In der multizentrischen, unverblindeten Studie waren die Patienten mit intensiv vorbehandeltem mCRPC im Median 74,5 Jahre alt, in beiden Therapiearmen wurden auch über 90-Jährige behandelt. 196 Patienten erhielten 1:1-randomisiert eine Cabazitaxel-Monotherapie entweder in der bisherigen Standarddosierung von 25 mg/m² alle drei Wochen oder 16 mg/m² alle zwei Wochen. Während im Standardarm bei 62,9 % der Patienten eine Neutropenie von Grad ≥ 3 und bei 7,3 % eine febrile Neutropenie festgestellt wurden, wurden unter dem zweiwöchentlichen Regime nur bei 2 % der Patienten eine schwere Neutropenie und bei keinem eine febrile Neutropenie dokumentiert. Die Raten an nicht hämatologischen Toxizitäten seien in den beiden Armen ähnlich gewesen, berichtete Prof. Stéphane Oudard, Paris, Frankreich. Das zweiwöchentliche Regime war dabei hinsichtlich der Effektivität nicht unterlegen. Weder das radiologisch beurteilte mediane progressionsfreie Überleben (PFS) noch das mediane OS unterschieden sich mit einer Hazard Ration von 0,95 bzw. 0,81 signifikant (Abb. 1).