Hohe Effektivität der neoadjuvanten doppelten Immunblockade
Bei etwa 10–15 % der Kolonkarzinome liegt eine Mismatch-Reparatur-Defizienz (dMMR) vor. Die neoadjuvante Chemotherapie induziert bei nur 5–7 % der betroffenen Patient:innen ein pathologisches Ansprechen. Da mit einer neoadjuvanten Immuntherapie bei diversen Tumorentitäten gute Ergebnisse erzielt wurden, untersuchte die akademisch initiierte, nicht randomisierte NICHE-2-Studie die Gabe von Nivolumab plus Ipilimumab (NIVO + IPI) im ersten und einer NIVO-Monotherapie im zweiten Zyklus, gefolgt von der Tumorresektion. Einschlusskriterium war ein nicht metastasiertes, unbehandeltes dMMR-Kolonkarzinom (Stadium cT3 und/oder N+). Primäre Endpunkte waren die Sicherheit/Machbarkeit der neoadjuvanten Therapie und das 3-Jahres-krankheitsfreie-Überleben (DFS).
In der einarmigen Studie wurden 112 Patient:innen behandelt, von denen 107 in die Wirksamkeitsanalyse eingingen. Das mediane Alter der Erkrankten betrug 60 Jahre. 87 waren in einem sehr guten (ECOG PS 0) und 13 % in einem guten Allgemeinzustand (ECOG PS 1). Bei 68 % der Studienteilnehmer:innen war der Tumor im rechten Kolon lokalisiert, bei 17 % im linken Kolon und bei 15 % in der Transverse. 74 % der Tumoren waren im Stadium III und hatten ein hohes Progressionsrisiko.
Bei allen Patient:innen konnte der Tumor R0-reseziert werden. Die mediane Zeit von der ersten Dosis NIVO + IPI bis zur Operation betrug 5,4 Wochen. Operationsbezogene Nebenwirkungen traten bei 21 % der Erkrankten auf, vom Grad ≥ 3 bei 13 %. Wundinfektionen oder Anastomosen-Insuffizienz wurde bei 5 % der Betroffenen beobachtet. Mit der neoadjuvanten Gabe von NIVO + IPI wurde eine hohe Ansprechrate erreicht. Die Operation wurde durch die Immuntherapie nicht beeinflusst [1]. 98 % der Patient:innen erhielten die Operation pünktlich und erfüllten damit den koprimären Endpunkt. Ein pathologisches Ansprechen wurde bei 95 % der Erkrankten beobachtet, eine pathologische Komplettremission bei 67 % (Abb. 1) [1].