Frühes Mammakarzinom
Dosisdichte Chemotherapie bestätigt
Mit einer medianen Nachbeobachtungszeit von 15,2 Jahren stellte Prof. Lucia Del Mastro, Genua, Italien, die finalen Langzeitergebnisse der randomisierten Phase-III-Studie GIM2 vor [1]. Die Studie hatte bei gut 2.000 randomisierten Patient:innen mit frühem Mammakarzinom und Lymphknotenbefall die dosisdichte (alle zwei Wochen) adjuvante sequentielle Anthrazyklin/Taxan-basierte Chemotherapie mit der konventionellen (alle drei Wochen) Gabe verglichen. Die Langzeitergebnisse bestätigten die Wirksamkeitsvorteile zugunsten der dosisdichten Gabe: Nach 15 Jahren waren noch 61 % der dosisdicht behandelten Patient:innen krankheitsfrei im Vergleich zu 52 % unter konventionell dosierter Chemotherapie (HR 0,77; p = 0,0004); 76 % der dosisdicht behandelten Patient:innen waren noch am Leben versus 69 % im Kontrollarm (HR 0,72; p = 0,0004). Der Vorteil zeigte sich unabhängig vom Hormonrezeptor(HR)-Status.
Zudem untermauerte die Langzeitauswertung, dass unabhängig vom Therapieintervall die Hinzunahme von 5-Fluoro-uracil zu Epirubicin/Cyclophosphamid weder das krankheitsfreie Überleben (DFS; HR 1,12; p = 0,1092) noch das Gesamtüberleben (OS; HR 1,13; p = 0,1811) verlängert. Damit würden laut Del Mastro die Langzeitdaten die adjuvante dosisdichte sequentielle Chemotherapie als eine Standardoption beim frühen Mammakarzinom mit Lymphknotenbefall bestätigen.
Keine Empfehlung für erweiterte adjuvante endokrine Therapie
Die finalen Ergebnisse der Phase-III-Studie DATA zeigen nach einer medianen Nachbeobachtungszeit von gut zehn Jahren, dass postmenopausale Patientinnen mit HR-positivem (HR+) Mammakarzinom keinen prognostischen Vorteil von der erweiterten adjuvanten endokrinen Therapie mit dem Aromatasehemmer Anastrozol haben. In der niederländischen Studie wurden fast 2.000 Patientinnen nach zwei bis drei Jahren endokriner Behandlung mit Tamoxifen randomisiert mit Anas-trozol über drei bzw. sechs Jahre weiterbehandelt [2].
Für die Gesamtpopulation zeigten sich nach zehn Jahren weder beim DFS (HR 0,86; p = 0,073) noch beim OS (HR 0,93; p = 0,53) signifikante Unterschiede, wie Prof. Vivianne Tjan-Heijnen, Maastricht, Niederlande, berichtete. Einzelne Subgruppen könnten jedoch von einer verlängerten adjuvanten endokrinen Therapie profitieren. So zeige sich nach zehn Jahren ein signifikanter DFS-Vorteil für die erweiterte adjuvante endokrine Therapie bei positivem Östrogen- und Progesteronrezeptor-Status plus Lymphknotenbefall (ER+/PR+/pN+: HR 0,74; p = 0,011) sowie für Patientinnen, die außerdem einen großen Primärtumor hatten (ER+/Pr+/pN+/T ≥ 2 cm: HR 0,64; p = 0,005). Der DFS-Vorteil dieser Subgruppen übersetzte sich jedoch nur in einen numerischen OS-Vorteil.
Mit Lidocain Leben retten?
Laut einer großen randomisierten Studie aus Indien lässt sich mit dem Lokalanästhetikum (LA) Lidocain das OS von Frauen mit frühem Mammakarzinom signifikant verlängern, wenn dieses präoperativ um den Primärtumor herum injiziert wird [3]. Vermutet wird, dass das Microenvironment des Tumors durch die Injektion derart moduliert wird, dass eine Aussaat von potentiell vorhandenen bzw. durch den operativen Eingriff aktivierten Mikrometastasen erschwert wird.
1.583 Patientinnen wurden randomisiert. Der einen Hälfte wurde Lidocain (0,5 %) fünf bis zehn Minuten vor Operationsbeginn injiziert, die andere Hälfte erhielt kein LA. Postoperativ erfolgte eine adjuvante Bestrahlung plus Systemtherapie. Nach 72 Monaten Nachbeobachtungszeit waren im Lidocain-Arm noch 86,1 % der Frauen krankheitsfrei versus 81,7 % im Kontrollarm (HR 0,74; p = 0,017). Die 6-Jahres-OS-Rate betrug 89,9 % versus 86,2 % (HR 0,71; p = 0,019). Lediglich Patientinnen mit gut differenziertem Mammakarzinom hatten keinen Vorteil von der LA-Injektion (HR 1,01). Besonders deutlich profitierten Patientinnen mit schlecht differenziertem Primärtumor (HR 0,68; p = 0,006).
Metastasiertes Mammakarzinom (MBC)
Sacituzumab Govitecan auch beim HR+/HER2– MBC eine Option?
Beim vorbehandelten HR+/HER2– MBC weist die zweite geplante Interimsanalyse der TROPiCS-02-Studie das anti-TROP2-gerichtete Antikörper-Wirkstoff-Konjugat (ADC) Sacituzumab Govitecan (SG) als mögliche neue Therapieoption aus [4]. Die Studienpatient:innen waren bereits intensiv vorbehandelt, u. a. mit einem CDK4/6-Inhibitor und mit Taxanen, und galten als endokrin-resistent. Für die metastasierte Erkrankung hatten sie im Median drei Chemotherapielinien erhalten. Verglichen wurde mit einer Monochemotherapie nach Wahl des Arztes/der Ärztin. Die aktuelle Auswertung zeigt mit 14,4 Monaten versus 11,2 Monate einen statistisch signifikanten medianen OS-Vorteil für SG (HR 0,79; p = 0,020) bei deutlich höherer 1-Jahres-Überlebensrate (61 % vs. 47 %) (Abb. 1).