Kopf-Hals-Tumoren: kumulative Cisplatin-Dosis entscheidend bei RCT

Die COMPLY-Studie beschäftigt sich mit der Therapietreue bei der Cisplatin-basierten Radiochemotherapie (RCT) – der Standardbehandlung in Deutschland bei lokal fortgeschrittenen Kopf-Hals-Tumoren (LA-SCCHN). Die Daten kommen aus der klinischen Routine und sind damit für in Kliniken tätige Onkologen von besonderem Interesse.

Die simultane RCT ist beim LA-SCCHN der alleinigen Strahlenbehandlung (RT) überlegen: Sie führt zu einer Verbesserung der lokoregionären Kontrolle und so zu einer signifikanten Verlängerung des Gesamtüberlebens (OS) um ca. 10% [1]. Allerdings sind kumulative Dosen unter 200 mg/m² Cisplatin mit einem si­gnifikant schlechteren Gesamtüberleben assoziiert [2, 3]. Das Ziel besteht daher darin, eine kumulative Mindestdosis von 200 mg/m² Cisplatin zu erreichen [4]. 

In der europäischen COMPLY-Studie [5] war ein Drittel der „fitten“ Patienten unter dieser als relevant angesehenen kumulativen Dosis geblieben, erläuterte 

Dr. René Baumann, Siegen, auf einem Symposium im Rahmen der DEGRO-Jahrestagung. Prof. Dr. Wolfgang Hoffmann, Braunschweig, rät daher für den klinischen Alltag: „Schauen Sie sich Ihre Patienten vorab genau an.“ Bestünden aufgrund von Alter, Allgemeinzustand oder Komorbidität Zweifel an der Fähigkeit, ausreichend viel Platin zu erhalten, solle eine andere Therapie gewählt werden. Als eine effektive Alternative zur Cisplatin-basierten RCT empfehlen die NCCN-Leitlinien (National Comprehensive Cancer Network) die simultane Behandlung mit einer Strahlentherapie und dem EGFR-Antikörper Cetuximab (Erbitux®; [6]).

Ein explorativer Endpunkt der Studie COMPLY, der beim ESMO-Kongress 2018 im Oktober in München präsentiert werden soll, ist die Identifizierung eines prognostischen/prädiktiven Scores für die Therapietreue bei der RCT. Außerdem werden mittelfristig neue Daten zur Behandlung von rezidivierten und/oder metastasierten Kopf-Hals-Tumoren (r/m SCCHN) im Kontext der Immunonkologie erwartet: In noch laufenden Studien wird das EXTREME-Schema – derzeitiger Standard in der Erstlinie des r/m SCCHN mit neuen Therapien wie z. B. Checkpoint-Inhibitoren verglichen.

Bettina Baierl