Immunonkologie: neue Perspektive für die Therapie von HNSCC

Die Immunonkologie wird zu einer wichtigen Säule in den Behandlungsalgorithmen für maligne Erkrankungen. Durch Modulation der Immun-Checkpoints gelingt es, die adaptive Immunantwort zu aktivieren. Mittels einer Blockade der Bindungsstelle von PD-1-Rezeptoren auf der T-Zell-Oberfläche soll eine Drosselung der zytotoxischen T-Zell-Antwort reversibel werden.

 

Aktuelle Entdeckungen zur komplexen Rolle des Immunsystems ermöglichen die Entwicklung neuer Therapieansätze. Die Immuntherapie adressiert nicht mehr den Tumor, wie beispielsweise Chemo- oder zielgerichtete Therapien, sondern stärkt die anti-tumorale Aktivität der körpereigenen Abwehr, so Prof. Dr. Thomas Hoffmann, Ulm. Denn Tumorzellen entziehen sich der Erkennung und Vernichtung durch das Immunsystem, indem sie die Präsentation tumorspezifischer Antigene reduzieren, immunsuppressive Zytokine freisetzen oder Immun-Checkpoints manipulieren. Über letztere wird die T-Zell-Aktivität während verschiedener Phasen der Immun­antwort reguliert. Der CTLA-4-Signalweg beeinflusst vermutlich die Priming-Phase, der PD-1-Signalweg (Programmed Cell Death-1) hingegen die Effektor-Phase. Er reguliert die Aktivität Antigen-spezifischer T-Lymphozyten im Mikromilieu des Tumors herab. 

Inhibition des PD-1-Rezeptors durch Pembrolizumab

Tumorzellen nutzen den PD-1-Regulationsweg, um die Immunantwort zu inhibieren, indem sie die physiologischen Liganden PD-L1 und PD-L2 exprimieren. Diese binden an den PD-1-Rezeptor und inaktivieren so die T-Zelle. Monoklonale PD-1-Antikörper wie z. B. Pembrolizumab blockieren diese Interaktion, und die T-Zellen können ihre Arbeit wieder aufnehmen. Bereits erfolgreich bei Patienten mit fortgeschrittenem, nicht-kleinzelligem Lungenkarzinom bzw. mit fortgeschrittenem Melanom eingesetzt, wird Pembrolizumab aktuell auch bei Kopf-Hals-Plattenepithelkarzinomen (HNSCC) untersucht.

Die Phase-III-Studie KEYNOTE-040, in der Pembrolizumab als Zweitlinien-Therapeutikum gegen eine Monotherapie mit Cetuximab, Docetaxel oder Methotrexat getestet wurde, verfehlte knapp ihren Endpunkt. Möglicherweise hat die im Standardarm nachfolgende Immuntherapie die Ergebnisse verfälscht, so Hoffmann. Denn dort haben dreimal so viele Probanden eine Checkpoint-Inhibition erhalten wie in der Pembrolizumab-Gruppe. 

Rezidivrisiko bei lokal fortgeschrittenem SCCHN senken

Da das Rückfallrisiko von Patienten mit primär operablen lokal fortgeschrittenen Kopf-Hals-Tumoren (LA-SCCHN) trotz adjuvanter Radio(chemo)therapie nach zwei Jahren sehr hoch ist, wie 

Dr. Philippe Schafhausen, Hamburg, erklärte, wird aktuell in der KEYNOTE-412-Studie die Kombination des PD-1-Antikörpers Pembrolizumab mit einer Radiochemotherapie genauer beleuchtet. Grundlage dafür waren vielversprechende Ergebnisse einer ersten Untersuchung, die eine Komplettremissionsrate von 78% zeigten.

Leoni Burggraf

Symposium „HNSCC: Perspektiven der Immun­onkologie“ anlässlich der 89. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie e. V. am 11.05.2018 in Lübeck, unterstützt von MSD Sharp & Dohme GmbH, Haar b. München.