Therapierefraktäres NSCLC: Ramucirumab als weitere Therapieoption

Bei Patienten mit nicht-kleinzelligem Lungenkarzinom (NSCLC) und Tumorprogress nach platinhaltiger Chemotherapie stellt die Kombination von Ramucirumab und Docetaxel aufgrund der Daten der REVEL-Studie eine wichtige weitere Therapieoption dar, erläuterte PD Dr. Niels Reinmuth, München. Er gab einen Einblick in neue Optionen, die bei diesen Patienten nach Versagen der Erstlinientherapie zur Verfügung stehen, und erörterte dazu gemeinsam mit PD Dr. Florian Fuchs, Erlangen, zwei Kasuistiken.

Ramucirumab (Cyramza®) in Kombination mit Docetaxel ist zur Behandlung von erwachsenen Patienten mit lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem NSCLC (Stadium III oder IV) unabhängig von der Histologie bei Progress nach oder unter einer platinhaltigen Chemotherapie zugelassen [1]. An der Zulassungsstudie REVEL hatten 1.253 Patienten mit NSCLC im Stadium III oder IV, deren Erkrankung nach dem Versagen einer platinhaltigen Chemotherapie fortgeschritten war, teilgenommen [2]. Durch Zugabe von Ramucirumab zu Docetaxel wurde eine signifikante Verlängerung des medianen Gesamtüberlebens (OS) um 1,4 Monate im Vergleich zu Docetaxel plus Placebo erreicht (10,5 vs. 9,1 Monate; Hazard Ratio 0,86; p = 0,023). Auch bei den Endpunkten progressionsfreies Überleben (PFS) und Ansprechen erwies sich die Ramucirumab-Kombination als signifikant überlegen. 

Die explorative Subgruppenanalyse der REVEL-Daten zeigte, dass Patienten mit aggressivem Krankheitsverlauf und damit hohem therapeutischem Bedarf von der Ramucirumab-basierten Therapie ebenso profitierten wie die Gesamtpopulation [3]. 360 der Patienten (fast 29%) hatten auf die vorherige platinhaltige Therapie nicht angesprochen und somit waren als refraktär zu definieren.

In dieser Gruppe wurde das PFS durch die zusätzliche Gabe von Ramucirumab zu Docetaxel um median 1,5 Monate verlängert und das Progressionsrisiko signifikant um relativ 29% reduziert (HR 0,71; 95%-Konfidenzintervall 0,57–0,82; [3]). Auch beim medianen OS ergab sich mit einer Reduktion des Mortalitätsrisikos um relativ 14% ein ebenso großer Vorteil zugunsten der Ramucirumab-Kombination wie im Gesamtkollektiv (HR 0,86; 95%-KI 0,75–0,89). Im Vergleich zur Docetaxel-Monotherapie wurde das mediane OS um absolut zwei Monate – von nur 6,3 Monaten auf 8,3 Monate – verlängert.

Die Kombinationstherapie von Ramucirumab und Docetaxel wird in der aktuellen Leitlinie der European Society of Medical Oncology (ESMO) mit hohem Empfehlungs- und Evidenzgrad (I, B) für die Therapie vorbehandelter Patienten mit fortgeschrittenem NSCLC unabhängig von der Histologie aufgeführt [4]. Auch in der Onkopedia-Leitlinie [5] und in den Praxis-Leitlinien des National Comprehensive Cancer Networks [6] ist die Ramucirumab-Kombination verankert.

Der monoklonale IgG1-Antikörper Ramucirumab ist spezifisch gegen die extrazelluläre Domäne des Typ-2-Rezeptors für VEGF (Vascular Endothelial Growth Factor) gerichtet und hemmt so die durch VEGF induzierte Migration von Endothelzellen, Tumorproliferation und vaskuläre Permeabilität.

Anne Bleick

Literatur

1. Fachinformation Cyramza®, Stand Januar 2016.

2. Garon B et al. Lancet 2014; 384: 665-73.

3. Reck M et al. J Clin Oncol 2016; 34 (Suppl): ASCO 2016, Abstract #9079.

4. Novello S et al. Ann Oncol 2016; 27 (Suppl 5); v1-v27.

Symposium „Neue Optionen beim metastasierten NSCLC ohne Treibermutation: Welche Patienten profitieren wirklich?“ im Rahmen des DGHO-Kongresses am 29.09.2017 in Stuttgart, unterstützt von Lilly Oncology, Bad Homburg.