Follikuläres Lymphom: Zulassungserweiterung für die Erstlinie

Der glykomodifizierte Typ-II-Anti-CD20-Antikörper Obinutuzumab ist seit Herbst 2017 auch für die Erstlinientherapie des follikulären Lymphoms zugelassen – basierend auf den Ergebnissen der Phase-III-Studie GALLIUM, in der Obinutuzumab in Kombination mit einer Chemotherapie das Risiko für Progression oder Tod gegenüber dem bisherigen Therapiestandard Rituximab um etwa ein Drittel reduzieren konnte. Damit gehört Obinutuzumab zu den neuen Standards in der Erstlinientherapie des follikulären Lymphoms.

In der multizentrischen Phase-III-Studie GALLIUM wurde bei 1.400 Patienten mit indolenten Non-Hodgkin-Lymphomen – darunter 1.202 Patienten mit follikulärem Lymphom – Obinutuzumab (Gazyvaro®) direkt mit Rituximab verglichen, jeweils in Kombination mit einer Chemotherapie (je nach Studienzentrum CHOP, CVP oder Bendamustin). Patienten, die auf diese Induktions-Chemoimmuntherapie ansprachen, erhielten anschließend zwei Jahre lang alle zwei Monate Infusionen mit dem jeweiligen Antikörper als Erhaltungstherapie, so Prof. Wolfgang Hiddemann, München.

Bereits nach knapp dreijähriger Nachbeobachtung zeigte sich ein klinisch relevanter Vorteil beim progressionsfreien Überleben für die Therapie mit Obinutuzumab gegenüber der herkömmlichen Behandlung mit Rituximab (MabThera®; [1]). Der Typ-II-Antikörper reduzierte das Risiko für Progression oder Tod um 34% (Hazard Ratio 0,66; 95%-Konfidenzintervall 0,51–0,85; p = 0,001; [1]), entsprechend einer Verlängerung des medianen progressionsfreien Überlebens um rund die Hälfte – von median sechs Jahren unter Rituximab auf neun Jahre unter Obinutuzumab. 

Konsistenter Vorteil für Obinutuzumab

Auch bei den sekundären Endpunkten war Obinutuzumab im Vorteil: Die therapiefreie Zeit verlängerte sich signifikant (HR 0,68; 95%-KI 0,51–0,91; p = 0,0009), und auch beim Gesamtüberleben zeichnete sich ein positiver Trend ab (HR 0,75; 95%-KI 0,49–1,17; p = 0,210; [1]). Die Raten an minimaler Resterkrankung (MRD) stützen diese positiven Daten: Bei Ende der Induktionstherapie waren signifikant mehr Patienten unter Obinutuzumab als unter Rituximab MRD-negativ (92% vs. 85%), d. h. bei ihnen waren auch mit hochempfindlichen Methoden keine Lymphomzellen mehr nachweisbar [2]. Gleichzeitig war die Kombination von Obinutuzumab und Chemotherapie gut verträglich, so Hiddemann, und es zeigten sich keine neuen Sicherheitssignale. 

Obinutuzumab ist seit 2014 ein zen­traler Baustein für die Erstlinientherapie der chronischen lymphatischen Leuk­ämie (CLL) und war auch bereits zur Therapie des rezidivierten follikulären Lymphoms zugelassen. Durch die aktuelle Zulassungserweiterung werden nun die Therapiemöglichkeiten für zuvor unbehandelte Patienten mit follikulärem Lymphom verbessert, so PD Dr. Rüdiger Liersch, niedergelassener Hämatologe aus Münster. Auch in der aktuellen DGHO-Leitlinie werde bereits auf die positiven GALLIUM-Daten verwiesen. 

Josef Gulden

Literatur

1. Marcus RE et al. N Engl J Med 2017; 377: 1331-44.

2. Pott C et al. ASH 2016, Abstract #613.

Pressegespräch „Zulassung Gazyvaro: Neue Perspektive in der FL-Erstlinientherapie“ am 21.09.2017 in Frankfurt am Main, veranstaltet von Roche AG, Grenzach-Wyhlen.