Die Dermato-Onkologie – eine Erfolgsgeschichte

Editorial

Die Dermato-Onkologie, in der sich jahrzehntelang therapeutisch weniger bewegt hatte als in anderen Gebieten der Onkologie, ist in den vergangenen Jahren zum Vorreiter bei der Entwicklung neuer Therapien, die beeindruckende Ansprechraten und einen signifikanten Überlebensvorteil bringen, geworden. Die wichtigsten Ergebnisse dazu werden in diesem Heft in mehreren Übersichten dargestellt:

Mit der Entdeckung der Treibermutationen im BRAF-Gen sind die Dermatologen noch sozusagen auf den bereits fahrenden Zug der zielgerichteten Therapien aufgesprungen (s. S. 168 ff.): Die Identifizierung solcher Mutationen und die Entwicklung entsprechender Inhibitoren gestatten es relativ leicht, das Prinzip der personalisierten Therapie umzusetzen: Wenn der Tumor die Mutation(en) trägt, kann der Patient mit den betreffenden Medikamenten behandelt werden; trägt er sie nicht, so gibt es in der Regel auch keinen Nutzen der Therapie.

Schwieriger ist das im Moment bei dem anderen großen therapeutischen Feld, das sich für die Hauttumoren aufgetan hat: Die klinische Nutzbarmachung des Prinzips der Immunregulation durch die sogenannten Checkpoint-Mechanismen wurde tatsächlich zunächst wesentlich am Paradigma des malignen Melanoms vorangetrieben. Im Jahr 2013 von Science als „Breakthrough of the Year“ bezeichnet, hat sich diese Therapieform seither allerdings als erheblich universeller einsetzbar erwiesen und wird die Onkologie auf sehr vielen Gebieten noch lange befruchten (s. S. 178 ff.). Diese Medikamente (derzeit vor allem Antikörper gegen Checkpoint-Moleküle) personalisiert einzusetzen, ist allerdings noch nicht so einfach: Zwar kann man etwa bei Inhibitoren des PD-1-Rezeptors eine gewisse Korrelation zwischen der Expression des PD-1-Liganden PD-L1 und der Wirksamkeit der Therapien erkennen, aber auch ein Teil der Patienten mit niedriger oder fehlender PD-L1-Expression scheint einen Nutzen von der Behandlung zu haben. Für die Zulassung von PD-1- und PD-L1-Inhibitoren gibt es deshalb bisher bei den meisten Indikationen keine Re­striktionen, die sich an der Expression des Liganden orientieren würden (s. a. Artikel von Siegert/Poremba S. 198 ff.). 

Auch bei den weniger im Blickpunkt stehenden Hauttumoren tut sich etwas (s. S. 188 ff.): Beim metastasierten Uvea-Melanom gibt es derzeit leider noch keine Fortschritte, aber beim ebenso seltenen und besonders aggressiven Merkelzellkarzinom haben zwei Inhibitoren (von PD-1 und von PD-L1) zu bemerkenswerten Ansprechraten und bereits einer Neuzulassung in den USA geführt. Für den häufigsten malignen Hauttumor, das kutane Plattenepithelkarzinom, gibt es erste Hinweise auf eine beeindruckende Wirksamkeit eines PD-1-Antikörpers bei Patienten in fortgeschrittenen Stadien.

Die Erfolge der Dermato-Onkologie in den letzten Jahren stimmen zuversichtlich, dass wir in Zukunft noch mehr und wirksamere Therapien mit einem kurativen Ansatz finden. Es wird aber auch erheblicher Anstrengungen bedürfen, Biomarker zu entwickeln, die einen personalisierten Einsatz dieser Therapien ermöglichen – Anstrengungen, die nicht zuletzt auch mit Blick auf die Kosten dieser Medikamente gerechtfertigt sind, um unsere Gesundheitssysteme auf Dauer nicht zu überfordern.

Carola Berking, München