Morbus Gaucher: Erfahrungen mit einer seltenen Krankheit

Sanofi Genzyme konzentriert sich besonders auf die Entwicklung von Medikamenten zur Behandlung seltener Krankheiten sowie von Multipler Sklerose, Krebs- und Autoimmunerkrankungen. Ein besonderer Schwerpunkt der Forschung gilt seit Langem dem Morbus Gaucher, einer genetisch bedingten lysosomalen Speichererkrankung (Häufigkeit ca. 1 : 50.000).

Seit der Zulassung in Europa vor 20 Jahren steht mit der Enzym-Ersatztherapie Imiglucerase (Cerezyme®) als Infusion eine effektive Behandlungsmöglichkeit für Patienten mit bestätigter Diagnose der nicht-neuropathischen (Typ 1) oder der chronisch-neuropathischen (Typ 3) Gaucher-Krankheit zur Verfügung. Vor zwei Jahren erfolgte die Einführung des ersten oralen Erstlinien-Präparates Eli­glustat (Cerdelga®) für Erwachsene mit M. Gaucher Typ 1 

Der mit M. Gaucher verbundene Gendefekt auf Chromosom 1 führt zur Speicherung nicht abgebauter Glukozerebroside in Leber, Milz, Knochen und weiteren Organen, was schließlich auch eine Anreicherung in Makrophagen nach sich zieht. 91% der Patienten leiden am Typ 1 der Krankheit, 7% am Typ 3. Als sehr selten (1%), aber bisher nicht behandelbar gilt die akut-neuropathische Form vom Typ 2. Bei etwa 50% der Patienten wird die Erkrankung erst nach dem zehnten Lebensjahr diagnostiziert, wobei für die Erkennung dieses seltenen Leidens vorrangig Spezialisten in besonderen Zentren (u. a. Hamburg, Oberhausen, Berlin, Düsseldorf, Mainz) gefragt sind.

In der ärztlichen Praxis erweist es sich vor allem als wichtig, einen M. Gaucher differenzialdiagnostisch überhaupt erst einmal in Betracht zu ziehen. Charakteristisch sind Leber- und Milzvergrößerungen, Thrombopenie, Anämie, Knochenerkrankungen und Leistungsschwäche. Zur Sicherung der Diagnose dienen dann Messungen der Glukozerebrosidase-Aktivität in Leukozyten (Trockenblut-Test) und die Gendiagnostik, um Differenzialdiagnosen wie z. B. Lymphome, Zirrhose, Leukämie oder einen M. Paget auszuschließen. Frühe Diagnosestellung und Therapieeinleitung können entscheidend dazu beitragen, irreversible Organ- und Knochenschäden zu vermeiden.

Mit der Entwicklung der Enzym-Ersatztherapie mit Imiglucerase ergab sich für Patienten mit M. Gaucher eine spezifische und auch praktisch durchführbare Behandlungsoption. Die regelmäßigen Infusionen (14-tägig) werden im Allgemeinen vom behandelnden Arzt vorgenommen. Die Dosisempfehlungen entsprechend dem Schweregrad der Symptomatik (20–60 IE/kg) und die Kontrollen alle sechs bis zwölf Monate sollten jeweils in einem der spezialisierten Zentren erfolgen. Bei bisher mehr als 6.000 Patienten konnten hohe Erfolgsraten nach fünf Jahren hinsichtlich der Besserung von Anämie (93%), Thrombopenie (77%), Knochenkrisen (99%) und Knochenschmerzen (70%) registriert werden. Die Milz- und Lebervergrößerungen gingen um 60% bzw. um 30–40% zurück, was auch eine signifikante Steigerung der Lebensqualität bewirkte. 

Die vor zwei Jahren eingeführte Therapie des M. Gaucher mit dem oral wirksamen Eliglustat bietet für die Patienten eine beträchtliche Erleichterung und Zeitersparnis. Durch den Wirkstoff Eliglustat wird spezifisch die Glukozerebrosid-Synthase inhibiert, sodass weniger Substrat zur Verfügung steht. Das Präparat wurde an 400 Patienten ohne und mit Imiglucerase-Vorbehandlung klinisch getestet. Die Nicht-Unterlegenheit von Eliglustat gegenüber dem Enzym-Ersatzpräparat konnte für alle Parameter belegt werden. Da bei der oralen Behandlungsform eine sichere Kontrolle der Patienten-Adhärenz (zweimal täglich eine Kapsel) nicht gewährleistet ist, sollte vor jeder Neuverschreibung eine strikte Kontrolle des Therapieverlaufs an einem Spezialzen­trum erfolgen.

Hinsichtlich unerwünschter Ereignisse/Nebenwirkungen zeigen beide Therapieformen Unterschiede: Die orale Behandlung führt häufiger zu Schwäche (14% vs. 2%) als die Infusion. Durchfall (12% vs. 4%), Kopfschmerzen (13% vs. 2%), Nausea (12% vs. 0) und Rückenschmerzen (12% vs. 6%) wurden unter Eliglustat öfter registriert als unter Imi­glucerase. Gelenkschmerzen zeigten in beiden Gruppen eine Häufigkeit von etwa 15%.

Das mit Unterstützung von Sanofi Genzyme von der International Colla­borative Gaucher Group geführte Gaucher-Register fördert die Gewinnung neuer Erkenntnisse und Forschungsansätze im Zusammenhang mit dieser unheilbaren Krankheit. Im Webportal www.lysosolutions.de finden sich für Ärzte und Patienten praxisbezogene Informationen zum M. Gaucher.

Ernst M. W. Koch

Pressegespräch „20 Jahre Expertise Gaucher in Deutschland“ am 11.05.2017 in Frankfurt/Main, veranstaltet von Sanofi Genzyme, Berlin.