Multiples Myelom: CD38-Antikörper in Monotherapie hochwirksam

Die Therapie des Multiplen Myeloms hat sich in den letzten Jahren stark weiterentwickelt. Seit Kurzem stehen in der rezidivierten Situation die ersten monoklonalen Antikörper als neue Therapie­optionen zur Verfügung. Der erste vollständig humane CD38-Antikörper Daratumumab ist derzeit zugelassen als Monotherapie für Patienten, die nach Anwendung von Proteasominhibitoren und Immunmodulatoren progredient sind.

Bei Bindung von Daratumumab (Darzalex®) an das CD38-Antigen, das sich auf nahezu allen Myelom-Zellen findet, werden diese teilweise direkt in die Apo­ptose getrieben, aber auch über verschiedene immunologisch vermittelte Mechanismen zerstört. Laut Hans Salwender, Hamburg, wurde Daratumumab in der Rezidivtherapie des Myeloms in der multizentrischen Phase-I/II-Studie GEN501 [2] und der Phase-II-Studie SIRIUS getestet [3]. Eine gepoolte Analyse umfasste die 148 Patienten, die in beiden Studien nach median fünf Vortherapien mit der zugelassenen Dosierung von 16 mg/kg von Daratumumab behandelt worden waren [4].
Die Gesamtansprechrate lag bei 31%, die mediane Gesamtüberlebenszeit nach median 20,7 Monaten Follow-up bei
20,1 Monaten [4]. 83% der Patienten profitierten laut Salwender von der Therapie mit mindestens einer Krankheitsstabilisierung. Das mediane progressionsfreie Überleben lag bei 4,0 Monaten, das mediane Gesamtüberleben bei 20,1 Monaten. Insbesondere Patienten mit mindestens einem partiellen Ansprechen profitierten von der Therapie: Bei ihnen lag die mediane progressionsfreie Überlebenszeit bei 15,0 Monaten, beim Gesamtüberleben haben sie den Medianwert noch gar nicht erreicht. Bei Patienten mit Krankheitsstabilisierung oder minimalem Ansprechen betrugen die beiden Werte 3,0 bzw. 18,5 Monate, wogegen die unter Daratumumab progredienten Patienten mit 0,9 bzw. 3,7 Monaten noch einmal erheblich abfielen.
Ein Teil der Patienten war sehr stark vorbehandelt: Alle zusammen hatten median bereits fünf Therapielinien erhalten. Dafür sind diese Daten außerordentlich vielversprechend, so Salwender. Im Übrigen könnten die Patienten unter der Behandlung mit Daratumumab ihr Allgemeinbefinden für längere Zeit aufrechterhalten, denn die Therapie war so gut verträglich, dass es keine durch die Behandlung bedingten Therapieabbrüche gab [2, 3]. Die häufigsten unerwünschten Wirkungen waren Infusionsreaktionen bei insgesamt 48% der Patienten, die in 95% der Fälle nur bei der ersten Infusion gesehen wurden. Als häufigere Nebenwirkungen von Grad 3/4 traten Anämien (17%), Neutropenien (12%) und Thrombozytopenien auf (14%, ausschließlich Grad 3).
Katja Weisel, Tübingen, zufolge stellen monoklonale Antikörper eine neue, sehr vielversprechende Option in der Myelom-Therapie dar, die die Behandlung stark verändern wird. Zu achten sei auf die Prämedikation, den Ablauf der Infusion und den Umgang mit infusionsbedingten Reaktionen, der aber für den erfahrenen Hämatologen/Onkologen gut handhabbar sei, so Frau Weisel.

Josef Gulden

Literatur
1. Lokhorst HM et al. N Engl J Med 2015; 373: 1207-19.
2. Lonial S et al. Lancet 2016; 387:1551-1560
3. Usmani S et al. Blood 2016;128(1):37-44.


Satellitensymposium „Antikörper – Neue Perspektiven beim multiplen Myelom“ anlässlich der DGHO-Jahrestagung am 15.10.2016 in Leipzig, veranstaltet von Janssen-Cilag GmbH, Neuss.