Metastasiertes NSCLC: Immuntherapie toppt Chemotherapie auch 1st-line

Eine Monotherapie mit dem Checkpoint-Inhibitor Pembrolizumab in der Erstlinie kann für Patienten mit metastasiertem nicht-kleinzelligem Lungenkarzinom (NSCLC) und hoher PD-L1-Expression im Tumor vorteilhafter sein als eine Standard-Chemotherapie – darauf deuten Ergebnisse der KEYNOTE-024-Studie hin, so PD Dr. Thomas Wehler, Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg.

Die Checkpoint-Blockade mit dem
PD-1 (Programmed Cell Death Protein 1)-Inhibitor Pembrolizumab (Keytruda®) ist in der Zweitlinientherapie bei Patienten mit metastasiertem nicht-kleinzelligem Lungenkarzinom (NSCLC) bereits etabliert. Kürzlich erhielt der humanisierte monoklonale Antikörper nun auch die EU-Zulassung als Monotherapie für die Erstlinientherapie bei metastasiertem
NSCLC. Die Zulassung basiert auf den Daten der KEYNOTE-024-Studie, die 305 Patienten mit metastasiertem NSCLC aller Histologien einschloss, deren Tumoren eine hohe PD-L1-Expression, d. h. einen hohen Tumor Proportion Score (TPS) von mindestens 50%, also einen mehr als 50-prozentigen Anteil an PD-L1-positiven Tumorzellen in einer Gewebeprobe aufwiesen, basierend auf dem immunhistochemischen PD-L1 IHC 22C3 pharmDxTM Kit.
Die Patienten erhielten entweder 200 mg Pembrolizumab alle drei Wochen oder vier bis sechs Zyklen einer platinhaltigen Chemotherapie. Bei Patienten ohne Plattenepithel-Histologie war eine Pemetrexed-Erhaltungstherapie zulässig. Patienten, die der Kontrollgruppe zugeordnet waren, hatten bei Krankheitsprogression die Möglichkeit, in den Pembrolizumab-Arm zu wechseln.
Die Behandlung mit Pembrolizumab reduzierte das Risiko für Progression oder Tod im Vergleich zur Chemotherapie um die Hälfte (HR 0,50; 95%-Konfidenzintervall 0,37–0,68; p < 0,001). Das mediane progressionsfreie Überleben (PFS) unter Pembrolizumab betrug
10,3 Monate, verglichen mit 6,0 Monaten unter Chemotherapie. Nach einem Jahr waren 48% der mit Pembrolizumab behandelten Patienten noch ohne Krankheitsprogression am Leben, verglichen mit 15% derjenigen, die eine Chemotherapie erhalten hatten. „Diese Daten haben zurecht überrascht und sollten in Kürze Einzug in die Praxis finden“, kommentierte Wehler.
Auch beim Parameter Gesamtüberleben konnte die Immuntherapie trotz des Cross-over-Designs der Studie punkten: Unter Pembrolizumab sank das Mortalitätsrisiko um 40% im Vergleich zur Chemotherapie (HR 0,60; 95%-KI 0,41–0,89; p = 0,005). Positive Ergebnisse zeigten sich auch beim Gesamtansprechen: Es lag in der Pembrolizumab-Gruppe bei 45% vs. 28% bei den Patienten unter Chemotherapie. Dies seien beeindruckende Ergebnisse für eine Erstlinien-Monotherapie mit geringen Toxizitäten, so Wehler. Die Studienergebnisse sollten auch dazu anhalten, eine routinemäßige Testung der PD-L1-Expression im Tumor zu etablieren.

Susanne Pickl

Satellitensymposium „Update Immunonkologie“ am 19.11.2016 in Berlin anlässlich des 13. Herbstkongresses der Arbeitsgemeinschaft Internistische Onkologie (AIO), unterstützt von MSD Sharp & Dohme GmbH, Haar.