Fortgeschrittene Kopf-Hals-Tumoren: Checkpoint- Blockade als möglicher Wirkansatz

Ein Teil der Patienten mit Kopf-Hals-Tumoren könnte künftig vom Einsatz eines Checkpoint-Inhibitors wie Pembrolizumab profitieren. In den USA ist der PD-1 (Programmed Cell Death Protein 1)-Inhibitor für diese Indikation bereits zugelassen.

Die Therapiemöglichkeiten bei Kopf-Hals-Tumoren (Head and Neck Squamous Cell Carcinoma, HNSCC) sind relativ überschaubar: In der Erstlinie ist Cisplatin und Cetuximab der Behandlungsstandard, in der Zweit- und Drittlinie habe man noch Taxane, Methotrexat und Afatinib zur Verfügung, berichtete Dr. Sebastian Ochsenreither, Charité Universitätsmedizin, Berlin. Doch unabhängig davon, welche Substanz man einsetze, überlebten die Patienten nach Versagen der Erstlinie selten länger als ein halbes Jahr. Der Frage, ob die Checkpoint-Blockade mit dem
PD-1-Inhibitor Pembrolizumab (Keytruda®) die Therapiechancen verbessern könne, ging die Keynote 012-Studie mit 192 Patienten mit fortgeschrittenem HNSCC nach, die teilweise bereits intensiv vorbehandelt waren. „Nach zwölf Monaten lebten noch 38% der Patienten“, berichtete er. Das mediane Gesamtüberleben belief sich unter der Therapie mit Pembrolizumab auf acht Monate, das mediane progressionsfreie Überleben auf zwei Monate, und die Gesamtansprechrate lag bei 18%.
Nach der Erstlinien-Standardtherapie mit Platin und Cetuximab sprachen relativ wenige Patienten (15%) auf die Immuntherapie an, diese aber anhaltend: So überlebten 70% dieser Patienten länger als ein Jahr (mediane Ansprechdauer noch nicht erreicht). Doch fast zwei Drittel aller Patienten waren nach zwei Monaten therapierefraktär. Möglicherweise könnte eine Kombination aus Chemotherapie und Immuntherapie diese Patienten stabilisieren – dazu fehlten allerdings derzeit noch Studiendaten, so Ochsenreither. Hilfreich sei es auch, vorhersagen zu können, wer von der Immuntherapie profitieren könnte. Erste Ansätze lieferten hier Nanostring-Analysen, um Aussagen über die IFNγ-Signatur zu treffen. So seien progressionsfreies und Gesamtüberleben signifikant besser bei hohem IFNγ-Score. PD-L1-Expression und IFNγ-Signatur hätten zwar einen prädiktiven Wert, allerdings sei man noch weit davon entfernt, damit die Therapie steuern zu können. „Die Checkpoint-Blockade hat sich auch beim HNSCC als fünfte Säule der Therapie etabliert – Gesamtüberleben, 1-Jahres-Überlebensrate und Lebensqualität sind besser als unter Chemotherapie. Allerdings sind viele Patienten primär refraktär, daher brauchen wir engmaschige Kontrollen und sollten frühzeitig eine Umstellung erwägen“, resümierte Ochsenreither.


Susanne Pickl


Satellitensymposium „Update Immunonkologie“ am 19.11.2016 anlässlich des 13. Herbstkongresses der Arbeitsgemeinschaft Internistische Onkologie (AIO) in Berlin, unterstützt durch MSD Sharp & Dohme GmbH, Haar.