Prognosefaktoren bei Hirn­metastasen von Keimzelltumoren

Wenn Patienten mit Keimzelltumoren Hirnmetastasen entwickeln, verschlechtert das ihre Prognose erheblich. Weil es kaum jemals eine randomisierte Studie zu dieser Fragestellung geben wird, sammelte die Global Germ Cell Cancer Group retrospektiv Daten von über 500 Männern, bei denen zwischen 1990 und 2013 solche Hirnmetastasen diagnostiziert wurden, bei 228 bereits bei der initialen Diagnose, bei 295 erst im Rezidiv. Bereits der Zeitpunkt der Dia­gnose beeinflusste die Überlebenschancen: Bei initialer Diagnose der Metastasen (Gruppe A) waren nach drei Jahren noch 48% der Patienten am Leben, bei Diagnose im Rezidiv (Gruppe B) lediglich 27% (p < 0,001). Darüber hinaus fand sich eine Reihe weiterer negativer Prognosefaktoren: Multiple Hirnmetastasen und das gleichzeitige Vorliegen von Leber- oder Knochenmetastasen wirkten sich in beiden Gruppen negativ aus, die Primärdiagnose eines primären mediastinalen Nicht-Seminoms lediglich in Gruppe A und eine Erhöhung des α-Fetoproteins auf mindestens
100 ng/ml oder von humanem Choriogonadotropin auf 5.000 U/l oder mehr in Gruppe B.
Abhängig von diesen Faktoren variierte das 3-Jahres-Überleben in Gruppe A zwischen 0% und 70%, in Gruppe B zwischen 6% und 52%. In Gruppe A schien eine multimodale Behandlung oder eine Hochdosistherapie das Überleben nicht signifikant zu verbessern. In Gruppe B hingegen waren eine multimodale Behandlung (Hazard Ratio 0,51; p < 0,001) und eine Hochdosistherapie imstande, das Risiko zu reduzieren (HR 0,41; p = 0,001).

Josef Gulden


Literatur
Feldman DR et al. Brain metastases in patients with germ cell tumors: Prognostic factors and treatment options – an analysis from the Global Germ Cell Cancer Group. J Clin Oncol 2016; 34: 345-51.