Kolorektalkarzinom: Zweitlinienoption frühzeitig für Sequenz berücksichtigen

Die Angiogenese bei Tumorprogression ist mit diversen Wachstumsfaktoren und Resistenzmechanismen korreliert. Der stetige Anstieg des Plazenta-Wachstumsfaktors (PlGF) bis zum Eintritt einer Progression unter FOLFIRI plus Bevacizumab deutet möglicherweise z. B. auf einen Resistenzmechanismus hin. Aflibercept (Zaltrap) kann neben der A-Variante des vaskulären endothelialen Wachstumsfaktors (VEGF-A), die die Zielstruktur von Bevacizumab darstellt, auch VEGF-B und PIGF und dadurch über verschiedene Rezeptoren die Angiogenese hemmen, so Dr. Alexander Stein, Hamburg.

In der Phase-III-Studie VELOUR erhielten 1.226 Patienten mit metastasiertem kolorektalem Karzinom (mCRC) nach Versagen eines Oxaliplatin-haltigen Regimes randomisiert entweder Aflibercept plus FOLFIRI oder Placebo plus FOLFIRI [1]. Der primäre Endpunkt war das Gesamtüberleben. Ein Ansprechen wurde bei 19,8% versus 11,1% der Patienten gesehen (p = 0,0001). Das mediane progressionsfreie Überleben (PFS) betrug 6,9 versus 4,7 Monate (p = 0,0001; HR 0,76) und das mediane Gesamtüberleben (OS) 13,5 vs. 12,1 Monate (p = 0,0032; HR 0,82). Der bei allen Wirksamkeitsendpunkten erreichte Therapievorteil mit Aflibercept zeigte sich beim Überleben als langanhaltend: Die 2-Jahres-Rate für das Gesamtüberleben betrug 28,0% vs. 18,7% und die 30-Monats-Rate 22,3% versus 12,0%. Dies sei ein klinisch relevanter Überlebensvorteil in der Zweitlinienbehandlung des mCRC, betonte Stein. Patienten, die mit Bevacizumab vorbehandelt waren, profitierten ebenfalls mit einem um median 2,1 Monate verlängerten OS (13,8 versus 11,7 Monate; HR 0,81).
Die Daten wurden in der nicht-interventionellen Studie QoLiTrap bestätigt [2]. Im Behandlungsalltag zeigte sich dabei ein Ansprechen bei 23% der eingeschlossenen Patienten und eine Krankheitskontrollrate von 74%. Die Lebensqualität blieb unter der Therapie mit Aflibercept und FOLFIRI laut EORTC QLQ-C30-Fragebogen weitestgehend erhalten, so Stein. Für die Praxis empfahl Stein daher, in der Erstlinie bereits an den weiteren Therapieverlauf zu denken und die richtige Therapiesequenz anhand des individuellen Patienten sowie der aktuellen Daten zu wählen.

Ine Schmale


Literatur
1. Van Cutsem E et al. Addition of aflibercept to fluorouracil, leucovorin, and irinotecan improves survival in a phase III randomized trial in patients with metastatic colorectal cancer previously treated with an oxaliplatin-based regimen. J Clin Oncol 2012; 30: 3499-506.
2. Derigs HG et al. Analysis of the quality of life in patients treated with aflibercept and FOLFIRI for metastatic colorectal cancer (mCRC) – Interim results from the non-interventional QoLiTrap study. DGHO 2015, Poster, Abstr. #P213.


Satelliten-Symposium „Einfluss molekularer Marker auf die Therapiewahl beim mCRC und mCRPC – heute und in Zukunft“, im Rahmen der Jahrestagung der Deutschen, Österreichischen und Schweizerischen Gesellschaften für Hämatologie und Medizinische Onkologie am 11.10.2015 in Basel, unterstützt von Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Berlin.