PD-L1-Inhibition: Positive Phase-III-Daten zu Atezolizumab bei NSCLC

Der monoklonale Antikörper Atezolizumab bindet gezielt an das Protein PD-L1 und verhindert so die Übertragung suppressiver Signale auf tumorspezifische T-Zellen. Als erster Vertreter der nächsten Generation von Checkpoint-Inhibitoren blockiert Atezolizumab die Interaktion von PD-L1 sowohl mit PD-1 als auch mit B7.1 und unterscheidet sich damit von Substanzen, die nur einen der beiden Signalwege hemmen. Erste Ergebnisse aus Phase-III-Studien weisen für Atezolizumab bei vorbehandelten Patienten mit einem fortgeschrittenen nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinom (NSCLC) gegenüber Docetaxel einen signifikanten Überlebensvorteil von mehr als vier Monaten nach. 

Die aktuellen Daten der Phase-III-Studie OAK [1] wurden von PD Dr. Niels Reinmuth, München-Gauting, vorgestellt: Von 850 Patienten mit fortgeschrittenem oder metastasiertem NSCLC, deren Erkrankung während oder nach einer platinhaltigen Chemotherapie fortgeschritten war, überlebten die mit Atezolizumab behandelten im Median 13,8 Monate im Vergleich zu 9,6 Monaten bei denen, die Docetaxel erhalten hatten (Hazard Ratio 0,73; p = 0,0003). Mit 55% erreichten mehr als die Hälfte der Patienten unter Atezolizumab ein Gesamtüberleben von mindestens einem Jahr (Docetaxel: 41%) – obwohl ein Viertel der Patienten bereits mehr als eine Vortherapie absolviert hatte. 

Die Reduktion des Mortalitätsrisikos unter Atezolizumab war bei hoher PD-L1-Expression (16% der Patienten) auf Tumorzellen (TC) oder tumorinfiltrierenden Immunzellen (IC) am höchsten (20,5 vs. 8,9 Monate; HR 0,41; p < 0,0001). Sie bestätigte sich aber auch bei mittlerem Expressionsstatus (HR 0,67) sowie bei jenen 45% der Patienten ohne PD-L1-Expression (12,6 vs. 8,9 Monate; HR 0,75; p = 0,0215). Der Benefit zeigte sich in allen Subgruppen (außer bei Patienten mit EGFR-Mutation) und war nicht abhängig vom histologischen Subtyp, vom Raucherstatus oder der ZNS-Metastasenlast. 

Wie Reinmuth berichtete, betrugen die Response-Raten unter Antikörper-Therapie je nach Expressionslevel bis zu 31%, wobei Responder aller Expressionsstufen mit einer Ansprechdauer von median 16,3 Monaten auffallend lange von der Therapie profitierten. 

Die Antikörper-Therapie war gut verträglich mit nur geringer Inzidenz an immunvermittelten Nebenwirkungen; schwerwiegende unerwünschte Ereignisse (Grad 3–4) waren unter Atezolizumab seltener als unter Docetaxel. „Da alle Patienten von der Immuntherapie potenziell profitieren können und sie besser verträglich ist als Chemotherapeutika, wird sie zu einem wichtigen Baustein in der Therapiesequenz werden“, so Reinmuth. Kombinationsstudien laufen bereits.

Positive Daten auch bei Urothelkarzinom

Ergebnisse zur Wirksamkeit der PD-L1-Inhibition mit Atezolizumab liegen auch für das fortgeschrittene Urothelkarzinom vor, bei dem mit Atezolizumab relativ hohe Ansprechraten und eine lange Ansprechdauer erreicht werden kann. In den USA ist Atezolizumab für diese Therapiesituation seit Mai 2016 – als erster Anti-PD-L1-Antikörper überhaupt – zugelassen.

Beate Grübler

Literatur

1. Barlesi F et al. ESMO 2016; Abstract #LBA44.

Satellitensymposium „Die nächste Generation der Krebsimmuntherapie“ im Rahmen der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie (DGHO) am 15.10.2016 in Leipzig, unterstützt von Roche Pharma AG, Grenzach-Wyhlen.