Magen- und Kolonkarzinom: Neue Behandlungsoption in Zweitlinie

Die Behandlung des fortgeschrittenen Magen- oder metastasierten Kolorektalkarzinoms sollte die Lebenszeit verlängern, und zwar bei möglichst hoher Lebensqualität. Auf einem Symposium während der DGHO-Jahrestagung schilderten Experten die aktuelle Therapie­situation und machten auf neuere Resultate mit dem VEGFR-2-Antikörper Ramucirumab aufmerksam, der eine wichtige Erweiterung der Therapieoptionen für die palliative Zweitlinientherapie in der jeweiligen Indikation darstellt. 

Tritt nach der meist durch die Chemotherapie dominierten Erstlinien-Behandlung des fortgeschrittenen Magenkarzinoms eine Progression der Erkrankung auf, bietet sich unter anderem nach gegenwärtiger Studienlage, so Prof. Salah-Eddin Al-Batran, Frankfurt/Main, eine Kombination aus Ramucirumab (Cyramza®) und Paclitaxel an. „Dies ist durch die RAINBOW-Studie, die bislang größte Untersuchung zur Zweitlinientherapie des Magenkarzinoms, belegt“, betont der Onkologe [1]. 

Die Untersuchung wurde an vorbehandelten Patienten mit fortgeschrittenem Adenokarzinom des Magens oder des gastroösophagealen Übergangs durchgeführt. In der Phase-III-Studie konnte die Kombination aus Ramucirumab und Paclitaxel beim medianen Gesamtüberleben (OS) im Vergleich zu Paclitaxel allein eine signifikante Verlängerung von 7,4 auf 9,6 Monate bewirken (p = 0,017). 

Auch das mediane progressionsfreie Überleben (PFS) verlängerte sich unter der Kombinationstherapie im Vergleich zur Kontrollgruppe signifikant von 2,9 auf 4,4 Monate (p < 0,0001). Zudem erreichten unter Ramucirumab/Paclitaxel mit 28% signifikant mehr Patienten ein objektives Therapieansprechen als im Placebo-Arm mit lediglich 16% (p = 0,0001). 

Das Verträglichkeitsprofil von Ramucirumab ist akzeptabel: Nebenwirkungen vom Grad ≥ 3 waren darunter etwas häufiger als im Kontrollarm (Hypertonie 14% vs. 2%, abdominelle Schmerzen 6% vs. 3%, Fatigue 12% vs. 5%). 

OS und PFS länger im Ramucirumab-Arm

PD Dr. med. Stefan Kasper, Essen, berichtete über die aktuelle Situation beim metastasierten Kolorektalkarzinom (mCRC). Hier ist in der Zweitlinie eine Chemotherapie zusammen mit verschiedenen Angiogenesehemmern gebräuchlich. Daher wurde auch in dieser Indikation Ramucirumab in Kombination mit FOLFIRI in der zulassungsrelevanten Phase-III-Studie RAISE gegen Placebo plus FOLFIRI getestet [2]. In der Erstlinientherapie war zuvor unter Bevacizumab, Oxaliplatin und einem Fluoropyrimidin ein Progress aufgetreten.

Das mediane OS war in der Ramucir­umab-Gruppe mit 13,3 Monaten signifikant länger als unter FOLFIRI allein mit 11,7 Monaten (p = 0,0219). Für das mediane PFS konnte ebenfalls eine signifikante Verbesserung gezeigt werden mit median 5,7 vs. 4,5 Monaten (p < 0,0005). An Nebenwirkungen vom Grad ≥ 3 traten im Ramucirumab-Arm häufiger Neutrope­nie und Hypertonie auf.

Reimund Freye

Literatur

1. Wilke H et al. Lancet Oncol 2014; 15: 1224-35.

2. Tabernero J et al. Lancet Oncol 2015; 16: 499-508.

Satelliten-Symposium „Neue Standards und Innovationen in der Therapie des Magen- und Kolorektalkarzinoms“ im Rahmen der DGHO-Jahrestagung 2016 am 14.10.2016 in Leipzig, unterstützt von Lilly Deutschland, Bad Homburg.