Erstliniendaten überholen Zweitlinienzulassung

Im Juni 2016 befürwortete das europäische Committee for Medicinal Products for Human Use (CHMP) die Zulassung von Pembrolizumab beim lokal fortgeschrittenen oder metastasierten nichtkleinzelligen Lungenkarzinom (NSCLC) nach mindestens einer zuvor erfolgten Chemotherapie. In den USA ist die Anti-Programmed-Death(PD)-1-Therapie unter bestimmten Bedingungen bereits zur Erstlinientherapie zugelassen. 

Die Zulassung von Pembrolizumab (Keytruda®) zur Erstlinienbehandlung des metastasierten NSCLC durch die US-amerikanische Zulassungsbehörde FDA am 24. Oktober 2016 setzt einen Nachweis der Expression des PD-1-Liganden PD-L1 in ≥ 50% der Tumorzellen voraus. Basis für die Zulassung war die KEYNOTE-024-Studie, in der im Interventionsarm auf eine Chemotherapie komplett verzichtet und Pembrolizumab in erster Linie gegeben wurde [1]. Schon in der Zweitlinie hatten in der Studie KEYNOTE-010 von Pembrolizumab im Vergleich zu Docetaxel besonders die Patienten profitiert, die eine hohe PD-L1-Expression aufwiesen [2]. An KEYNOTE-024 nahmen 305 Patienten mit bisher nicht behandeltem fortgeschrittenem NSCLC teil, deren Tumoren eine PD-L1-Expression von mindestens 50% und keine Mutation im Gen für den epidermalen Wachstumsfaktor-Rezeptor (EGFR) und keine Translokation im Gen für die anaplastische Lymphomkinase (ALK) aufwiesen. Die Patienten erhielten randomisiert entweder Pembrolizumab in einer Dosis von 200 mg alle drei Wochen oder eine platinbasierte Chemotherapie, die vom Studienarzt aus fünf Chemotherapieregimes ausgewählt wurde. 43% der Patienten wechselten nach einem Progress aus dem Chemotherapie- in den Immuntherapie-Arm.

Bereits nach einem Jahr deutlicher Überlebensvorteil 

Wie Prof. Hans-Georg Kopp, Leiter des Bereichs Solide Tumoren der Universitätsklinik Tübingen, berichtete, lag die mediane Nachbeobachtungszeit bei 11,2 Monaten. Das mediane progressionsfreie Überleben (PFS) war in der Pembrolizumab-Gruppe mit 10,3 Monaten im Vergleich zu 6,0 Monaten im Chemotherapie-Arm signifikant verlängert. Die Hazard Ratio für Progress oder Tod betrug 0,50 (95%-Konfidenzintervall 0,37–0,68; p < 0,001). 45% der Patienten sprachen auf eine Therapie mit Pembrolizumab an (sechs davon mit kompletter Remission), im Vergleichsarm dagegen nur 28% auf die jeweilige Chemotherapie. Dabei trat das Ansprechen auf den Anti-PD1-Antikörper anders als beim malignen Melanom schnell ein, betonte Kopp. Die Zeit bis zum Ansprechen lag wie in der Chemotherapie-Gruppe bei median 2,2 Monaten. 

Nach einem Jahr Beobachtungszeit zeichnete sich zudem trotz Cross-overs bereits ein Überlebensvorteil zugunsten von Pembrolizumab ab (Gesamtüberleben 70% vs. 54%; HR 0,60; 95%-KI 0,41–0,89; p = 0,005). Das Sicherheitsprofil war konsistent mitden bisher für Pembrolizumab beobachteten Nebenwirkungen. Die Rate von Nebenwirkungen des Grads 3–5 lag bei 26,6%, unter der Chemotherapie bei 53,3%. Wegen der Überlegenheit der Pembrolizumab-Therapie wurde die Studie vorzeitig gestoppt.

Friederike Klein 

Literatur

1. Reck M et al. N Engl J Med. 2016 Oct 8. [Epub ahead of print, DOI 10.1056/NEJMoa1606774]

2. Herbst RS et al. Lancet 2016; 387: 1540-50.


Satellitensymposium „Immuntherapie – Was bringt die Zukunft?“ im Rahmen der DGHO-Jahrestagung am 14.10.2016 in Leipzig, unterstützt von MSD Sharp & Dohme GmbH, München