RCC: Divergenz zwischen klinischen Studien und „Real Life“

Das deutsche RCC-Register startete im Dezember 2007 und schließt 117 aktive Zentren, 288 Onkologen bzw. Urologen und aktuell über 1.327 Patienten ein. Norbert Marschner, Freiburg, zeigte den Stand der Behandlung in Deutschland laut RCC-Register und den Therapieerfolg in der täglichen Praxis im Vergleich zu den Ergebnissen der klinischen Studien.
Im Behandlungszeitraum 2014/2015 wurde in der Erstlinie bei etwa 30% der Patienten Sunitinib und bei etwa 40% Pazopanib eingesetzt. Die Verteilung des Risikoprofils der Patienten im Register ähnelt dem der Phase-III-Studie COMPARZ, die Sunitinib und Pazopanib direkt miteinander verglich. Unterschiede in den Patientencharakteristika waren das höhere Alter und häufigere Komorbiditäten der Patienten bei Therapiebeginn in der Registerstudie im Vergleich zur klinischen Studie.

Schlechteres Abschneiden der nicht für Studien geeigneten Patienten

Betrachtet man das Ergebnis der Therapie, so schneiden Patienten im Register schlechter ab als in der COMPARZ-Studie: Ein Tumorprogress als bestes Ansprechen wurde bei 28% der Patienten unter Sunitinib und 22% unter Pazopanib im Register beobachtet, aber nur bei 19% bzw. 16% der Patienten in der klinischen Studie. Das progressionsfreie Überleben (PFS) war in beiden Studien unter beiden Substanzen mit Medianen zwischen 8,5 und 9,7 Monaten vergleichbar, nicht aber das Gesamtüberleben (OS): Im Vergleich mit den Patienten in der COMPARZ-Studie, die im Median 29,3 bzw. 28,4 Monate überlebten, erreichten Patienten im reellen Praxis­alltag median nur 20,8 bzw. 19,7 Monate.
Der Unterschied war durch die Patienten bedingt, die für den Einschluss in Studien ungeeignet gewesen wären, so Marschner: Von den Patienten, die in der Registerstudie Sunitinib erhalten hatten, waren dies 53%, in der Pazopanib-Kohorte 57%. PFS und OS der potenziellen Studienpatienten waren vergleichbar denen in klinischen Studien und bestätigten diese. Patienten, die von Studien ausgeschlossen worden wären, hatten eine wesentlich schlechtere Prognose. Marschner bemerkte, dass daher beim RCC die Ergebnisse randomisierter Studien nicht ohne Adaption auf die Leitlinienempfehlungen übertragen werden sollten.

Ine Schmale


Satellitensymposium „Nierenzellkarzinom 2016: Wohin geht die Reise?“ im Rahmen des 32. Deutschen Krebskongresses (DKK) am 26.2.2016 in Berlin, unterstützt von Novartis Oncology, Nürnberg.