Multiples Myelom: Oraler Proteasominhibitor verlängert Progressionsfreiheit

Die Therapie des multiplen Myeloms hat sich im letzten Jahrzehnt stark weiterentwickelt und erfährt im Augenblick mit der Zulassung zahlreicher neuer Medikamente einen neuen Schub. So wird etwa das Prinzip der Proteasominhibition, das 2003 mit der Zulassung von Bortezomib erstmals in die Myelom-Therapie eingeführt wurde, weiterentwickelt: Als erster oraler Inhibitor dieses wichtigen intrazellulären Proteinabbau-Komplexes befindet sich Ixazomib derzeit in der EU im letzten Stadium des Zulassungsprozesses.

In den USA ist Ixazomib bereits seit November 2015 in Kombination mit Lenalidomid und Dexamethason (Rd) zur Behandlung von Patienten mit multiplem Myelom zugelassen, die wenigstens eine Vortherapie erhalten haben. Die Zulassung beruht auf den Daten der Phase-III-Studie TOURMALINE-MM1, in der 722 Patienten mit vorbehandeltem Myelom randomisiert Rd und dazu entweder Placebo oder Ixazomib (4 mg an den Tagen 1, 8 und 15 eines vierwöchigen Behandlungszyklus) erhielten, so Prof. Stefan Knop, Würzburg [1]. Beim primären Endpunkt progressionsfreies Überleben war die Dreierkombination mit median 20,6 versus 14,7 Monaten signifikant überlegen (Hazard Ratio 0,742; p = 0,012), ebenso bei den Ansprechraten (Gesamtansprechen 78,3% vs. 71,5%; Komplettremissionen 48,1% vs. 39%). Bemerkenswerterweise war Ixazomib bei Patienten mit Deletion 17p genauso wirksam wie bei denen ohne diesen prognostisch negativen zytogenetischen Marker.
Die Verträglichkeit des neuen, oralen Inhibitors war gut: Im Verumarm wurden nur minimal mehr Nebenwirkungen vom Grad ≥ 3 (74% vs. 69%; überwiegend Thrombozytopenien) und Therapieabbrüche aufgrund von Toxizitäten (17% vs. 14%) registriert. Periphere Neuropathien traten bei 27% der Patienten im Ixazomib- und bei 22% derer im Placeboarm auf; die etwas höhere Häufigkeit im
Verumarm war ausschließlich durch Neuropathien vom Grad < 3 bedingt.
TOURMALINE-MM1 ist nur eine Studie aus einem umfangreichen Entwicklungsprogramm für Ixazomib mit über 3.000 Patienten: In weiteren Phase-III-Studien wird der orale Proteasom­inhibitor beim neu diagnostizierten Myelom, als Erhaltungstherapie nach autologer Stammzelltransplantation sowie bei nicht für eine Transplantation geeigneten Patienten und außerdem bei rezidivierter oder refraktärer systemischer Leichtketten-Amyloidose untersucht. Die Therapielandschaft beim multiplen Myelom befindet sich derzeit in rapider Veränderung, so Knop: Neben Proteasominhibitoren und Immunmodulatoren stehen auch neue Medikamentenklassen zur Verfügung oder befinden sich kurz vor der Zulassung, darunter Inhibitoren von Histondeacetylasen sowie monoklonale Antikörper. Es wird spannend werden, zu verfolgen, wie sich alle diese Medikamente in die Sequenztherapie des Myeloms einordnen werden.

Josef Gulden


Literatur
1. Moreau P et al. ASH 2015, Abstract #727.

 

Medienseminar „Erweiterung der therapeutischen Möglichkeiten zur Behandlung des multiplen Myeloms“ anlässlich des 32. Deutschen Krebskongresses am 25.2.2016 in Berlin, veranstaltet von Takeda Pharma GmbH & Co. KG, Berlin.