mCRC und NSCLC: Zwei Neuzulassungen für Ramucirumab

Ramucirumab, ein Antikörper gegen den VEGF-Rezeptor 2 (VEGFR-2), erhielt im Januar 2016 gleichzeitig die Zulassung für zwei neue Indikationen: In Kombination mit FOLFIRI zur Behandlung des metastasierten Kolorektalkarzinoms (mCRC) sowie in Kombination mit Docetaxel für das fortgeschrittene oder metastasierte nicht-kleinzellige Lungenkarzinom (NSCLC).

Bei Ramucirumab (Cyramza®) handelt es sich um einen humanen, monoklonalen IgG1-Antikörper, der sich spezifisch gegen die extrazelluläre Domäne des VEGFR-2 richtet, des wichtigsten Mediators für die Tumorangiogenese. Bislang wurde er in der Zweitlinie beim fortgeschrittenen Magenkarzinom eingesetzt.

In Zweitlinie bei Kolorektalkarzinom …

Nun kann Ramucirumab EU-weit in Kombination mit FOLFIRI (5-Fluorouracil, Folinsäure, Irinotecan) zur Behandlung von Patienten mit metastasiertem Kolorektalkarzinom (mCRC) eingesetzt werden, wenn deren Erkrankung während oder nach einer Erstlinien-Kombinationstherapie mit Bevacizumab, Oxaliplatin und einem Fluoropyrimidin progredient geworden ist. Die Zulassung basiert auf Ergebnissen der randomisierten, placebokontrollierten und doppelblinden Phase-III-Studie RAISE (n = 1.072; [1]). Darin wurde eine Zweitlinientherapie mit Ramucirumab, jeweils alle zwei Wochen, plus FOLFIRI (n = 536) mit Placebo plus FOLFIRI verglichen (n = 536). Einschlusskriterien waren ein bekannter KRAS-Status und eine Progression während oder innerhalb von sechs Monaten nach Erstlinientherapie (mindestens zwei Dosen Bevacizumab).
Nicht eingeschlossen waren Patienten, die als Erstlinientherapie eine andere Kombination erhalten hatten, solche mit einem unkontrollierten Bluthochdruck, einem arteriellen thrombotischen Ereignis innerhalb der letzten zwölf Monate, bekannten Hirnmetastasen oder einer Gabe von Bevacizumab innerhalb von 28 Tagen oder einer Chemotherapie innerhalb von 21 Tagen vor der Randomisierung sowie Patienten mit einem Blutungsereignis vom Grad ≥ 3 höchstens drei Monate vor der Randomisierung.
Primärer Wirksamkeitsendpunkt war das Gesamtüberleben, sekundäre Endpunkte progressionsfreies Überleben und Ansprechrate. Unter Ramucirumab und FOLOFIRI erreichten die Patienten ein medianes Gesamtüberleben von 13,3 im Vergleich zu 11,7 Monaten unter Placebo plus FOLFIRI (Hazard Ratio 0,844; p = 0,0219).
An unerwünschten Ereignissen vom Grad ≥ 3 traten bei mehr als 5% der Patienten auf: Neutropenie (38% vs. 23% unter Placebo), Hypertonie (11% vs. 3%), Diarrhö (11% vs. 10%), Fatigue (12% vs. 8%). Die Rate febriler Neutropenien lag bei 3% vs. 2%.

... und fortgeschrittenem NSCLC

Seit Januar können mit Ramucirumab auch Patienten mit lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem NSCLC nach Versagen einer platinhaltigen Chemotherapie behandelt werden. In der internationalen, randomisierten und doppelblinden Phase-III-Studie REVEL wurde geprüft, ob solche Patienten von einer Therapie mit Ramucirumab in Kombination mit Docetaxel profitieren können [2]. Eingeschlossen wurden 1.253 Patienten mit sowohl plattenepithelialer wie auch nicht-plattenepithelialer Histologie, die während oder nach einer Platin-haltigen Erstlinientherapie progredient gewesen waren. Sie erhielten entweder Ramucirumab (10 mg/kg) plus Docetaxel (75 mg/m2 alle drei Wochen; n = 628) oder Docetaxel plus Placebo (n = 625).
Mit der Kombinationstherapie überlebten die Patienten median 10,5 Monate, im Kontrollarm lediglich 9,1 Monate; der Unterschied war unabhängig von der Histologie. Das progressionsfreie Überleben lag im Ramucirumab/Docetaxel-Arm bei median 4,5 Monaten im Vergleich zu drei Monaten in der Docetaxel/Placebo-Gruppe.
Unerwünschte therapieassoziierte Ereignisse vom Grad ≥ 3 traten in der Ramucirumab-Gruppe etwas häufiger auf (98% vs. 95%), darunter Neutropenien (49% vs. 40%) und febrile Neutropenien (16% vs. 10%), Fatigue (14% vs. 10%), Leukopenien (14% vs. 12%) und Hypertonie (6% vs. 2%). Die Toxizitäten waren meist durch Dosisreduktion und Supportivtherapie gut handhabbar.
Ein weiterer monoklonale Antikörper, der PD-1-Inhibitor Nivolumab, hat hier in Kombination mit Docetaxel noch keine Zulassung zur Second-line-Therapie des nicht-plattenepithelialen NSCLC, der Angiokinasehemmer Nintedanib ist in Kombination mit Docetaxel nur für die Zweitlinientherapie des Adenokarzinoms zugelassen.

Helga Vollmer


Literatur
1. Tabernero J et al. Lancet Oncol 2015; 16: 499-508.
2. Garon EB et al. Lancet 2014; 384: 665-73.

 

Pressekonferenz „Im Fokus: Cyramza erhält EU-Zulassungen in der Therapie des NSCLC und CRC“ im Rahmen des Deutschen Krebskongresses Berlin 2016 am 25. Februar 2016 in Berlin, veranstaltet von Lilly Deutschland GmbH, Bad Homburg.