Hodgkin-Lymphom: Höhere Heilungschance bei stark vorbehandelten Patienten

Das Hodgkin-Lymphom hat in Deutschland eine Inzidenz von 2–3 pro 100.000 Einwohner und zwei Altersgipfel – um das 30. und um das 65. Lebensjahr. Ziel der Behandlung ist die Heilung, wobei versucht wird, die Chemotherapie Schritt für Schritt zu reduzieren, um Nebenwirkungen zu vermeiden und die Lebensqualität der bei Diagnose oft jungen Patienten zu erhöhen.

Mit den risikoadaptierten Therapiestrategien würden 80–90% der Hodgkin-Patienten dauerhaft geheilt, sagte Prof. Andreas Engert, Köln, der Chairman der Deutschen Hodgkin Studiengruppe. Therapiestandard bei rezidiviertem oder refraktärem Hodgkin-Lymphom (r/rHL) ist eine Salvage-Chemotherapie, gefolgt von einer Hochdosis-Chemotherapie (HDCT) und autologer Stammzelltransplantation (ASCT). Etwa die Hälfte der Patienten erleidet allerdings wieder ein Rezidiv. In der Vergangenheit betrug die Lebenserwartung nach Diagnose eines Rezidivs median zwischen 10,5 und 27,6 Monaten.
Charakteristisch für die Hodgkin-Reed-Sternberg-Zellen ist die Expression großer Mengen des CD30-Antigens, gegen das sich das Antikörper-Wirkstoff-Konjugat Brentuximab Vedotin richtet. Nun belegen Langzeitdaten der Phase-II-Zulassungsstudie, dass ein dauerhaftes Ansprechen für mindestens fünf Jahre durch Brentuximab Vedotin auch für Patienten mit intensiver Vorbehandlung (HDCT, aSCT) möglich ist [1]. Eingeschlossen worden waren 102 Patienten mit r/rHL, die Brentuximab Vedotin in 21-Tage-Zyklen erhalten hatten [2, 3]. Die Beobachtungszeit ab der ersten Dosis lag in der aktuellen Analyse bei bis zu 73 Monaten (median 35,1 Monate). Das mediane progressionsfreie Überleben (PFS) beträgt 9,3 Monate, die geschätzte 5-Jahres-Gesamtüberlebensrate 41% und die mediane Gesamtüberlebenszeit (OS) 40,5 Monate. Bei den 34 Patienten, die eine komplette Remission erzielten (33% der Gesamtgruppe) sind die Medianwerte von PFS und OS noch nicht erreicht [1].
„Die Daten belegen, dass Brentuximab Vedotin als Einzelsubstanz dauerhafte Remissionen und ein Langzeitüberleben bei intensiv vorbehandelten Hodgkin-Patienten ermöglicht“, sagte Engert. „Bei einer kompletten Remission, die über fünf Jahre anhält, ist ein Rezidiv unwahrscheinlich, d. h. die Patienten sind vermutlich geheilt. Dass sich ein solches Ergebnis erzielen lässt, war lange Zeit nicht erwartet worden, das ist eine Überraschung.“ Die Verträglichkeit sei im Vergleich mit einer Polychemotherapie gut. Das sei besonders für die jungen Patienten wichtig, die im Berufsleben stünden.
Brentuximab Vedotin ist derzeit in Deutschland zugelassen zur Behandlung des CD30-positiven, rezidivierten Hodgkin-Lymphoms nach HDCT oder bei nicht transplantierbaren Patienten nach zwei Vortherapien, außerdem bei Patienten mit rezidivierten oder refraktären anaplastischen großzelligen Lymphomen.

Nicola Siegmund-Schultze


Literatur
1. Chen R et al. Five-year survival data demonstrating durable responses from a pivotal phase 2 study of brentuximab vedotin in patients with relapsed or refractory Hodgkin Lymphoma. ASH 2015, Abstract #2736.
2. Younes A et al. Results of a pivotal phase II study of brentuximab vedotin for patients with relapsed or refractory Hodgkin’s lymphoma. J Clin Oncol 2012; 30: 2183–9.
3. Gopal AK et al. Durable remissions in a pivotal phase 2 study of brentuximab vedotin in relapsed or refractory Hodgkin lymphoma. Blood 2015; 125: 1236–43.


Meet-the-Expert „Hodgkin-Lymphom: 5-Jahresdaten mit Brentuximab Vedotin – wo stehen wir?“ im Rahmen des 32. Deutschen Krebskongresses am 25.2.2016 in Berlin, veranstaltet von Takeda Oncology, Berlin.