Fortgeschrittenes HCC: Praxisstudie belegt Stellenwert von Sorafenib

Sorafenib wird in Leitlinien als einzige systemische Therapie im fortgeschrittenen Stadium C des hepatozellulären Karzinoms (HCC) empfohlen, kann jedoch auch im intermediären Stadium eingesetzt werden, falls eine transarterielle Chemoembolisation nicht adäquat ist.

Die S3-Leitlinie zum Leberzellkarzinom empfiehlt Prof. Dr. Tom M. Ganten, Bruchsal, zufolge für Patienten in fortgeschrittenen Stadien (Barcelona Clinic Liver Cancer [BCLC]-Stadium C) als einzige systemische Therapieoption den Multikinaseinhibitor Sorafenib (Nexavar®; [1]). Die Patienten können extrahepatische Metastasen oder eine hepatische Tumormanifestation, die lokoregionär nicht kontrolliert werden kann, aufweisen und sollten außerdem einen ECOG-Status zwischen 0 und 2 sowie eine Lebenserwartung von mehr als drei Monaten haben; der Zustand ihrer Leberzirrhose sollte einem Child-Pugh-Stadium A entsprechen [1]. Darüber hinaus, so Ganten, seien Wirksamkeit und Sicherheit von Sorafenib aber auch bei Patienten im intermediären Stadium (BCLC-B) belegt, bei denen eine transarterielle Chemoembolisation (TACE) nicht indiziert ist oder die darauf nicht mehr ansprechen. Weitergehende interventionelle Verfahren werden bei diesen Patienten zunehmend eingesetzt, aber die Evidenz dafür ist bisher so spärlich, dass sie weiterhin als experimentell betrachtet werden müssten.
Die Zulassung von Sorafenib beruht auf den Ergebnissen der SHARP-Studie, in der der Inhibitor das Gesamtüberleben der Patienten von median 7,9 auf 10,7 Monate verlängern und damit das Mortalitätsrisiko um 31% reduzieren konnte (Hazard Ratio 0,69; [2]). Wirksamkeit und Verträglichkeit von Sorafenib in verschiedenen Tumorstadien und bei verschiedenen Patientengruppen konnten nun durch die prospektive INSIGHT-Studie bestätigt werden [3]: Darin waren an 170 Zentren in Deutschland und Österreich innerhalb von fünf Jahren 782 Patienten eingeschlossen worden. Primärer Endpunkt war die Evaluation von Sicherheit und Verträglichkeit, wobei sich ein den Phase-III-Daten entsprechendes Sicherheitsprofil zeigte, so Ganten.
Die mediane Gesamtüberlebensdauer lag für Patienten in den klinisch relevanten BCLC-Stadien B und C bei 19,5 bzw. 13,6 Monaten; Patienten mit Child-Pugh-Stadium A schnitten mit 24,5 (BCLC B) bzw. 16,8 Monaten (BCLC C) jeweils besser ab als diejenigen mit Child-Pugh-Stadium B (10,6 Monate für BCLC B bzw. 7,5 Monate für BCLC C). Die Gruppe mit Child-Pugh-Stadium B ließ sich noch weiter unterteilen: Patienten mit weniger ausgeprägter Zirrhose (Child-Pugh B7 oder B8) profitierten mit median 8,1 bzw. 9,4 Monaten noch von Sorafenib, nicht jedoch Patienten mit Child-Pugh B9, die lediglich 2,4 Monate erreichten. Außerdem, so Ganten, überlebten auch über 65-jährige Patienten und solche mit Risikofaktoren wie einem Diabetes mellitus oder einer nicht-alkoholischen Fettleber ähnlich lange wie die Patienten der SHARP-Studie, wo das mediane Gesamtüberleben unter Sorafenib bei 10,7 Monaten gegenüber 7,9 Monaten unter Placebo gelegen hatte (p = 0,00058; [2]).
Am besten schnitten Patienten mit HCV-induzierten Tumoren unter Sorafenib ab: Sie erzielten eine mediane Überlebenszeit von 23,3 Monaten. Auch andere nicht-interventionelle Studien bestätigen die Wirksamkeit und Sicherheit von Sorafenib in der klinischen Praxis [4, 5].


Josef Gulden


Literatur
1. www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/032-053OLl_S3_Hepatozellul%C3%A4res_Karzinom_Diagnostik_Therapie_2013-05.pdf
2. Llovet J et al. N Engl J Med 2008; 359: 378-90.
3. Ganten TM et al. Ann Oncol 2014; 25(Suppl 4): #728P.
4. Ivarone M et al. Hepatology 2011; 54: 2055-63.
5. Daniele B et al. J Clin Oncol 2014; 32(15S): ASCO 2014, Abstract 4088.

 

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