Eisenüberladung bei MDS und allogener Stammzelltransplantation

Die transfusionsbedingte Eisenüberladung gehört zu den Herausforderungen in der Behandlung des myelodysplastischen Syndroms (MDS), da das überschüssige Eisen vom Körper nicht selbständig abgebaut werden kann. Der Eisenchelator Deferasirox (Exjade®) bindet freies Plasmaeisen und verhindert die Bildung freier Sauerstoffradikale sowie die dadurch bedingten Schäden in Organen und Geweben. Interessant ist das auch im Kontext der allogenen Stammzelltransplantation (alloTx).

Patienten mit Eisenüberladung, die sich einer alloTx unterziehen, haben ein besonderes Risiko z. B. für häufigere Leberfunktionsstörungen, invasive Pilzinfektionen sowie eine akute Graft-versus-Host-Reaktion (GvHD). Prof. Uwe Platzbecker, Dresden, verwies v. a. auf die Korrelation zwischen Transfusionsabhängigkeit und Überleben, welche in einer Studie mit 172 neu diagnostizierten MDS-Patienten bestätigt wurde [1].
Die Ergebnisse der ALLIVE-Studie unterstreichen diesen negativen Einfluss einer Eisenüberladung vor und während einer alloTx [2]. In der prospektiven, multizentrischen Studie wurden die Daten zur Konzentration von labilem Plasma-Eisen (LPI) und Leber-Eisen (LIC) bei insgesamt 111 MDS- und AML-Patienten ausgewertet und mit der nicht rezidivbedingten Mortalität (NRM) verglichen. Unter der Konditionierungstherapie wurde ein Anstieg des LPI beobachtet, mit einer erhöhten NRM waren LPI-Werte > 0,4 (HR 6,965; p < 0,001) sowie LIC-Werte ≥ 125 µmol/g (p = 0,036) assoziiert.
Mit der Behandlung der Eisenüberladung wird die Senkung des Serum-Ferritins unter 1.000 ng/ml sowie die Normalisierung des Gesamt-Eisengehalts der Leber (LIC) angestrebt. In der Deutschen Leitlinie zur Behandlung des MDS [3] heißt es, dass bei Patienten mit niedrigem IPSS- und WPSS-Risikoscore und einer Lebenserwartung von mehr als zwei Jahren, die mindestens 20 Erythrozytenkonzentrate erhalten haben bzw. eine Serum-Ferritinkonzentration > 1.000 ng/ml aufweisen, eine Therapie mit Eisenchelatoren erwogen werden kann.


Ine Schmale


Literatur
1. Platzbecker U et al. Biol Blood Marrow Transplant 2008; 14: 1217-25.
2. Wermke M et al. ASH 2015, Abstract #386.
3. www.onkopedia.com/de/onkopedia/guidelines/mye­lodysplastische-syndrome-mds/@@view/html/index.html.

 

Quelle: Novartis Oncology Meet-the-Expert „Innovative Therapiekonzepte bei Chronischer Myeloischer Leukämie und Eisenüberladung – eine Nachlese zum ASH-Kongress“, im Rahmen des Deutschen Krebskongresses (DKK), 25.2.2016, Berlin.