Hypofraktionierte Bestrahlung beim Niedrigrisiko-Prostatakarzinom ausreichend

ASCO-GU

Fast unmittelbar nach dem ASCO-GI findet Ende Januar ebenfalls in San Francisco der Kongress für die Urologen statt. Eine kleine Auswahl soll verdeutlichen, wie vielfältig und anspruchsvoll das Programm auch hier ist.

Prostatakarzinom

 

Hypofraktioniert bestrahlen

In einer Phase-III-Studie, die Robert Lee, Durham, vorstellte, wurde bei 1.092 Patienten mit Niedrigrisiko-Tumoren (klinisches Stadium T1-2a, Gleason-Score ≤ 6, PSA-Wert < 10) eine hypofraktionierte Bestrahlung (28 Fraktionen à 2,5 Gy über 5,6 Wochen) randomisiert mit einer konventionellen Radiotherapie (41 Fraktionen à 1,8 Gy über 8,2 Wochen) verglichen. Nach median 5,8 Jahren lag die progressionsfreie 5-Jahres-Überlebensrate im konventionellen Arm bei 85%, in der experimentellen Gruppe bei 86% (Hazard Ratio 0,85; 95%-Konfidenzintervall 0,64–1,14). Das einfachere und sogar leicht niedriger dosierte Bestrahlungsprotokoll ist also bei Männern mit Niedrigrisiko-Prostatakarzinom dem konventionellen Regime jedenfalls nicht unterlegen.

Liquid biopsy stellt die Hetero­genität des Tumors dar

Hormontherapien, die sich gegen den Androgenrezeptor richten, wie Abirateron oder Enzalutamid, verlängern die Überlebenszeiten von Patienten mit metastasiertem kastrationsresistentem Prostatakarzinom. Wenn ein Tumor auf die erste dieser Substanzen nicht mehr anspricht, bringt die zweite allerdings nicht mehr die gleichen Ansprechraten, und die Dauer des Ansprechens ist auch kürzer. Das könnte an der Entwicklung neuer Klone von Tumorzellen liegen, aber die Heterogenität eines Tumors ist mit einer konventionellen Biopsie, die immer nur einen kleinen Ausschnitt des Geschehens gibt, schwer darzustellen. Howard Scher, New York, und Kollegen untersuchten deshalb Tumorzellen, die sie aus dem Blut von 179 Patienten zu verschiedenen Zeitpunkten gewonnen hatten, mikroskopisch sowie molekulargenetisch.
Unter jeder Therapielinie (die Patienten erhielten Hormon- ebenso wie Chemotherapien mit Taxanen) zeigte sich eine Vielfalt an Phänotypen. Patienten mit starker phänotypischer Heterogenität unter ihren Krebszellen wiesen nach sechs Monaten unter einer hormonellen Therapie ein deutlich schlechteres progressionsfreies (Odds Ratio 2,57; p = 0,01) und Gesamtüberleben (HR 4,5; p < 0,001) auf als jene mit einheitlicheren Zelltypen. Bei den Chemotherapien spielte die Heterogenität keine Rolle für die Prognose. Die genetische Analyse mit Next-Generation-Sequencing-Methoden konnte eine Reihe von subklonalen Treibermutationen identifizieren.
Die Resistenz des Prostatakarzinoms gegenüber den modernen Hormontherapien ist also stark mit der Heterogenität des Tumors assoziiert, die mit konventionellen Biopsien nicht so umfassend dargestellt werden kann wie mit der Liquid-Biopsy-Methodik. Das ist zunächst für die Planung von Therapiestudien interessant, dürfte aber bald auch für die Indikationsstellung bei Therapien Bedeutung gewinnen.

Nierenzellkarzinom

 

Multikinaseinhibitor in der Zweitlinie

Der Multikinaseinhibitor Cabozantinib hemmt den Typ-2-Rezeptor für vaskulären endothelialen Wachstumsfaktor (VEGFR-2) und c-MET und ist bisher zugelassen zur Behandlung des nicht-resektablen medullären Schilddrüsenkarzinoms. Bernard Escudier, Villejuif, präsentierte die Phase-III-Studie METEOR, in der Cabozantinib bei 658 Patienten mit metastasiertem Nierenzellkarzinom, die mit wenigstens einer gegen den VEGF-Rezeptor gerichteten Tehjrapie vorbehandelt waren, randomisiert mit dem mTOR-Inhibitor Everolimus verglichen wurde. In der ersten Analyse von 375 Patienten hatte Cabozantinib das progressionsfreie Überleben von median 3,8 auf 7,4 Monate beinahe verdoppelt, in dem Update, das Escudier in San Francisco zeigte, konnte dieser Vorteil beibehalten werden (median 7,4 vs. 3,9 Monate). Auch bei der Ansprechrate waren der VEGFR-2-Inhibitor mit 75% gegenüber 48% überlegen.

Josef Gulden

Literatur
1. Lee WR, Dignam JJ, Amin M, et al. NRG Oncology RTOG 0415: A randomized phase III non-inferiority study comparing two fractionation schedules in patients with low-risk prostate cancer. Presented at the 2016 Genitourinary Cancers Symposium. J Clin Oncol 2016; 34(2S): (ASCO-GU, Abstract #1).
2. Scher HI, Graf R, Louw J, et al. Single CTC characterization to identify phenotypic and genomic heterogeneity as a mechanism of resistance to AR signaling directed therapies (AR Tx) in mCRPC patients. Presented at the 2016 Genitourinary Cancers Symposium. J Clin Oncol 2016; 34(2S): (ASCO-GU, Abstract #163).
3. Escudier BJ, Motzer RJ, Powles T, et al. Subgroup analyses of METEOR, a randomized phase 3 trial of cabozantinib versus everolimus in patients (pts) with advanced renal cell carcinoma (RCC). Presented at the 2016 Genitourinary Cancers Symposium. J Clin Oncol 2016; 34(2S): (ASCO-GU, Abstract #499).