Neue Option zur Behandlung von invasiven Aspergillosen und Mukormykosen

Das Azol-Antimykotikum Isavuconazol (Cresemba®) ist seit 15.10.2015 als neue Therapieoption in der EU zugelassen zur Behandlung erwachsener Patienten mit invasiver Aspergillose oder Mukormykose – bei letzterer, nachdem eine Behandlung mit Amphotericin B nicht angemessen war [1]. Anlässlich eines Symposiums im Rahmen der Jahrestagung der DGHO informierten Experten über die aktuelle Datenlage und diskutierten den potenziellen Stellenwert von Isavuconazol in der Behandlung invasiver Pilzinfektionen.

Invasive Aspergillosen und Mukormykosen gewinnen immer mehr an Bedeutung, weil beispielsweise zunehmend mehr ältere Patienten wegen hämatoonkologischer Erkrankungen behandelt werden. Die Therapieerfolge haben sich allerdings nicht wesentlich verbessert, so Prof. Helmut Ostermann, München: Die Letalität ist unverändert hoch, und die mit den bisherigen Standardtherapien erreichbaren Ansprechraten liegen bei invasiver Aspergillose lediglich bei 30–50%. Die Behandlungsmöglichkeiten sind zudem häufig limitiert durch Organtoxizitäten, Arzneimittelinteraktionen oder eine unberechenbare Pharmakokinetik, die z. B. bei Voriconazol eine regelmäßige Kontrolle der Wirkstoffspiegel erforderlich macht.
Erweitert wird das Behandlungsspektrum nun durch die Zulassung von Isavuconazol, das gegenüber den bisher verfügbaren Wirkstoffen Vorteile aufweist: Neben dem breiten Aktivitätsspektrum, das auch Mucorales umfasst, zählt dazu laut Prof. Arne Rodloff, Leipzig, auch ein günstiges Sicherheitsprofil und ein geringeres Potenzial für Arzneimittelinteraktionen – wichtig vor allem für Transplantations-Patienten, die Immunsuppressiva erhalten. Ein weiterer Vorteil ist die vorhersagbare, lineare Pharmakokinetik, die kein therapeutisches Drug-Monitoring erfordert. Isavuconazol ist oral ebenso wie als i. v.-Infusion verfügbar und wird einmal täglich angewendet. Beide Applikationsarten sind austauschbar [1]. In der Infusion ist kein Lösungsvermittler enthalten wie bei Voriconazol, wo das zugesetzte Cyclodextrin sich im Organismus anreichert und die längerfristige Anwendung limitiert. Außerdem ist Isavuconazol auch bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion einsetzbar [1].

Umfangreiches klinisches Studien­programm

Sicherheit und Wirksamkeit von Isavuconazol bei erwachsenen Patienten mit invasiver Aspergillose wurden in der randomisierten, doppelblinden Phase-III-Studie SECURE untersucht und mit Voriconazol verglichen. Die 516 Patienten der Intent-to-treat-Population, so Ostermann, wurden randomisiert, für maximal 84 Tage entweder Isavuconazol oder Voriconazol zu erhalten. Die mediane Behandlungsdauer betrug 45 Tage [1].
Beim primären Endpunkt der Letalitätsrate nach 42 Tagen war Isavuconazol der Vergleichssubstanz mit 18,7% versus 22,2% nicht unterlegen [1]. Beim sekundären Endpunkt Behandlungserfolg waren beide Gruppen ebenfalls vergleichbar: Das allgemeine Ansprechen am Ende der Behandlung lag in der Isavuconazol-Gruppe bei 35%, in der Voriconazol-Gruppe bei 39% [1].
In der SECURE-Studie zeigten sich in beiden Armen vergleichbare Raten nicht-letaler unerwünschter Wirkungen. Isavuconazol verursachte weniger medikamentös bedingte Nebenwirkungen als Voriconazol (42% versus 60%), sowohl an Leber/Galle (9% vs. 16%) als auch Haut (33% vs. 42%) und Augen (15% vs. 27%; [2]).

Breites Aktivitätsspektrum einschließlich Mukormykose

Sicherheit und Wirksamkeit von Isavuconazol in der Behandlung der selteneren invasiven Mukormykose wurden im Rahmen der unkontrollierten, offenen VITAL-Studie evaluiert, so Prof. Georg Maschmeyer, Potsdam. In einer Subgruppe von 37 Patienten mit gesicherter bzw. vermuteter Mukor­mykose lag die mediane Behandlungsdauer bei 84 Tagen. Die Gesamtsterblichkeitsrate an Tag 84 betrug 43% bei Patienten, die Isavuconazol als Primärtherapie erhalten hatten und 44% bei denen, die gegenüber einer vorherigen, zumeist Amphotericin B-basierten Behandlung refraktär gewesen waren oder diese nicht vertragen hatten. Die Gesamterfolgsrate am Ende der Behandlung betrug 31%, wobei fünf von 35 Patienten als vollständig und sechs als teilweise geheilt betrachtet wurden. Bei weiteren 29% (10/35) wurde ein stabiles Ansprechen beobachtet [1].

Josef Gulden


Literatur
1. CRESEMBA® Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels, Datum der Erteilung der Zulassung: 15. Oktober 2015. www.ema.europa.eu/docs/de_DE/document_library/EPAR_-_Product_Information/human/002734/WC500196128.pdf.
2. Ullmann JA et al. ECCMID 2015, ePoster EP018.
Satellitensymposium „Herausforderungen bei der Behandlung von invasiven Pilzinfektionen“ im Rahmen der DGHO-Jahrestagung am 9.10.2015 in Basel, unterstützt von Basilea Pharmaceutica Interantional AG, Basel.